Mit wem sonst, wenn nicht Oliver Masucci, könnte man „Schachnovelle“ besser besetzen. Er brilliert in seiner Rolle als Anwalt Bartok und harmoniert mit Albrecht Schuch an seiner Seite als Gestapo-Leiter Böhm. Die beiden sind einfach die perfekte Besetzung für einen historischen Film wie diesen. Wahnsinns Leistungen und um ehrlich zu sein, bei weitem eindringlicher als Curd Jürgens in der Ursprünglichen Schachnovelle. Während man mit Jürgens den ganzen bzw. fast ganzen Film nur lachen kann, so darf man sich mit Masucci auch mal auf einen ernsten Film mit herausragenden, beeindruckenden und Leistungen freuen. Zwischen den beiden Ausführungen der „Schachnovelle“ liegen Welten…
Natürlich überzeugen in der Geschichte nicht nur Masucci und Schuch, denn auch der übrige Cast liefert grandiose Leistungen.
Trotz der ernsten Thematik, die sehr beeindruckend von allen Schauspielern wiedergegeben wird, geht der Humor, den die Geschichte zu bieten hat, nicht verloren.
Die beiden Ausführungen der „Schachnovelle“ unterscheiden sich durch authentische schwarz-weiß Aufnahmen, die die Geschichte mit Curd Jürgens zu etwas besonderen machen. Die „Schachnovelle“ mit Curd Jürgens spielt sich zum größten Teil auf dem Schiff ab, während Oliver Masucci in der Neuverfilmung zum größten Teil im Hotelzimmer spielt.
Die Verfilmung von Stölzl orientiert sich fast originalgetreu an der Vorlage mit Jürgens. Jedenfalls was die ernsten Szenen anbelangt, die Masucci aber ernster und mit mehr Überzeugungskraft präsentiert.
Schon zu Beginn der Geschichte ist die Musik entspannter als bei der Originalverfilmung und der Anfang ist auch durchaus spannender und fesselnder gehalten. Selbst auf den Humor von Curd Jürgens hat man aus positiver Sicht verzichtet. Wenn man ganz ehrlich ist, so passt der Humor so rein gar nicht in die Geschichte.
Wundervolle Walzerklänge treffen auf eine ernste Geschichte rund ums Schachspiel, dass einen erfinderisch werden lässt, denn wenn man keine Figuren und auch kein Schachbrett hat, so nimmt man z. B. einen karierten Fußboden als Schachbrett und die Figuren erstellt man sich aus Lebensmitteln.
Auch wenn die schwarz-weiß Aufnahmen fehlen, die die Geschichte wirklich sehr authentisch werden lassen, so überzeugt diese Verfilmung der „Schachnovelle“ mit atemberaubenden und authentischen Aufnahmen auf dem offenen Meer.
Die Moderne macht sich aber auch an der Verfilmung von Stölzl bemerkbar, wenn man bedenkt, dass damals in einem Hotelzimmer mit tropfendem Wasserhahn gespielt wurde und jetzt schon ein eigenes Bad im Zimmer ist.
Alles in allem ist die Inszenierung mit Masucci um Wellenlängen voraus und die Szenen sind weitaus berührender.
Alles in allem eine ehrliche und ernstzunehmende Inszenierung mit einem spannenden Soundtrack und einzigartigen Aufnahmen, die jede Menge Einfallsreichtum, Mut, Zusammenhalt und Intrigen präsentiert.