[...] Von der in der Vorlage einigermaßen gekonnten Verknüpfung der heißen, sommerlichen Schwermütigkeit – vielleicht ist Melancholie das bessere Wort – mit sämtlichen pubertären Grenzerfahrungen, Rebellion, Sexualität, Nonkonformität, Freundschaft, merkt man hier nichts. Akin nimmt sich keine Zeit, innezuhalten. In einer Szene etwa übernachten die beiden Protagonisten unter einem Windrad in der ostdeutschen Wildnis – statt auf einen poetischen Moment zwischen Mensch und Natur hinzuarbeiten, die Magie des Coming of Age, ergehen sich die beiden in endlosen Nonsensgesprächen ohne Pointe, die humorvoll-hintergründig hätten sein können, wären da nicht die Jungdarsteller, allen voran Göbel, dessen Leistung Fremdscham provoziert, Voice Over wie abgelesen inklusive.
Auch die interessanteste Figur des Romans, die verwahrloste Rumtreiberin Isa, deren Wesen und Verhalten zu einem differenzierterem Verständnis des Weiblichen und der Sexualität bei Maik führt, taucht nur am Rande, wie ein Streiflicht, auf und verschwindet schon nach einigen Minuten wieder. Ertrunken im reißenden Fluss einer durch den „Fack ju Göthe“-Wahn gehetzten Inszenierung, die es (trotz inflationärer Verwendung von Drohnen-Shots) nicht schafft, die Landschaft zum Charakter zu erheben und die Trommelfelle mit unsäglicher Trash-Pop-Untermalung belastet. Da kann manch gelungenes Witzchen auch nichts ändern. [...]