Kumpel Jesus sagt: Nehmt euch nicht zu ernst!
Die Filme von Kevin Smith hatten nie sonderlich viel positive Kritiken. Doch was ich an ihm schätze, ist, dass er seine Projekte mit Leidenschaft macht. Das Endergebnis mag vielen am Ende nicht gefallen, aber es ist seine Vision. Seine Bekanntheit erlangte er durch die „Jay und Silent Bob“-Filme, aber vor allem durch „Dogma“ von 1999. Der Film, der sich mit der Kirche anlegte, für viel Aufregung sorgte, besonders unter christlichen Menschen und mit derbem Humor aufwartete. Ich bin dem Ganzen gegenüber sicherlich sehr aufgeschlossen, denn ich bin vom Glauben abgefallen, wie die Protagonistin selbst. Als Atheist ist dieser Film ohne Zweifel deutlich einfacher zu schauen als wenn man Evangelist oder gar Katholik ist. „Dogma“ wird oftmals als vulgär, dämlich und nicht sehr tiefgründig beschuldigt, doch ich kann dem Ganzen nicht zustimmen. Ja, der Film ist derb, aber genau das macht es ja so witzig, zumindest für mich. Mehr noch: „Dogma“ ist aktueller den je und wird das sicherlich auch noch eine ganze Weile sein. Denn sich über Religion lustig machen, das kann jeder. Und die Kirche bietet dazu (gerade heute) mehr als genug Gründe dafür. Aber „Dogma“ versteckt unter all seinen anzüglichen Witzen eine berechtigte Kritik, gut verpackt als Satire.
Die gefallenen Engel Loki und Bartleby wollen ihre Sünden rein waschen und wieder in den Himmel zurück kehren. Aber das würde zu einer Katastrophe führen, weswegen Gott höchstpersönlich Bethany, die in einer Abtreibungsklinik arbeitet, auswählt, um die beiden Flügelmänner davon abzuhalten. Dabei kriegt sie Unterstützung der ganz besonderen Art…
Ich liebe es, wie „Dogma“ sich selbst nicht ernst nimmt und stets mit einem Augenzwinkern seine Story und Figuren fortführt. Das Ganze fühlt sich an wie eine Mischung aus „South Park“ und „Monty Python“, aber mit seinem eigenen Humor. Dabei werden biblische Inhalte bewusst geändert, um aber genau diesen Starrsinnig des Glaubens zu kritisieren. Der Film beruft sich zwar auf Jesus, Gott und andere Charaktere aus der Bibel, aber versucht auch das Ganze aufzubröckeln. Denn wie eine Figur im Film sagt, geht es nicht darum Menschen ihren Glauben abzusprechen, sondern mehr darum, was man mit diesem Glauben macht, wie man ihn interpretiert und nutzt. Da hilft es vor Allem, wenn man über sich und die Kirche auch mal lachen kann. Und ich finde, dass „Dogma“ am Ende genau dadurch so viel Positives weitergibt. Zumindest das kann man dem Film nicht absprechen.
Wem die vielen Popkultur-Gags und die derben Sexwitze nicht gefallen, der kann sich anderen Filmen zuwenden. Ich aber habe beim Schauen von „Dogma“ immer wieder viel Spaß, weil eben kindische Witze auf todernste Religion trifft. Wenn ich was kritisieren muss, dann ist es die Story, die sich im letzten Akt für meine Verhältnisse etwas zu sehr verfranzt mit Expositionen und an den Haaren herbeigezogenen Regeln, die es den Figuren plötzlich erleichtern. Das nimmt dem Film etwas an Lockerheit und Spaß, wobei ich es cool finde, dass sich „Dogma“ auch nicht zu schade für ein paar ernste und wirklich berührende Momente ist.
Für so einen Film, fährt Kevin Smith einen wirklich pompösen Cast auf. Matt Damon und Ben Affleck, die beide gerade ihren Oscar-Erfolg mit „Good Will Hunting“ gefeiert hatten, waren sich nicht zu schade zwei charmant, böse Erzengel zu spielen. Und sie sind super, es macht so viel Spaß ihnen zu zusehen. Und obwohl sie die Bösen sind, haben sie berechtigte Punkte, die sie sympathisch machen. Vor Allem begrüße ich das Aufgebot an gut geschriebenen Frauen, wie Linda Fiorentino und Salma Hayek. Denn gerade in den 90ern wurden viele weibliche Figuren leider sehr plump geschrieben, hier aber ist das nicht der Fall. Weiterhin geben sich Chris Rock und natürlich der große Alan Rickman die Ehre (Rest in Peace!).
„Dogma“ ist sogar gut produziert mit vielen soliden Special Effects, die zwar immer wieder etwas trashig wirken, aber genau darum zum Film so gut passen. Auch die Musik von Howard Shore (ja, der Shore, der auch „Der Herr der Ringe“ vertonte) und Alanis Morissette ist richtig gut und schön episch.
Fazit: „Dogma“ ist nicht perfekt und natürlich provokant. Aber sieht man hinter die Witze, versteckt sich unter dem Ganzen eine unfassbar spaßige Satire, die man mit Freunden oder auch allein genießen kann. Und deswegen empfehle ich auch religiösen Menschen sich diesen Film anzusehen (vor Allem Christen), denn jeder sollte öfter über sich lachen können.