Im Februar 1959 kamen im nördlichen Uralgebirge neun Wanderer ums Leben: Die Opfer schnitten ihre Zelte von innen auf und liefen barfuß in den Schnee. Am Ort des Geschehens gab es keine Kampfspuren, es wurden jedoch zwei zertrümmerte Schädel gefunden. Außerdem fehlte einer der Leichen die Zunge und an der Kleidung einiger Opfer wurden radioaktive Rückstände festgestellt. Bei diesen mysteriösen Umständen verwundert es kaum, dass sich um den Gebirgspass, der im Anschluss nach dem Führer der getöteten Gruppe in Djatlow-Pass umbenannt wurde, seither unzählige und zum Großteil völlig absurde Spekulationen ranken. Für einen versierten Filmemacher bieten all die Verschwörungstheorien um außerirdische Invasoren und geheime Militärexperimente eigentlich die perfekte Vorlage für einen spannenden Horror-Thriller. Doch „Stirb langsam 2“-Regisseur Renny Harlin und seinem aus dem Reality-TV-Milieu stammenden Drehbuchautor Vikram Weet gehen nach etwa der Hälfte der Spielzeit ihrer Verfilmung des gruseligen Falls völlig die Pferde durch – statt dem Publikum mit „Devil’s Pass“ eine verdauliche Räuberpistole als Auflösung zu servieren, schießt das Duo lieber mit einer Räuber-Kanone auf die sibirischen Verschwörungs-Spatzen und damit völlig über das Ziel hinaus.
Die US-amerikanische Filmstudentin Denise Evers (Gemma Atkinson, „Night of the Living Dead 3D“) macht sich gemeinsam mit ihrem Kameramann Jenson Day (Matt Stokoe), ihrer Tonfrau Holly King (Holly Goss) sowie den beiden studentischen Bergführern Andy Thatcher (Ryan Hawley) und JP Hauser Jr. (Luke Albright) auf den ebenso weiten wie beschwerlichen Weg ins nördliche Uralgebirge, um dort für ein Dokumentarfilmprojekt den wahren Hintergründen des Unglücks am Djatlow-Pass auf den Grund zu gehen. Als die Truppe dort auf im Nichts endende Spuren im Schnee und eine herausgerissene Zunge in einer Hütte stößt, glauben die übrigen Mitglieder zunächst noch, Denise hätte das alles nur inszeniert, um ihren Film spannender zu machen. Aber nachdem die Wanderer viel früher als berechnet an ihrem Ziel angekommen sind, geschehen schon in der folgenden Nacht Dinge, die sich definitiv nicht mehr allein mit der Manipulation einer übereifrigen Filmstudentin erklären lassen…
Renny Harlin „kann“ Hochgebirge - das hat er bereits in den 1990ern mit dem zackigen Sylvester-Stallone-Reißer „Cliffhanger“ bewiesen. Und auch die verschneiten Bergpanoramen in „Devil’s Pass“ (mit russischem Geld vor Ort in Russland gedreht) sehen nun zum Teil verdammt spektakulär aus, während die Interaktion zwischen den Studenten (die Schauspieler sind allesamt solide, auch wenn bisher kaum jemand ihre Namen kennt) überraschungsfrei in genretypischen Bahnen verläuft. Aber all das kann dem Zuschauer am Ende völlig schnuppe sein, denn schließlich pfeift auch der Regisseur selbst auf alles vorher Dagewesene, wenn sich die Überlebenden der Gruppe nach gut der Hälfte der Spielzeit in einen vermeintlich Rettung versprechenden alten sowjetischen Bunker schleppen. Denn in diesem findet sich statt eines spannenden Finales lediglich ein selten dämlicher Twist, der selbst die größten Verschwörungstheoretiker wie geerdete Realisten erscheinen lässt und mit seinen schon etliche Male besser gesehenen CGI-Kreaturen die zuvor mühsam etablierte Atmosphäre im Nu eliminiert: eine fahrlässig vergebene Chance!
Fazit: Solide inszenierter Verschwörungs-Horror, der in der zweiten Filmhälfte aber völlig unnötig jegliche Bodenhaftung und damit leider auch jeden Schrecken verliert.