Der Isländer Dagur Kari hat das Drama „Virgin Mountain“ geschaffen.
Fúsi (Gunnar Jónsson) ist ein übergewichtiger 43-Jähriger, der bei seiner Mutter wohnt. Sein Leben läuft seit Langem immer gleich ab: Er arbeitet am Flughafen, wo er gemobbt wird, spielt mit seinem Kumpel Mörður (Sigurjón Kjartansson) die entscheidende Schlacht von El Alamein nach und geht freitags zum asiatischen Restaurant, wo er immer das Gleiche bestellt. Eine Lebensgefährtin hatte er nie. Als Fúsi auf die einsame und labile Sjöfn (Ilmur Kristjánsdóttir) trifft, ändert sich einiges.
Der jungfräuliche Berg von Kari ist in seiner sanften Gleichmütigkeit und hingebungsvollen Hilfsbereitschaft zu beschmunzeln. Der Regisseur, der das Drehbuch selbst verfasst hat, bietet jedoch ein Drama an und verhindert, dass der Kinogänger nur zur Bespaßung vor der Leinwand sitzt. Fúsi ist von dem Isländer in seine eigene Welt und in eine Welt voller Familien und Zweisame gesetzt worden. Diese Welt ist die Geburtsstätte vieler Konflikte und Wechsel, denen der wuchtige Gepäckwagenfahrer aus dem Weg geht. Trotz der eigentümlichen Erscheinung von Fúsi wird ohne Übertreibung ein Kontrast gesetzt, der dem Beobachter ermöglicht, das Dargebotene zu unterscheiden und einzuordnen. Die Geschichte wirkt umso interessanter konstruiert, als Fúsi sich Sjöfn nähert und die Welt der Anderen betritt. Sofort öffnen sich neue Baustellen des Daseins für viele der Figuren - mit Wiedererkennungswerten für das Publikum - und nicht nur für das Paar, das erst noch ein solches werden muss. Die Inszenierung, die - dem Trott des Fúsi entsprechend - eine ruhige Erzählweise ohne Langeweile aufweist und gegen Ende ein bisschen zu viel Tempo und Ellipse hat, lässt für die neu begonnenen Erzählstränge vieles offen und enttäuscht lediglich das Hollywood-Romanzen-Publikum, welches eindeutige Finals verlangt.
Dagur Kari zeigt mit seinem Film „Virgin Mountain“ Geschick für Ernst und Witz. Er vergewissert, dass das Leben jeden Tag etwas Neues bringt, nicht im Voraus berechnet werden kann und jeder für sich allein ist wie „Islands in the Stream“.