Bei "Stung" muss man zwei Aspekte in die Beurteilung mit einfliessen lassen, die hier essentiell wichtig sind: 1. Es ist ein Genrefilm aus Deutschland und 2. es ist ein Debutfilm.
Genrekino hat es in Deutschland äusserst schwer. Doch jeder Regisseur muss überhaupt erstmal die Chance bekommen, in einem Genre Erfahrungen zu sammeln um Meisterschaft zu erlangen. Während in den USA, aber auch in Frankreich oder sogar Spanien das Genrekino mutig gefördert und auch vom Publikum her positiv aufgenommen wird, haben es Regisseure in Deutschland mit gewaltigen Windmühlen zu tun. "Kein tiefsinniges Drama? Keine Tragödie, welche im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist? Keine seichte Komödie mit Erfolgsschauspielern? Vergessen Sie es!" Kein Wunder, dass so viele es dann doch bevorzugen, gleich in Hollywood zu drehen um ihrer Fantasie freien Lauf lassen zu können (bekanntestes Beispiel: Roland Emmerich). Ein Jammer in Anbetracht der ohne Frage vielen Talente im Film, die Deutschland so verloren gehen.
Unter diesem Aspekt ist "Stung" ein solider, kleiner Horrortrash-Film, der kurzweilig ist und Spass macht. Natürlich kennt man die vielen Vorlagen aus den Klassikern, die Diez hier herangezogen hat ("Alien" ist nur einer von vielen Filmen, die hier genutzt werden). Aber das ist völlig ok. Ein Zitat zum kreativen Prozess sagt schliesslich treffend: Erst kommt die Imitation, dann die Interpretation und erst dann die Innovation. Gerade bei einem auch durch gestalterisches Handwerk geprägten Metier wie dem Filmemachen trifft dies zu. Wie soll man sein kreatives Handwerk lernen, wenn man es nie ausprobieren kann?
Stung hat die richtige Prise Humor, Irrsinn und Grusel, die ein solcher Monsterfilm benötigt. Man merkt ihm an, dass er noch nicht soviel Erfahrung mit Timing hat, auch der Schnitt ist nicht immer optimal. Doch das passt zum allein schon abenteuerlichen Setting
mit den aus Menschen schlüpfenden Riesenwespen
. Da genügend Selbstironie vorhanden ist, funktioniert der Film.
Zur Story muss man nicht viel sagen: eine Party bei einem abgelegenen Herrenhaus, durch eine finstere Verkettung von Umständen wird die Festgesellschaft von Horrorwespen dahingerafft und nur eine kleine Gruppe gelingt es, sich (vorerst) in Sicherheit zu bringen.
Einzig gestört hat der überchargierende Hauptdarsteller, der immer ein wenig wirkte als hätte er irgendwelche Aufputschmittel geschluckt: er stolpert, schnaubt, hustet, schreit derart oft, dass man ihm am liebsten ab und dann mal eine Ohrfeige verpassen wollte mit dem Spruch: "jetzt komm mal runter!".
Insgesamt ein kurzweiliger Spass für Freunde des trashigen Monsterfilms und ein mutiges Projekt aus dem Antiland für Genrefilme. Gerne mehr davon!