Mein Konto
    Anni Felici - Barfuß durchs Leben
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Anni Felici - Barfuß durchs Leben
    Von Asokan Nirmalarajah

    Die persönlichen und soziokulturellen Konflikte in der bürgerlichen Kleinfamilie lassen den italienischen Filmemacher Daniele Luchetti nicht los. Der frühere Regieassistent Nanni Morettis avancierte schon mit seinen Tragikomödien „Mein Bruder ist ein Einzelkind“ (2006) und „Our Life“ (2010) zum applaudierten Chronisten familiärer Dysfunktionen. Mit „Anni Felici – Barfuß durchs Leben“, einem bittersüßen Drama übers Erwachsenwerden mit starken autobiografischen Zügen, schließt er nun seine inoffizielle Trilogie zum Familienthema ab. Es ist die lebendig gespielte, mit sanftem Humor und Verständnis für menschliche Makel erzählte Geschichte von Luchettis Malervater Guido (Kim Rossi Stuart), der hin- und hergerissen ist zwischen seiner Sehnsucht nach einer großen Künstlerkarriere und seinen Verpflichtungen gegenüber der anhänglichen Ehefrau Serena (Micaela Ramazzotti) sowie den beiden Söhnen Dario (Samuel Garofalo) und Paolo (Niccolò Calvagna). Charmant und unaufgeregt rekapituliert Luchetti in „Anni felici“ jene „glücklichen Jahre“, in denen sich die Familie angesichts einer neuen sexuellen Freizügigkeit, antibürgerlicher Avantgarde-Kunst und der feministischen Bewegung der frühen 1970er Jahre behaupten und neu erfinden muss.

    Als Erzähler der Geschichte, deren Fortgang keiner Dramaturgie im üblichen Sinne unterliegt, sondern von der geistigen und emotionalen Entwicklung ihrer impulsiven Protagonisten bestimmt wird, fungiert der ältere Sohn Dario. Aus seiner Sicht wird man Zeuge der turbulenten Beziehung seiner Eltern, leidenschaftlich verkörpert von Kim Rossi Stuart („Engel des Bösen“) und Micaela Ramazzotti („Das ganze Leben liegt vor dir“). Seine zahlreichen Seitensprünge mit seinen Aktmodels und ihre zögerlichen Erfahrungen mit der lesbischen Galeristin Heike (Martina Gedeck) in einem feministischen Strandresort führen zu Beziehungsproblemen, die Dario zuerst unkommentiert beobachtet. Doch dann trifft er eine drastische Entscheidung… Dass es schließlich zu keiner Familientragödie, sondern nur zu einem Klaps auf dem Kopf kommt, entspricht dem humorvoll-leichten, manchmal allzu sanften Erzählton des Films abseits großer Dramatisierungen.

    Fazit: Die sommerlichen und sexuell verspielten Kindheitserinnerungen des italienischen Autorenfilmers Daniele Luchetti bilden die Grundlage für ein psychologisch ausgefeiltes und unterhaltsames Familienporträt.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top