Bekannt wurde Regisseur Ti West mit Horrorkost wie „The House Of The Devil“ oder „The Sacrament“, nun wendet er sich mit „In A Valley Of Violence“ dem immer wieder totgesagten (aber niemals wirklich toten) Westerngenre zu. Als Hauptdarsteller hat er Ethan Hawke („Boyhood“) engagiert, der zuletzt noch in Antoine Fuquas „Die glorreichen Sieben“-Remake durch die Prärie ritt und hier nun eine ganz ähnliche Figur spielt wie dort: Er will sich eigentlich vom Töten abwenden und gerät wider Willen in eine Gewaltspirale. Das ist klassischer Westernstoff, den Ti West zu einem schnörkellosen und angenehm altmodischen Genrefilm verarbeitet. Nur auf die westerntypischen Landschaftspanoramen verzichtet der Regisseur – das ändert aber nichts daran, dass „In A Valley Of Violence“ insbesondere für die Fans dieses uramerikanischen Genres solide Unterhaltung bietet.
Der Soldat Paul (Ethan Hawke) kämpfte für die Nordstaaten im Bürgerkrieg und will sich des Tötens überdrüssig mit seiner Mischlingshündin Abbie nach Mexiko absetzen. Auf dem Weg dorthin macht er im Wüstenkaff Denton irgendwo im texanischen Hinterland Zwischenhalt. Hier gerät er mit dem hitzköpfigen Gilly (James Ransone, „Sinister“) aneinander, dem Sohn des lokalen Marshalls (John Travolta, „Pulp Fiction“). Gilly provoziert Paul zu einer Schlägerei, die der Veteran mit einem einzigen Fausthieb beendet. Auf Geheiß des Marshalls zieht Paul anschließend weiter Richtung Mexiko, doch der brüskierte Gilly und seine Kumpanen nehmen die Verfolgung auf , überrumpeln Paul am nächtlichen Lagerfeuer und werfen ihn einen Abhang herunter. Doch der Mann überlebt – und sinnt auf Rache.
Ti West, der auch das Drehbuch geschrieben hat, erzählt eine gradlinige Rachegeschichte und garniert sie mit einem langen Showdown. Schon von der ersten Szene an, in der Paul auf einen bewaffneten Missionar trifft, liegt die Gefahr in der Luft, die das „Tal der Gewalt“ umweht. Zugleich macht West sofort klar, dass der Protagonist ein tougher und nicht so leicht aus der Fassung zu bringender Kerl ist. Sein Widersacher Gilly hingegen ist ein kaum ernstzunehmender Hitzkopf, der seinem Vater beweisen will, dass er ein harter Hund ist. Der von John Travolta imposant verkörperte Marshall schließlich gerät in eine erzählerisch reizvolle Zwickmühle: Er wird durch die Umstände zum unfreiwilligen Gegner Pauls, aber zugleich ist ihm bewusst, dass sein Sohn hier das eigentliche Problem darstellt.
Nicht nur mit der ohne große Umschweife vorangetriebenen Handlung und den klar definierten Figuren knüpft Ti West an die Westerngeschichte an, sondern vor allem auch mit dem Look: Er hat „In A Valley Of Violence“ auf analogem 35-mm-Filmmaterial gedreht und verleiht seinem Film insgesamt ein leicht nostalgisches Flair, wozu auch die wunderbar atmosphärische Musik von Jeff Grace („Night Moves“) beiträgt, die wohlige Erinnerungen an alte Italowestern wachruft. Außerdem zitiert er immer wieder große Vorbilder: Gleich der Vorspann ist im Stil des berühmten Schattenspiel-Intros aus Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar“ gehalten.
Abseits der effektiv inszenierten Spannungsszenen streut Ti West immer wieder überraschend humorvolle Momente ein, etwa wenn die Hündin Abbie als liebenswerter Sidekick die Sympathien auf sich zieht oder wenn ein völlig unpassender Wilhelmsschrei ertönt (der berühmte Soundeffekt hatte seinen Ursprung immerhin im Western „Die Teufelsbrigade“). Recht nichtssagend bleiben indes die hilflos agierenden Frauenfiguren, die im Kontext des simplen Handlungsverlaufs eher störend wirken. „Valley of Violence“ ist eben auch in diesem Punkt durch und durch altmodisch...
Fazit: „In A Valley Of Violence“ ist grundsolide, nostalgisch angehauchte Westernunterhaltung.