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    Rockabilly Requiem
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Rockabilly Requiem
    Von Antje Wessels

    Regisseur Till Müller-Edenborn kam die Idee zu „Rockabilly Requiem“ vor einigen Jahren bei den Dreharbeiten zum Kinderserienklassiker „Schloss Einstein“, als die Aufnahmen während eines stürmischen Regengusses für eine Weile unterbrochen werden mussten. Im Laufe dieser erzwungenen Pause habe sich bei den jungen Darstellern eine große Unruhe aufgebaut, die mit der Zeit in Wut umschlug. Diese intensiven Emotionen haben Müller-Edenborn an seine eigene Kindheit in der Bundesrepublik der 1980er Jahre erinnert, und dies wurde zum Grundstein für sein später zusammen mit Jörg Bruhn verfasstes Drehbuch zum Familiendrama „Rockabilly Requiem“: Die Freunde und Musikerkollegen Sebastian (Sebastian Tiede), Hubertus (Ben Münchow), Eddie (Jeremias Kochorz), Buddie (Roland Schreglmann) und die Punkprinzessin Debbie (Ruby O. Fee) leben für ihre Musik, mit der sie hin und wieder in kleinen, nichtssagenden Bars auftreten. Als übers Radio eine Vorgruppe für eine angesagte Rockabilly-Band gesucht wird, wähnen sie sich an der Schwelle zum ganz großen Erfolg, doch da haben Sebastian und Hubertus die Rechnung ohne ihre Väter gemacht …

    Die erste Viertelstunde widmet Regisseur Till Müller-Edenborn der Newcomer-Band, die von einer Handvoll herausragender Jungmimen zum Leben erweckt wird. Mauerblümchen Sebastian erzählt aus dem Off davon, wie die Gruppe mit dem vielsagenden Namen Rebels zusammenfand und weshalb er eigentlich überhaupt nicht zu ihr passt, aber auch davon, wie er vor Monaten mit der bezaubernden Debbie anbandelte. Vor allem betont er aber immer wieder den Traum der Jungs, endlich erfolgreich zu werden. Und Erfolg bedeutet für sie, aus der Enge ihres bürgerlichen Daseins ausbrechen zu können: Wenn sie nachts laut lärmend durch die Straßen rennen und Erwachsene anpöbeln, dann begehren die Teenager aggressiv gegen die Spießigkeit ihrer Eltern auf und gebären sich als rotznäsige Rebellen. In solchen Momenten machen sie es einem auch nicht gerade leicht, ihnen Sympathien entgegenzubringen. Doch das ändert sich schnell: Mit dem Auftauchen von Hubertus‘ Vater (Alexander Hauff), der seinen Sohn bei jeder Gelegenheit windelweich prügelt, verändert sich der Tonfall von „Rockabilly Requiem“ schlagartig.

    Nicht nur in Hubertus‘ Familie sind Gewalt und Streit an der Tagesordnung, auch Sebastian hat angesichts der wachsenden Verwahrlosung bei sich zu Hause kaum eine Chance, seine Jugend auszuleben. Die tragischen Vorfälle in beiden Familien beißen sich mit der Leichtigkeit, die in den Szenen des Musikmachens vorherrscht: Das wirkt dramaturgisch manchmal etwas holprig, aber zugleich gibt diese emotionale Diskrepanz dem Film einen besonderen Reiz. Die Musik ist nicht nur Zuflucht, an sie sind auch die Träume von einem anderen, einem besseren Leben geknüpft. Der Film geht daher schon bald über eine reine Rockabilly-Hommage hinaus und entwickelt sich zu einem unberechenbaren, intensiven und mitreißenden Drama: Was wie eine von unzähligen Erfolgsgeschichten begonnen hat, in denen sich eine Band langsam vom Niemand zur ganz großen Nummer hochmusizieren darf, bekommt hier ganz unerwartete Widerhaken. Die oft beschworene Maxime, dass man alles erreichen könne, wenn man nur fest daran glaube, wird nachhaltig in Frage gestellt, und auch ein Happy End ist hier entsprechend alles andere als unausweichlich.

    Fazit: Trotz eines fetzigen Soundtracks ist „Rockabilly Requiem“ kein musikalischer Streifzug durch die Zeit von Elvis und Co., sondern entpuppt sich nach schwungvollem Beginn als intensives und zunehmend tragisches Familiendrama.

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