gleich vorneweg: ich habe den film zur hälfte abgebrochen, weil irgendwann nichts neues mehr kam und ich den eindruck habe, man hätte den film problemlos auf diese länge (ca. 1 h) zusammen dampfen können. auch wenn ich die auflösung verpasst habe, ich weiß, mea culpa.
ich habe charlotte roche als pfiffige, intelligente, kluge (und echt attraktive, ich bin ein mann) moderatorin kennengelernt und als das buch erschien, habe ich es nicht gelesen, da mir der titel zu feministisch wirkte und wohl auch so in der ecke besprochen wurde, als mann interessiert einen sowas naturgemäß nicht besonders. als dann der film erschien, dachte ich, hier lässt sich die story erstmal ganz easy "antesten", bzw. einen vorgeschmack bekommen, ist ja immerhin doch von charlotte, und wenn thema/dialoge/charektere was hergeben, kann man das buch ja immer noch lesen.
mag sein, dass hiier im thread der grundtenor "glaubwürdigkeit" ist. wer allerdings mal eine junge frau aus schwierigen familienverhältnissen kennen gelernt hat, der wird carla jurik ihre aufgesetzte "verstörtheit" und ihre provokantes verhalten, dass sie an den tag legt, nicht abkaufen. zumal am schauplatz krankenhaus. war eigentlich d. wnendt je schon mal als patient im krankenhaus? helen kokettiert viel zu sehr mit ihrer "gestörten" zeigefreudigkeit, wirkt bei alldem viel zu selbstbewusst und intelligent berechnend. wenn nicht ausgerechnet carla juri mit ihrer speziellen sexuellen ausstrahlung und ihrem stillen, aber klugen selbstbewusstheit die hauptrolle hätte, würde der film komplett auseinanderbrechen. sie ist eine eher auffällige darstellerin, für diesen film aber eine fehlbesetzung.
keine spur von scham, gestörtem selbstwert, selbstzweifel, wie man sie bei realen jungen frauen aus dysfunktionalen familien vorfindet. sie gefällt sich viel zu sehr in ihrer rolle, die eher einstudiert als überzeugend gespielt wirkt. beachtlich immerhin, wie man anhand der vielen ekligen szenen doch noch irgendwie als einigermaßen sexy durchkommt.
erinnert mich ein bisschen an die sängerin "peaches" mit ihrer rhythmischen anal- shit-, dildo-ästhetik. wobei wichtig zu erwähnen ist, dass peaches ihre musik & texte ganz fröhlich-provkant-dreckig ohne problem-überbau präsentiert. sie ist übrigens ca. 50 und dürft ihre identität mittlerweile wohl bis zu einem gewissen grad gefunden haben.
die produktion schielt viel zu sehr nach quote durch pornofaktor. by the way: gibt es in dem film eigentlich auch "starke" männliche figuren? fehlanzeige, soll ja wohl irgendwie auch "feministisch" sein, und da haben kluge, aufgeräumt mannsbilder natürlich nix verloren. die männerrollen sind alle um helen herum konstruiert - schwache bubis wie der krankenpfleger die sich willig für helens sekundären krankheitsgewinn einspannen lassen und dabei auch seine freundin verrät, oder andere triebgesteuerte, die ihr machtposition ausnutzen möchten.
"nun ja, ist na nur ein film", und damit auch überspitzt, komprimiert und stilisiert - aber was will uns der regisseur damit sagen? ich glaube, nichts wirklich nennenswertes. oder wie es das magazin "variety" auf den punkt bringt: "Regisseur David Wnendt und Shooting-Star Carla Juri lassen in diesem kantigen, elegant verpackten Unternehmen keine Körperöffnung aus." Keine körperöffnung also. ja, wham. steckt se halt rin wat rin jeht.
pluspunkte gehen an die schnitte, das tempo, die bildausschnitte und -schwenks und auch die tonspur inclusive filmmusik, dieses musikclip-artige (s. o.), das ist anregend und stimmig und natürlich auch sehr up-to-date. licht, requisite, kostüme, geschmackvoll und der handlung zugetan. auch erwähnenswert ist, dass "feuchtgebiete" bei aller meiner kritik gegenüber aus dem tristen matthias-schweighöfer-til-schweiger-für-die-ganze-familie-und-jeden-etwas-dabei-kino angenehme konturen aufweist und letztlich doch aus der deutschen nachwuchsfilmer-tristesse heraussticht.
RS