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    Der Knastcoach
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Der Knastcoach
    Von Christoph Petersen

    Die Eröffnungsszene von „Der Knastcoach“ ist ein Versprechen. Per Split Screen stellt Regisseur Etan Cohen die konträren Lebensrealitäten seiner Protagonisten nebeneinander: Während Kleinunternehmer Darnell verzweifelt eine Möglichkeit sucht, in eine etwas bessere Gegend zu ziehen, damit seine Tochter an der Schule nicht mehr jeden Tag durch Metalldetektoren gehen muss, darf sich Investmentbanker James das Gejammer seiner blutjungen Model-Verlobten anhören, dass sie in dieser „Bruchbude“ (= Multimillionen-Prachtvilla in Beverly Hills) auf keinen Fall wohnen bleiben können. Anschließend ackert Darnell den ganzen Tag für seinen kleinen Limousinen-Servicebetrieb, während James nur eine einzige Investmententscheidung treffen muss, um innerhalb von kaum fünf Minuten mehrere Millionen Dollar für seine Firma reinzuholen. Einfach immer weiter so und „Der Knastcoach“ wäre eine in Zeiten der sich unaufhaltsam öffnenden Einkommensschere brandaktuelle Sozial-Satire, ein zeitgemäßes Update der 1980er-Wall-Street-Kultkomödie „Die Glücksritter“ mit Eddie Murphy und Dan Aykroyd. Leider wird das Versprechen dieses Auftakts anschließend nicht eingelöst.

    Als der Multimillionär James King (Will Ferrell) wegen Betrugs zu mehreren Jahren in San Quentin verknackt wird, bleibt ihm nur noch ein Monat, um sich auf den Aufenthalt im Hochsicherheitstrakt vorzubereiten – schließlich überlebt ein Schreibtischtäter wie er an so einem Ort ja keine 24 Stunden ohne ein Messer im Rücken oder zumindest einen Penis im Po. Der Bald-Häftling heuert daher seinen Limousinen-Putzer Darnell (Kevin Hart) als Knastcoach an, wobei James fälschlicherweise annimmt, dass sein neuer Trainer bereits selbst über reichlich Hafterfahrung verfügt, da er ja immerhin schwarz ist. Darnell will das Missverständnis erst aufklären, lässt sich dann aber von den angebotenen 30.000 Dollar Honorar locken, schließlich könnte er mit dem Geld seiner Tochter eine bessere Zukunft ermöglichen. Und so beginnt das Knastcoaching: Von der nachgestellten Gefängnisrevolte bis zum präventiven Schwanzlutschen (immer noch besser als umgebracht zu werden) muss sich James auf einen harten Drill einstellen…

    Die Pointen in „Der Knastcoach“ zünden immer dann besonders gut, wenn die Macher Klassen-Stereotype oder ethnische Klischees intelligent unterlaufen, etwa als sich James mit den Mitgliedern einer bis an die Goldzähne bewaffneten Ghetto-Gang anfreundet, indem er mit ihnen ausgerechnet über die Vorzüge von Lebensversicherungen ins Gespräch kommt. Aber solche bissig-satirischen Momente sind in Anbetracht der Steilvorlage der Prämisse erschreckend rar gesät. Stattdessen muss James minutenlang mit ekelverzerrtem Gesicht auf der Toilette eines Schwulen-Cafés versuchen, einen Penis in den Mund zu nehmen (ja, der Film macht seinem R-Rating hier alle Ehre: Alles Verschrumpelte wird stolz in Nahaufnahme präsentiert). Vor noch zehn Jahren mag kaum eine Comedy-Show à la „Saturday Night Live“ ohne Sketche über anale Vergewaltigungen in Gefängnissen ausgekommen sein, aber inzwischen hat sich der Humor zum Glück ein ganzes Stück weiterentwickelt. Leider haben das die Macher von „Der Knastcoach“ offenbar noch nicht mitbekommen.

    Dass die Unter-die-Gürtellinie-Gags trotzdem oft sehr viel lustiger sind, als sie eigentlich sein dürften, ist in erster Linie dem sich gegenseitig aufstachelnden Duo Will Ferrell („The LEGO Movie“) und Kevin Hart („Die Trauzeugen AG“) zu verdanken. Die Chuzpe, mit der die Comedy-Superstars hier die Grenzen des guten Geschmacks pulverisieren (und in diesem Fall meinen wir das ausnahmsweise mal nicht als uneingeschränktes Lob), ist zumindest bemerkenswert. Da freut man sich direkt über abseitige Slapstick-Einlagen wie die Nummer mit dem in James‘ Stirn steckenden Messer, denn diese Einsprengsel haben mit der eigentlichen Handlung rein gar nichts zu tun und funktionieren allein durch das komödiantische Talent der Darsteller – und so kann man zwischendurch zur Abwechslung auch mal ohne schlechtes Gewissen lachen.

    Fazit: Will Ferrell und Kevin Hart harmonieren hervorragend – aber statt eines neuen „Die Glücksritter“ bekommt das Publikum dann doch fast nur homophobe Schwanzlutsch-Gags.

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