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    Die Melodie des Meeres
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die Melodie des Meeres
    Von Ulf Lepelmeier

    Es fällt nicht schwer zu erkennen, dass sich der Ire Tomm Moore („Das Geheimnis von Kells“) bei seinem Animationsmärchen „Die Melodie des Meeres“ vom Meisterregisseur Hayao Miyazaki („Prinzessin Mononoke“, „Chihiros Reise ins Zauberland“) inspirieren ließ, der in seinen Werken regelmäßig die japanische Kultur und ihre geisterhaften Mythen auf völlig unbeschwerte Weise in die Welt hinaustrug und dabei so universale Themen wie Freundschaft, Verlust oder die Bewahrung der Natur verhandelte. Moores Film ist ein tief berührendes, durch und durch irisches Gegenstück zu Miyazakis „Ponyo – Das große Abenteuer am Meer“ – also ein Kinderfilm, der nicht nur junge Kinogänger begeistert, sondern auch ältere Semester sofort verzaubert. In „Die Melodie des Meeres“, der 2015 eine hochverdiente Oscarnominierung als Bester Animationsfilm erhielt, zelebriert Moore den Reichtum der keltischen Mythen und trägt auf bestmögliche Weise dazu bei, dass diese nicht in Vergessenheit geraten.

    Nach dem Tod ihrer Mutter leben der zehnjährige Ben (Stimme im Original: David Rawle) und seine vier Jahre jüngere Schwester Saoirse  (Lucy O'Connell) gemeinsam mit dem betrübten Vater (Brendan Gleeson) im Leuchtturm einer kleinen Insel. Unterdessen macht sich die Großmutter (Fionnula Flanagan) große Sorgen um ihre derart abgeschieden aufwachsenden Enkel, immerhin hat Saoirse bisher noch kein einziges Wort gesprochen. Also nimmt die Oma die Geschwister nach einem Inselbesuch kurzerhand mit zu sich in die weit entfernte Stadt. Doch bereits in der ersten Nacht machen sich die Kinder allein auf den Heimweg...

    Immer kindgerecht, aber auch für Erwachsene absolut faszinierend: „Die Melodie des Meeres“ entführt sein Publikum in eine mythologisch überhöhte (Unterwasser-)Welt, für die Tomm Moore einen vollkommen eigenständigen, flächig-ornamentalen Look kreiert hat. Die Meereswelt-Animationen sind so atemberaubend schön wie die Geschichte von den zwei Kindern, die ihre Mutter so schmerzlich vermissen und dann plötzlich auf die Geheimnisse ihrer Familie stoßen, berührend ist. Der persönliche Verlust von Ben und Saoirse spiegelt sich in der Tragik des langsamen Vergessens der alten Mythen und Sagen, die doch eigentlich eine so wesentliche Bedeutung für die irische Kulturidentität besitzen. Dabei wird nicht nur einfühlsam von dem individuell unterschiedlichen Umgang der einzelnen Familienmitglieder mit der Trauer und dem vielschichtigen Verhältnis zwischen Bruder und Schwester erzählt, sondern über die Anbindung an das keltische Kulturerbe wird zugleich die regionale Färbung und das Universelle der Erlebnisse und Empfindungen lebendig.

    Fazit: Tomm Moore huldigt dem folkloristischen Zauber des Geschichtenerzählens und schafft mit „Die Melodie des Meeres“ ein magisches Kinoerlebnis für junge und alte Animationsfilmfans.

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