Nach dem Max-Ophüls-Preisträger „Full Metal Village“ und der Amateur-Trash-Doku „Metaller die auf Brüste starren“ ist „Wacken 3D“ bereits die dritte Kinodokumentation über das weltbekannte Metal-Festival. Während sich die deutsch-koreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho in „Full Metal Village“ auf die Anwohner in Wacken konzentrierte, deren beschauliches Dorfleben alljährlich für vier Tage auf den Kopf gestellt wird, und die Jungs von „Metaller die auf Brüste starren“ das Festival Guerilla-mäßig aus der Perspektive der teils komatös besoffenen Gäste zeigten, wird in „Wacken 3D“ ein Gesamtporträt des weltweit größten Heavy-Metal-Festivals entworfen, das die Auftritte der Musiker mit dem bunten Treiben auf dem Zeltplatz verbindet. Weil die mit vielen Kranfahrten aufwändig inszenierte Doku in enger Zusammenarbeit mit den Festivalmachern entstanden ist, hat das Ergebnis bisweilen etwas von einem Imagefilm. Nichtsdestotrotz liefert der Festivalfilm von Norbert Heitker einen launigen und unterhaltsamen Einblick in das Wackener Open Air, der mit ansehnlichen 3D-Bildern und viel Atmosphäre punktet.
Das Wackener Open Air findet seit 1990 jeweils am ersten Augustwochenende statt und hat sich mit seinen jährlich rund 75.000 Besuchern längst als größtes Heavy-Metal-Festival der Welt etabliert. In Schleswig-Holstein kommen nicht nur Fans aus aller Welt zusammen, sondern auch Bands von internationalem Rang. Während der Dreharbeiten zu „Wacken 3D“ im Jahr 2013 gaben Musikgiganten wie Rammstein, Anthrax, Alice Cooper, Deep Purple und Motörhead Konzerte, die in der Dokumentation auch ausschnittsweise präsentiert werden. Abseits der Bühne rücken die Filmemacher die Gäste ins Zentrum, darunter eine Besucherin aus Taiwan, ein deutsches Vater-Sohn-Duo und eine mongolische Nachwuchsband, die beim Wackener „Metal Battle“ an den Start geht.
Die Konzertmitschnitte erinnern an einen handelsüblichen Konzertfilm, fallen dank der gelungen eingesetzten 3D-Technik aber durchaus stimmungsvoll aus. Die wahren Highlights aus „Wacken 3D“ tragen sich unterdessen auf dem Zeltplatz zu. Bierselige Fachsimpeleien über wichtige Lebensthemen wie Titten, Alkohol oder eben Heavy Metal machen genauso viel Spaß wie ein Ausflug ins nahe gelegene Gemeinde-Schwimmbad oder das obligatorische Wälzen im Schlamm, das die Doku zu klassischer Musik und in elegischer Zeitlupe als wahre Augenweide inszeniert. Daneben stechen natürlich die vielen ausgefallenen Kostüme und skurrilen Gestalten ins Auge, die teilweise recht düster daherkommen, letztlich aber auf friedliche und sympathische Weise ein verlängertes Wochenende durchfeiern.
Der Verweis auf den harmonischen Verlauf des Festivals fällt in „Wacken 3D“ mit steter Regelmäßigkeit – und mehr als einmal brüllen euphorische Fans in eine der Kameras, dass das „Holy Wacken Land“ nicht nur ein Festival, sondern das Festival schlechthin ist. Die Botschaft lautet: Geil, geiler, Wacken! Diese durchweg positive Darstellung des Metal-Festivals hängt wohl damit zusammen, dass Regisseur Norbert Heitker mit den Festivalmachern kooperierte. Und so ist es auch kein Zufall, dass „Wacken 3D“ eine Woche vor der anstehenden Jubiläums-Neuauflage 2014 in den hiesigen Lichtspielhäusern startet – und Festivalgäste mit einer Kinokarte im Gepäck ein spezielles Ticket erwarten dürfen. Wer sich am werbenden Charakter der kurzweiligen Musikdokumentation nicht stört, bekommt einen feuchtfröhlichen 3D-Einblick ins Wackener Festival, welches jedes Jahr aufs Neue Headbanger aus aller Welt anzieht.
Fazit: Mit großem technischen Aufwand setzt „Wacken 3D“ die 24. Ausgabe des berühmten Wackener Heavy-Metal-Festivals in Szene – herausgekommen ist ein stereoskopischer Festivalfilm, der Lust auf ein Festivalwochenende macht.