[…]DeMonacos „The Purge“-Reihe will Hypersatire, will relevante Gesellschaftskritik sein, Amerika einen Spiegel vorhalten, wohin Schichtentrennung und Waffenstarrsinn das Land geführt haben und an sich ist die Idee und das Genrepotenzial einer Säuberungsnacht ja auch cool, nur ist DeMonacos Konzept alles andere als schusssicher. Über die blanke Prämisse hinaus darf man das nicht durchdenken, sonst stößt man rasch auf die schreiende Idiotie, gleichermaßen in Idee und Ausführung begründet.[…]„The Purge: Anarchy“ hat zumindest einen viel deftigeren Zug und Drive drin als der Vorgänger und wenn man die Prämisse nicht auf A-Niveau untersucht, sondern auf B-Level hinnimmt, ist das schon alles auszuhalten. Zumal mit Frank Grillo als grimmiger unfreiwilliger Retter und Beschützer ein ballerwütiger Gegenentwurf zu den Purge-Irren seinen ganz eigenen Säuberungstrip durch Los Angeles antritt.[…]Grillo ist ’ne coole Sau, seine Rolle ein bisschen, als hätte man den Punisher in eine urbane Hunger Games-Arena gesteckt. Bis unter’s Kinn bewaffnet drückt man dem halt echt die Daumen, dass er den degenerierten wie den dekadenten Purgelern zünftig den Scheitel zieht. Zusammen mit dem raufgeschraubten Actionwert ist das eine deutlich unterhaltsamere, niederinstinktbefriedigendere Variante des Themas, als noch im Erstling mit Ethan Hawke und seiner komischen Familie. Mehr Ballertrash, weniger Moraldilemma und creep Kids.[…] Die plumpe Kritik an der Kluft zwischen Arm und Reich, der Wirtschaftlichkeit des Purge-Massakers und an dessen Nutzen für die NRA und die Schusswaffenlobbyisten, also alles, was irgendwie nach Anspruch schreit, kann man weiterhin vergessen. Ab mehr als drei, vier aufeinanderfolgenden Dialogzeilen wird nur noch Stuss gesabbelt, und dann das ständige »Purge« und »purgen« in jedem zweiten Satz – als ginge man zum Schlussverkauf und laufend raunzt einer »ich bin hier um zu schlussverkaufen«. Wir alle wissen, worum’s geht, also brabbelt nicht, schlagt zu! Die Charaktere, Grillos Punisher inbegriffen, sind durchweg stereotyp, grob die Schablonen nachgehobelt, die sich in den 1970ern/80ern etabliert haben.[…]