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    Adieu Paris
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Adieu Paris
    Von Gregor Torinus

    Mit „Adieu Paris“ erzählt Franziska Buch von dramatischen Abschieden, schwierigen Neuanfängen und dem Entdecken von Bedeutung im eigenen Leben. Nicht unbedingt der Stoff, den man von der Regisseurin erwarten würde, die im Kino bislang in erster Linie mit Kinderfilmen wie „Emil und die Detektive“ oder „Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen“ für Aufsehen sorgte. Doch Buch gelingt es gemeinsam mit ihren starken Darstellern wie Sandrine Bonnaire („Die Frau des Leuchtturmwärters“) und Thure Lindhardt („Tage des Zorns“) sich sensibel mit der Thematik auseinanderzusetzen. Dass der Film trotz starker wenngleich etwas zu idyllischer Bilder nicht gelungen ist, liegt vor allem am Drehbuch: Die Geschichte ist viel zu überkonstruiert und vorhersehbar, die Dialoge sind von erschreckender Banalität.

    Der Investmentbanker Frank (Hans-Werner Meyer) ist durch und durch Geschäftsmann und vernachlässigt bereits seit langem seine Frau Lisa (Maria Matschke). Patrizia Munz (Jessica Schwarz) ist eine weltgewandte Schriftstellerin, die durch leichtfüßige Gesellschaftsbeschreibungen bekannt geworden ist. Zufällig begegnen sich Frank und Patrizia auf dem Düsseldorfer Flughafen. Während sie nach Paris will, wo ihr Geliebter Jean-Jacques (Jean-Yves Berteloot) nach einem Autounfall im Koma liegt, ist er auf dem Weg, seinen bisher größten Deal abzuschließen. Im Krankenhaus in Paris trifft Patrizia auf Jean-Jacques´ Ehefrau, die Zahnärztin Francoise (Sandrine Bonnaire). Trotz anfänglicher emotionaler Distanz sehen sich die beiden Frauen gezwungen, gemeinsam über Leben und Tod des im Koma liegenden Jean-Jacques zu entscheiden. Zurück in Deutschland stürzt sich Patrizia in ihrer Verzweiflung zunächst in eine Affäre mit dem Dänen Mika (Thure Lindhardt). Und auch Frank ist am Ende: Der große Deal ist geplatzt, sein Job in Gefahr und sein Leben droht auseinander zu brechen. Kurz darauf begegnet er Patrizia  erneut am Flughafen.

    Wie Menschen, die bislang eine eher oberflächliche Art von Glück genossen haben, durch herbe Schicksalsschläge dazu gebracht werden, über ihr Leben nachzudenken, davon erzählt Franziska Buch in ihrem Film. Anfangs ist es die von Jessica Schwarz („Heiter bis wolkig“) überzeugend verkörperte Patrizia auf deren Seite die Sympathien liegen. Der aalglatte Banker Frank wirkt dagegen wesentlich unnahbarer. Beide Figuren sind jedoch vielschichtiger und ambivalenter als es auf den ersten Blick scheint. Was das Schicksal für sie bereithält, ist jedoch von ihrer ersten Begegnung an mehr als deutlich. Überraschungen gibt es in „Adieu Paris“ ohnehin nur selten und wenn, ist es wenig überzeugend.

    So vorhersehbar das Schicksal der beiden Hauptfiguren ist, so plakativ sind sämtliche Figuren und Orte besetzt: Düsseldorf steht für ein gefühlskaltes Deutschland, dass fast ausschließlich von glatten Geschäftsmenschen wie Frank bevölkert wird. Jessica dagegen raucht in ihrem Schmerz ganz verwegen einen Joint und tanzt alleine in ihrer Künstlerwohnung zu düster-romantischer Musik. Ihr Geliebter Jean-Jacques ist ein französischer Charmeur wie aus dem Bilderbuch. In süßlichen, grobkörnigen Rückblenden wird gezeigt, wie sie sich nach einer Lesung kennen lernen und eine Nacht in Patrizias Hotelzimmer verbringen. Der französische Wursthändler hingegen ist ein netter Onkel, der in einer malerischen Ortschaft wohnt und Frank mit Sätzen wie „Meine Würste und dein Geld werden zusammen dem Sonnenuntergang entgegen reiten.” begeistert. Nur mit Mühe spielen die Schauspieler gegen den Unfug an, der ihnen viel zu oft in den Mund gelegt wird. Der Geschichte jene Substanz zu verleihen, die in manchen Momenten durchschimmert, mag ihnen jedoch nicht gelingen.

    Fazit: „Adieu Paris“ ist ein Drama über Schicksalsschläge, die dem Leben eine neue und sogar bessere Richtung geben können. Die überzeugenden Schauspieler spielen meist vergeblich gegen eine zwischen Klischee und Unglaubwürdigkeit pendelnde Geschichte an, deren Dialoge sich meist in absonderlichen Plattitüden verlieren.

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