Pablo Emilio Escobar Gaviria gilt bis heute als einer der mächtigsten und brutalsten Drogenbosse, die es jemals gab. Auf dem Zenit seiner Macht kontrollierte er 80% des kolumbianischen Kokainhandels und lebte auf seiner Hacienda Nápoles wie ein Gott. Er ließ über 500 Polizisten, 30 Richter und einige hochrangige Politiker ermorden. Trotzdem war er in Kolumbien so etwas wie ein Volksheld, da er große Teile seines Drogengeldes der armen Bevölkerung schenkte, sowie Schulen und Krankenhäuser errichten ließ.
Der bisher eher als Schauspieler bekannte Andrea di Stefano nimmt sich bei seinem Regiedebut nun dieser spektakulären Biografie an. Aber nicht wie zu erwarten in Form eines epischen Gangsterfilmes über Aufstieg und Fall von „El Patrón“, sondern mit einer fiktiven Liebesgeschichte. Der junge und naive Kanadier Nick ( John Hutcherson ) , der in Kolumbien zusammen mit seinem Bruder auf der Suche nach dem ultimativen Surferparadies ist, lernt die hübsche Maria ( Claudia Trisac ) kennen und verliebt sich sogleich. Maria ist die Nichte von Pablo Escobar ( Benicio del Toro ). Bald schon bekommt Nick Zugang zum inneren Kreis des berüchtigten Gangsterbosses ohne jedoch zu ahnen worauf er sich da eingelassen hat. Ein ungewöhnlicher Ansatz, aber so funktioniert der Film als klassischer Thriller und man bekommt immer nur häppchenweise etwas über die dunklen Machenschaften mit. Um das Vertrauen von Escobar zu beweisen wird Nick in eine unangenehme Situation gebracht. Er soll einen Teil seines Vermögens in einer Höhle in Sicherheit bringen. Dabei soll ihm ein ortskundiger Bauer halfen, den er dann gleich nach getaner Arbeit erschießen soll. Hier beginnt das Dilemma und zugleich auch die Handlung. Es folgt die Rückblende wie es dazu kam, um dann in der Mitte des Films genau wieder an der Stelle einzusteigen. Ab da wird es erst spannend und die Story beginnt mit klassischen Thriller-Elementen eine grandiose Spannung zu erzeugen.
John Hutcherson, bekannt durch seine Rollen in den „Die Tribute von Panem“ Filmen bringt die Gefühlslage und auch die Naivität von Nick glaubhaft rüber, während der Charakterdarsteller Benicio del Toro als Pablo Escobar voll aufspielen kann und stets die Ambivalenz seiner Figur zum Ausdruck bringt. Zum Beispiel liest er in einer Szene seiner kleinen Tochter aus dem Dschungelbuch vor, während er ganz nebenher einen Mordauftrag erteilt. Man hat manchmal den Eindruck es hier mit dem Teufel persönlich zu tun haben, der sich selber mit Gott auf eine Ebene stellt um dann in der nächstens Szene gleich wieder allzu menschlich zu wirken. Diese Ambivalenz ist für den Patrón, wie er von seinen Schergen genannt wird, kein Widerspruch. Im Gegenteil, für ihn ist es sogar die Grundvoraussetzung um die guten Dinge die er bewirkt zu ermöglichen. Die frei erfundene Liebesgeschichte zwischen Nick und Maria wirkt da zunächst etwas unpassend, bringt den Zuschauer aber dazu seine eigenen Ansichten über eine romantische Lovestory und der Suche nach dem Paradies, mit in die Erwartungen einzubringen um dann direkt mit der brutalen Realität Südamerikas konfrontiert zu werden.
Fazit: Wer sich den Film ansieht, um etwas über das Leben des berüchtigten Gangsterbosses zu erfahren, sollte sich lieber eine Dokumentation ansehen oder ein Buch lesen. Hier wird die Realität Escobars mit der Fiktion des Surfers Nick vermischt und so zu einem durchaus packenden Thriller mit gut besetzten Schauspielern und vielen Details über das Leben in Kolumbien zu jener Zeit. Die Schönheit der Natur steht im Gegensatz zur harten Realität und lässt erahnen warum der Untertitel „Paradise Lost“ so treffend ist.