„Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ – Bei diesem Titel werden sofort Erinnerungen an die kultige Disney-Produktion „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ wach. Mit der legte Joe Johnston anno 1989 den Grundstein für ein ganzes Franchise. Allerdings teilen sich die unterhaltsame US-Fantasy-Komödie und die deutsch-österreichische Verfilmung des gleichnamigen Kinderromans von Sabine Ludwig über den ähnlich klingenden Titel hinaus nur die Grundidee. Regisseur Sven Unterwaldt Jr. („7 Zwerge – Männer allein im Wald“, „Otto's Eleven“), der auch hier einen Gastauftritt für seinen Stammdarsteller Otto Waalkes in petto hat, kann bei seiner Adaption zwar auf charmante Filmeffekte setzten. Das Drehbuch aus der Feder eines Autoren-Trios um Gerrit Hermans („Yoko“, „Ritter Trenk“) ist aber viel zu überladen, um der Geschichte das nötige Herz zu verleihen. Stattdessen gehen die grob skizzierten Figuren und ihre lediglich angerissenen Probleme im allgemeinen Trubel unter.
Weil der 11-jährige Felix Vorndran (Oskar Keymer) und sein vorübergehend alleinerziehender Vater (Axel Stein) verschlafen, erscheint der Junge gleich an seinem ersten Tag an der Otto-Leonard-Schule zu spät. Für Frau Dr. Schmidt-Gössenwein (Anja Kling) ist das ein gefundenes Fressen. Die strenge Rektorin setzt nämlich mit Genuss den Rotstift an und gestattet ihren Schülern lediglich Lernen und leises Atmen. Im Matheunterricht führt sie Felix also erst einmal an der Tafel vor. Kurz darauf entert der Junge im Rahmen einer Mutprobe das alte Lehrerzimmer im verbotenen Teil der Schule. Natürlich ertappt „Schmitti“ ihn auf frischer Tat und droht sogleich mit einem Schulverweis. In Panik wünscht sich Felix ganz fest, dass seine zeternde Lehrerin schrumpft – was zu seiner Überraschung tatsächlich geschieht. Fortan suchen Felix, seine Schulkameradin Ella (Lina Hüesker) und die auf 15,3 Zentimeter verkleinerte Rektorin nach einem Gegenmittel für die Verzauberung. Unterdessen heckt der versnobte Schulrat Henning (Justus von Dohnányi) einen Plan aus, die Bildungsstätte in ein Internat für die betuchte Elite zu verwandeln.
Wie auch in seinen Komödien für Erwachsene arbeitet Sven Unterwaldt Jr. mit stark überzeichneten Figuren und einer omnipräsenten Musikspur. Wenn Felix ganz neue Seiten an seiner geschrumpften Lehrerin entdeckt und der bösartige Sohn des Schulrats Sprüche klopft, setzt Unterwaldt auf Eindeutigkeiten. Weil zugleich auch ziemlich viel in kurzer Zeit erzählt wird, bleiben die Motivationen und Problemlagen der Figuren fast zwangsläufig viel zu oberflächig. Warum Felix von allen bisherigen Schulen geflogen ist, bleibt ebenso nebulös wie seine neue Freundschaft mit Ella, zumal er kurz zuvor noch arge Probleme hatte, Anschluss zu finden. Eher unnötig ist der unausgereifte Erzählstrang um die drohende Schließung der Lehranstalt, der wie ein Fremdkörper erscheint und einzig dem Zweck dient, noch auf künstliche Weise einen Plot einzubauen, mit dem man zusätzlich die Spannung erhöhen kann. Der von Otto Waalkes („Otto – Der Film“) gespielte Geist des Schulgründers verpasst dem Ganzen hingegen eine interessante Gruselnote, die im Buch so nicht vorkommt.
Während erzählerisch einiges im Argen liegt, können allerdings die Effekte überzeugen. Wenn die auf Puppengröße geschrumpfte Lehrerin beispielsweise in einem Mäppchen verstaut wird, in den Topf eines Bonsaibaums pinkelt oder als Ziel an einer Dartscheibe hängt, sorgt die gelungene Mischung aus Technik und visuellen Einfällen für amüsante Momente. Zum Gelingen der Effekte trägt auch die im Kinderfilm-Genre erprobte Anja Kling („Hanni & Nanni“) als „Schmitti“ bei, die überhaupt aus der Riege der Darsteller herausragt. Mit viel Spielfreude benutzt Anja Kling eine Klopapierrolle als Sichtschutz beim Umziehen und macht die gefürchtete Lehrerin, die im Verlauf des Abenteuers eine neue Perspektive auf ihre Schüler gewinnt, zur einzigen facettenreichen Figur des Kinderfilms.
Fazit: Eine visuell liebenswert umgesetzte Kinderbuchverfilmung, die erzählerisch viel zu überladen ist.