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    Everyday Rebellion
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Everyday Rebellion
    Von Asokan Nirmalarajah

    Im Internet-Zeitalter ist Crossmedia eines der Schlagwörter. Alles was heute zählt ist der Content, der über alle möglichen Medienformate verbreitet und an die Zielgruppe gebracht werden kann. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Dokumentation „Everyday Rebellion“ die nicht nur der jüngste Langfilm der iranisch-österreichischen Regie-Brüder Arash T. und Arman T. Riahi („Schwarzkopf“) ist, sondern gleichzeitig Teil des gleichnamigen Crossmedia-Projekts. Auf der Webseite www.everydayrebellion.net wird die Agenda des Dokumentarfilms durch die Kommunikationsmittel des Internets fortgeführt. Dort wird von Formen des gewaltfreien Protestes berichtet und wie er umzusetzen ist. Das ist zwar eine löbliche Haltung, die von den Regisseuren allerdings allzu einseitig propagiert wird.

    Das 21. Jahrhundert ist weniger durch Kriege als durch Proteste geprägt. Ziviler Ungehorsam hat nicht zuletzt durch die Möglichkeit der schnellen Verbreitung im Internet und dem dadurch geschaffenen unmittelbaren Zugang auf die Weltöffentlichkeit immer mehr an Zugkraft gewonnen. Beispiele sind etwa die Proteste im Iran in Folge der Präsidentschaftswahlen im Jahre 2009, die Turbulenzen des Arabischen Frühlings oder auch die Occupy-Bewegung in New York, die weltweit Beachtung fand. Durch neue Technologien hat der unbewaffnete Widerstand gegen soziale Ungerechtigkeit an ungeahnter Kraft gewonnen. Die Riahi-Brüder reisten für „Everyday Rebellion“ von Land zu Land und zeigen Menschen, die auf der Straße für ihre Rechte kämpfen und befragt Wissenschaftler nach den wirksamsten Methoden des Widerstands.

    Die österreichisch-schweizerische Co-Produktion, die am Rande der Berlinale 2014 mit dem „Cinema for Peace Award“ ausgezeichnet wurde, ist fraglos ein ambitioniertes Projekt. Abgesehen von den zahlreichen, sich ständig wechselnden Schauplätzen (Kairo, Kiew, Teheran, New York, Madrid, London), der Fülle an unterschiedlichen Sprachen und der vielseitigen Einschätzungen von Wissenschaftlern, Theoretikern und Aktivisten, versuchen sich die Filmemacher an einem möglichst umfassenden Bild des Phänomens gewaltfreier Protest. So werden Ursprung, Durchführung und die Nachwirkungen der unterschiedlichen Protestwellen gegen repressive Systeme gezeigt und auf Gemeinsamkeiten geprüft. Dabei wird kein großer Unterschied zwischen den Gruppierungen gemacht und man begegnet populären Bewegungen wie „Occupy Wall Street“ ebenso neutral wie den ukrainischen Schock-Aktivistinnen von „Femen“.

    Die Ziele, die die Riahi-Brüder mit ihrem Film verfolgen, sind zweierlei: Zum einen versuchen sie eine möglichst umfassende Darstellung aktueller Protestbewegungen abzuliefern, zum anderen neue Akteure für gewaltlosen Protest gegen Ungerechtigkeiten zu gewinnen. Ob nun in Form dieser Dokumentation, durch die oben erwähnte Internet-Plattform oder mittels einer App fürs Smartphone: Die Rezipienten sollen auf allen Kanälen zum Protest aufgefordert werden. Das mag im Ansatz gut und sinnvoll erscheinen, führt aber auch dazu, dass „Everyday Rebellion“ als eigenständiger Film zu sehr von der Richtigkeit seiner Thesen überzeugt ist, um ein ausgewogenes Bild abzuliefern. Vor allem das kritiklose Nebeneinanderstellen der verschiedenen Gruppierungen und Protestformen führt des Öfteren zu trivialen, oberflächlichen Analysen. Zudem wird der jeweilige Kontext der Proteste, die politischen, sozialen und ökonomischen Umstände fast völlig ausgeblendet. So gerät der Aufruf zum Protest zunehmend zum Selbstzweck, der sich der Frage entzieht, gegen wen oder was denn im Einzelfall überhaupt protestiert wird.

    Fazit: Mit ihrer Dokumentation „Everyday Rebellion“ liefern die Riahi-Brüder einen interessanten, aber letztlich oberflächlichen Überblick über Beispiele gewaltlosen Protest ab, der die Fahne der Rebellion allzu unreflektiert schwingt.

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