Muss böse immer böse bleiben? Ist das Schicksal der Menschen ein für allemal durch ihre Herkunft festgelegt? Nein, ist es nicht - jedenfalls nicht in „Descendants – Die Nachkommen“, einem Teenie-Musical aus Disney-Fabrikation, in dem Märchenelemente mit Bestandteilen des klassischen Highschool-Films kombiniert werden. Zusammen ergibt das eine etwas gefühlig-süßliche, aber insgesamt doch schwung- und einigermaßen humorvolle filmische Melange. Wenn man dazu noch Popcorn auf dem heimischen Herd selbst erstellt hat, mit dem sich nach Herzenslust auf dem Sofa herumkrümeln lässt, hat man stilistisch alles ganz richtig gemacht. Denn nichts könnte amerikanischer sein als die Botschaft dieses von „High School Musical“-Macher Kenny Ortega routiniert inszenierten Films: Über deinen Way of Life bestimmst allein du selbst.
Der jungen Mel (Dove Cameron), Tochter der bösen Fee Malefiz, und ihren Freunden ist es in die Wiege gelegt, den Weg des Bösen zu gehen. Sie leben mit ihren Eltern als Verbannte auf einer Gefängnisinsel weitab von der Welt der guten Märchenfiguren und ihren Familien. Als im Märchenland der junge Prinz Ben (Mitchell Hope) alt genug ist, den Thron zu besteigen, verfügt er, dass den Nachkommen der Verbannten eine Chance gegeben werden soll, sich in der Welt der Guten zu bewähren. Seine Eltern, die Schöne und das Biest, sind keineswegs begeistert, doch Ben setzt sich durch, und die Nachkommen von Malefiz und dreier weiterer Märchenbösewichte, darunter die schöne Tochter der Bösen Königin, ziehen ins Internat der örtlichen Märchen-Highschool ein. Mel, die als Feentochter schon ganz gut zaubern kann, hat zunächst nichts Besseres zu tun, als ihre Künste für allerlei Unheil einzusetzen. Ihr großes Ziel ist es, den Auftrag ihrer Mutter zu erfüllen und sie in den Besitz des mächtigen Zauberstabs der Guten Fee zu bringen, die über großen Einfluss im Königreich verfügt…
Die Filmhandlung läuft natürlich darauf hinaus, dass die Bösewichtskinder geläutert und zum Guten bekehrt werden. Diese Wandlung läuft hier verhältnismäßig reibungslos ab, da der Schurkennachwuchs noch so jung und im Grunde unschuldig ist, und außerdem hilft auf bewährte Weise die Liebe. Und so absehbar die Handlung und ihr Ausgang sein mögen, so ist das Ganze doch auf Disney-Art charmant gemacht. Die Botschaft „Du kannst das Gute wählen!“ ist ja an sich sympathisch. Dass auch das programmatisch Gute die Gestalt einer Tyrannei der Tugend annehmen kann, wird zumindest hier und da angedeutet. Für allzu viele Zwischentöne ist allerdings kein Platz, denn es muss ja auch noch gesungen und getanzt werden. Immerhin ist das alles nett arrangiert, gut choreographiert und mit Elan dargeboten. Nicht zuletzt dürfen die Märchengirls viele, viele schöne Kleider vorführen, denn Mädchen, die schöne Klamotten lieben, sind unübersehbar die Hauptzielgruppe dieses knallbunten Filmmärchens und sie werden alle natürlich auch mit einem schmucken Märchenprinzen zum Anschmachten belohnt.
Fazit: Ein echter Popcorn-Cola-Chips-Highschool-Film mit Märchenthematik für Teens, dessen wohlmeinende emanzipatorische Botschaft in eine angenehm bunte, wenn auch nicht übermäßig originelle Handlung verpackt ist.