In Michael Mann´s (Heat) Film "Insider" geht es um den Chemiker Jeffrey Wigand (Russell Crowe) der von dem Tabak Konzen Brown und Williamson gefeuert wird. Jeffrey hatte einige brisante Informationen über die Firma. Diese könnten der Firma enorm schaden. Doch Jeffrey ist an eine kniffelige Verschwiegenheitsklausel gebunden und ist somit dazu verdammt die Klappe zu halten. Als Jeffrey mit dem Journalisten Lowell Bergman (Al Pacino) in Verbindung kommt, werden Jeffrey und seine Familie terrorisiert. Jeffrey möchte nun doch die Macht der 4. Gewalt nutzen...
Wer den Namen Russell Crowe hört, denkt gleich an seinen Berserker aus "Gladiator" oder seinen prügelnden Knaben aus L.A. Confeditional. Also einen harten, rauen und äußerst ungemütlichen Typen.
Doch spielt Crowe einen gefühlvollen Familienvater mit einen Doktortitel! Einen Vater, der sein Gewissen ignoriert und einen Job in einer schädlichen Firma annimmt weil er da fürstlich entlohnt wird. Einen Lohn, mit den er seiner Asthma erkrankten Tochter helfen kann, ein Haus zu kaufen und nebenbei noch 2 Autos.
Wer Russell Crowe in diese Rolle sieht, der wird sich verwundert die Augen reiben!
Was macht Mann´s "Insider" so stark und verleitet einen, eine so hohe Wertung zu vergeben?
Hauptargument dafür ist sicher die Spannung! Der Film ist ungemein spannend. Zwar geht der Filme stolze 2 1/2 Stunden lang, aber Michael fackelt nicht lange und zeigt gleich einen gefeuerten Jeffrey Wigand und die Story beginnt. Kurz danach legt Mann einen Mantel der Bedrohung um die komplette Welt von Jeffrey. Sinnbild dafür ist sicher die Golfszene. Jeffrey möchte abends nur ein paar Bälle schlagen und seinen Kopf frei kriegen. Doch ständig passiert was im Schatten. Man denkt die ganze Zeit über, jeden Moment könnte ihn jemand angreifen. Als dann auf den Parkplatz ein zweiter nebendran steht und ihn nur leise beobachtet, spielen einen die Nerven völlig blank. Doch die Handlung konzentriert sich nicht nur auf Jeffrey´s Leben- nein auch der gute Lowell wird mithineingezogen! Da sein Nachrichtensender CBS, aufgrund des Interviews mit Wigand, eine Drohnung durch den Zigarettengiganten droht, wird Lowell gezwungen, kürzer zu tretten. Diese ganze Spannung zieht sich wie ein roter Faden durch die komplette Story. Wer ist richtig, wer ist falsch? Wen können die beiden trauen? Will Lowell Jeffrey überhaupt helfen oder braucht er nur diesen Kick? Der Film lässt einen nicht zur Ruhe kommen. Fragen über Fragen- und das den ganzen Film über. Gegen Ende ist die Handlung so ungemein spannend, dass einen sogar zweifel an Jeffrey´s Geschichte aufkommen.
Der Film behandelt aber auch ein weiteres, sehr wichtiges Thema. Und das ist das Thema "Öffentlichkeit".
Haben wir als Dritte ein Recht darauf zu erfahren was Wigand in dieser Tabakindustrie gesehen hat?
Das ganze wird so rübergebracht, dass man als Zuschauer immer wieder hin und her schwankt. Es kommen Fragen auf wie "warum mischt sich Lowell da ein und wieso will er unbedingt diesen Skandal ans Tageslicht bringen". Weniger Minuten später sieht man das ganze aus einer anderen Perspektive und bewundert Wigand für seinen Mut.
Schauspielerisch ist der Film definitiv auf der aller höchsten Ebene. Allen voran Russell Crowe. Wie oben schon erwähnt, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Die Oscarnominierung 1999 als bester Hauptdarsteller geht vollkommen zu recht an ihn. Al Pacino spielt gewohnt sehr stark auf. Er gibt eine sehr undurchsichtige Rolle bei der man nie genau weiß was er sich überhaupt davon erhofft. Mit Christopher Plummer in einer wichtigen Nebenrolle, haben wir einen weiteren richtig guten Darsteller. Plummer spielt den bessigen Interviewer Mike Wallace. Wallace ist seit über 50 Jahren im Geschäfft und lässt sich von keinen mehr aus der Ruhe bringen. Unter anderen hat noch Bruce McGill (Ali) einen denkwürdigen Auftritt ein äußerst schlecht gelaunter Anwalt. Die anderen Rollen sind ebenfalls sehr gut. Aber sie spielen jetzt keine besonders große Rolle, dass man ihnen besonders Beachtung schenken muss. Musikalisch ist der Film grandios untermalt. Jeder Ton trifft den Nerv und sie verstärkt die bereits große Spannung. Technisch ist der Film, wie bei allen Michael Mann Filmen, exzellent.
FAZIT: Mit "Insider" liefert uns Michael Mann einen sehr spannenden Film über einen Mann, der große Mut aufweißt. Trotz 2 1/2 Stunden unterhällt der Film einen sehr gut und er wird von mal zu mal sogar besser! Was nicht viele seines Genres schaffen. Schade, dass der Film so unbekannt ist. Hut ab vor Crowe.