Mein Konto
    Rampage 3: President Down
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Rampage 3: President Down
    Von Thomas Vorwerk

    Mit 51 noch nicht annähernd im Rentenalter, hat Regisseur Uwe Boll nun verkündet, keine Filme mehr drehen zu wollen. Das Geschäft habe sich so gewandelt, dass er sich mit seiner Art des Filmemachens nicht mehr finanziell weiterentwickeln könne, so der findige Rheinländer. Bevor er sich allerdings auf sein Restaurant in Vancouver konzentriert oder womöglich eine Politiker-Karriere einschlägt, hat er zum Abschied noch einmal etwas Eigenkapital investiert, um seine 2009 begonnene „Rampage“-Trilogie abschließen zu können. Auch beim letzten Auftritt von Bill Williamson, dem Massenmörder mit dem höchsten body count Amerikas, bleibt Boll der ihm eigenen Mischung aus politischer Agitation und billigst produziertem Action-Kino treu – dennoch ist der Thriller „Rampage: President Down“ deutlich weniger verunglückt als frühere Werke des Filmemachers.

    Bill Williamson (Brendan Fletcher) hatte am Ende von „Rampage 2 - Capital Punishment“ seinen eigenen Tod vorgetäuscht, doch nun ist er wieder da - und hat sich für sein Comeback nicht weniger als die Erschießung des Präsidenten der USA ausgesucht. Die den Filmtitel bestimmende Bluttat findet gleich zu Beginn statt, wird aber inszenatorisch fast komplett ausgespart und nur über die Fernseh-Berichterstattung eingebracht. Die eigentliche Handlung des Films besteht dann aus einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Fletcher und zwei FBI-Agenten (Steve Baran, Ryan McDonell) auf der Suche nach dem Präsidentenkiller. Wobei der „Islamische Staat“ sich offiziell längst zur Tat bekannt hat, was schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht…

    Kostensparend (das Budget betrug nur etwa eine Million Dollar) konzentriert sich Uwe Boll im Film fast komplett auf seine Hauptfigur, die als Teil der Handlung auch wieder ihre eigenen Videos dreht (diesmal spricht Williamson darin zu seinem winzigen Sohn Billy, der später mal die Wahrheit über seinen Erzeuger aus erster Hand erfahren soll). Unterdessen versucht das FBI, dem Killer mit neuartiger Gesichtserkennungssoftware auf die Spur zu kommen – und muss irgendwann feststellen, dass der Kontrahent viel zu genau über die Details der Fahndung (und die Familien der Fahnder) informiert ist. Der „irgendwie auch sympathische“ Bill (so beschreibt ihn zumindest Uwe Boll) bereitet sich in seinem Versteck im Wald auf den Großangriff der Bundespolizisten vor (ein wenig wie Sylvester Stallone in „Rambo“, nur weitaus preiswerter umgesetzt) und denkt nebenbei über seine Situation nach, wozu Flashbacks (mit Material aus Teil 1 und 2) sowie vorweggenommene Explosionen eingestreut werden.

    Insgesamt hält sich der Wutbürger mit Waffe dieses Mal fast zurück. Seine aktuellen Opfer sind neben dem (nie zu sehenden) Präsidenten „nur“ die größtenteils vermummten Mitglieder der Spezialtruppe im Showdown, mit der er sich einen geradezu fairen Kampf liefert, den man sogar als Selbstverteidigung interpretieren könnte. Diesmal - und das ist nicht unwichtig - liefert sich der Killer eben keine sadistischen Psychospielchen mit unschuldigen Zivilisten wie noch im Vorgängerfilm (Stichwort: Yoga-Hose). Hier und da spürt man allerdings noch den menschenverachtenden Ton der Figur, wobei sich Williamsons „Danke fürs Mitspielen, Freunde - Game Over!“ auch als Abschiedsgruß Uwe Bolls an die Fans seiner berühmt-berüchtigten Computerspiel-Verfilmungen verstehen lässt.

    So wie Boll sich fast eine Präsidentschaft von Donald Trump wünscht, damit die „Amis mal merken, was sie sich damit eingebrockt haben“, interessiert sich auch Bill Williamson kaum für die Konsequenzen seiner Tat, für den möglichen Krieg, den er anzettelt. Die krude Mischung aus fragwürdigen Exzessen und (selbst-)gerechtem Zorn aus früheren Filmen des Regisseurs ist hier abgemildert - wenn Williamson Nachahmer und Unterstützer findet, denen unter anderem auch Mark Zuckerberg und Taylor Swift zum Opfer fallen, lassen sich mit gutem Willen sogar satirische Untertöne entdecken. Zudem hat der Regisseur seine limitierten technischen Mittel inzwischen recht gut im Griff, selbst wenn nicht einmal ihn selbst der von der Wackelkamera dominierte Action-Teil seines Filmes sonderlich zu interessieren scheint.

    Fazit: Politisches Polemik-Wutkino mit immer noch vielen fragwürdigen Momenten, aber auch einer Reihe gelungener satirischer Spitzen – zum Abschied liefert der oft als „schlechtester Regisseur aller Zeiten“ bezeichnete/abgefeierte/verehrte Uwe Boll noch einmal einen der „besten“ Filme seiner umtriebigen Karriere.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top