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    Power Rangers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Power Rangers
    Von Andreas Staben

    Kaum ein popkulturelles Phänomen der 80er und 90er Jahre bleibt von der aktuellen Reboot- und Fortsetzungsmanie Hollywoods verschont und da war es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis auch der Samstagmorgen-Kult „Power Rangers“, der seit seiner Premiere 1993 mehr als 800 (!) Episoden hervorgebracht hat, die Franchise-Neustart-Blockbuster-Behandlung erhält. Geschätzte 105 Millionen Dollar investierte der neue Rechteinhaber Lionsgate in die Produktion des schlicht „Power Rangers“ betitelten Fantasy-Action-Abenteuers - und der Studiochef gab sich schon im Vorfeld überzeugt, dass die neue Generation der Teenie-Superhelden in ihren farblich abgestimmten Kampfanzügen für fünf oder gar sieben Filme gut sei. Woher dieser Optimismus kommt, lässt sich nach Ansicht des von Dean Israelite („Project: Almanac“) inszenierten überlangen Spektakels zwar durchaus erahnen, aber rundherum gelungen ist der erneute Sprung der Power Rangers auf die große Leinwand (nach zwei ziemlich durchwachsenen Versuchen in den 1990ern) trotzdem nur bedingt. Die Macher entfernen sich deutlich von den grotesk-überdrehten Albernheiten der Serie, gehen ein paar Schritte in Richtung eines ernsthaften Teenager-Superhelden-Dramas und landen am Ende im blockbustertypischen Action- und Effekte-Exzess.

    Vor 65 Millionen Jahren: Zordon (Bryan Cranston) und seine außerirdischen Original-Power-Rangers verteidigen die Erde gegen Rita Repulsa (Elizabeth Banks), als ein Meteor den Planeten trifft und (fast) alle Rangers tötet. Sein Roboter Alpha 5 (Stimme im Original: Bill Hader) kann nur noch Zordons Bewusstsein auf dem Computer ihres Raumschiffs speichern. Erst wenn jemand die mächtigen Münzen entdeckt, mit denen die Superkräfte der Power Rangers freigesetzt werden, kann Zordon wieder zu vollem Leben erwachen. Heute: Der technisch interessierte Außenseiter Billy (RJ Cyler) will in einer Goldmine außerhalb seines Heimatorts Angel Grove eine mysteriöse Energiequelle freisetzen. Gemeinsam mit seinen Schulkameraden Jason (Dacre Montgomery), Zack (Ludi Lin), Kimberly (Naomi Scott) und Trini (Becky G) entdeckt er die Power-Münzen. Alle fünf Teenager entwickeln daraufhin besondere Fähigkeiten und als sie dann noch Zordons Raumschiff bergen, erfahren sie, dass sie die neuen Power Rangers sind. Sie müssen ihre Kräfte bündeln und die Welt vor der Zerstörung durch die wiederbelebte Rita retten…

    Zordon-Darsteller Bryan Cranston („Breaking Bad“), der hier fast nur als Hologramm in Erscheinung tritt, hat das Verhältnis dieses „Power Rangers“-Films zur Originalserie (an der er einst als Synchronsprecher beteiligt war) mit dem von „The Dark Knight“ zur 60er-Jahre„Batman“-Serie verglichen. So düster wie Christopher Nolans Superhelden-Abgesang ist „Power Rangers“ natürlich nicht, das würde auch gar nicht zu dem Stoff passen, aber man bemüht sich sichtbar um mehr Ernsthaftigkeit. Die Neunjährigen, die sich heute auf Nickelodeon begeistert die Fernseh-Rangers anschauen, werden hier nicht angesprochen – und auch die auf die Aktivierung nostalgischer Kindheitserinnerungen hoffenden Twenty- und Thirtysomethings könnten enttäuscht sein. Zwar werden jede Menge Brücken zu den ursprünglichen „Mighty Morphin Power Rangers“-Staffeln geschlagen, aber oft bleiben die Verweise etwas halbherzig. Der kultige „Go Go Power Rangers!“-Song wird nur kurz angestimmt, Martial-Arts-Einlagen gibt es kaum und der Humor wurde zurückgefahren – wer sich nach dem alten „Power Rangers“-Feeling in neuem Gewand sehnt, der ist mit Joseph Kahns Fanfilm „Power/Rangers“ mit James Van Der Beek und Katee Sackhoff womöglich besser bedient.

    Einzig die kaum wiederzuerkennende Elizabeth Banks („Pitch Perfect“) als Alien-Schurkin Rita Repulsa legt hier einen stilecht comichaft-abgedrehten Auftritt hin: Als schlangenhaft-trashige Punkbraut mit Goldobsession, die der Verkäuferin im Juweliergeschäft unverhohlen auf den Zahn fühlt, zeigt sie unstillbaren Appetit auf Macht und Zerstörung und stiehlt den Helden mindestens so offensiv die Schau wie die Kollegin Margot Robbie als Harley Quinn in „Suicide Squad“. Während der Roboter Alpha 5 für mildes Amüsement sorgt, aber um Welten hinter K-2SO und anderen „Star Wars“-Figuren zurückbleibt, spielen die fünf jugendlichen Protagonisten scheinbar in einem ganz anderen Film mit als Banks. Diese Teenager soll man ernstnehmen und obwohl die Figurenzeichnung keineswegs tiefschürfend ausfällt, kann man das mit etwas gutem Willen auch. Nur der nach einem unglaublich dämlichen pubertären Streich (Stichwort: Bullenmelken) in Ungnade gefallene Quarterback Jason bleibt völlig farblos – und es ist umso unverständlicher, warum ausgerechnet ihm eine gleichsam natürliche Führungsrolle zufällt. Die unangenehme Erklärung: Er ist eben der einzige männliche Weiße in dem sehr diversen Helden-Quintett…

    Die anderen vier jungen Darsteller nutzen die wenigen intimeren Momente für rudimentäre Skizzen von Außenseitertum (sogar sachte Hinweise auf Homosexualität gibt es). Das ist noch nicht viel, aber auf dieser Basis ließe sich fortsetzungsmäßig aufbauen. Wenn wir den Figuren noch näherkommen dürfen, dann würde sich auch das Gefühl von Gefahr besser vermitteln lassen, dieses Mal entsteht trotz zahlreicher lebensbedrohlicher Situationen nie der Eindruck, den jungen Helden könnte etwas Ernsthaftes passieren – wenn hier jemand in einen tiefen Abgrund stürzt, ist das noch lange nicht sein Ende. Die tonalen und stilistischen Gegensätze zwischen buntem Spektakel und Teenagerdrama kommen nicht recht zusammen und am Ende haben dann im einzigen wirklich großen Actionhöhepunkt des insgesamt CGI-lastigen und immer wieder sehr künstlich wirkenden Films endgültig die Effektspezialisten das Kommando. Sie machen ihre Sache vor allem bei Ritas riesigem Gold-Monster Goldar sehr gut und der finale Exzess passt dann auch wieder irgendwie zu den Übertreibungen und Unwahrscheinlichkeiten des Originals.

    Fazit: Bei ihrem „Power Rangers“-Reboot schlagen Regisseur Dean Israelite und seine Mitstreiter einen unentschiedenen Zick-Zack-Kurs zwischen Originaltreue, Modernisierung und Neuausrichtung ein. Das Ergebnis ist entsprechend unausgegoren, aber nicht ohne Reiz.

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