Der Film nach dem gleichnamigen Buch von Todd Burpo erzählt die Geschichte seines vierjährigen Sohns Colton. Dieser hat während einer Blinddarmoperation ein Nahtoderlebnis, das seinen Berichten nach für den Vater, den Pastor der örtlichen Gemeinde, nur einen Schluss zulässt - der Junge war im Himmel. Er berichtet detailliert von längst verstorbenen Personen, die er nie kennen gelernt hat, erzählt von Engeln, Jesus und himmlischer Herrlichkeit, als wäre es Realität. Das nach wahren Begebenheiten verfasste Drehbuch basiert auf den Aufzeichnungen und Beobachtungen, welche der "echte" Todd Burpo anhand der Erlebnisse seines Sohnes machte. Diese waren und sind zu keiner Zeit unumstritten, ein Aspekt, der es auch in den Film geschafft hat.
Vermutlich hätte mich die Handlungsbeschreibung nur wenig gereizt, wenn ich nichts über die Beteiligten gewusst hätte. "Bravehart"-Drehbuchautor und "Wir waren Helden"-Regisseur Randall Wallace ist kein beliebiger Nischenkandidat auf dem Regiestuhl. Und Hauptdarsteller wie Kelly Reiley ("Sherlock Holmes", "Black Box") und Greg Kinnear ("The Kennedys") bringen das nötige Charisma und die Professionalität mit, die diesen Film sehenswert machen. Auch Connor Corum in seiner ersten großen Rolle als Colton überzeugt durch unaufdringliche kindliche Authentizität.
Filme mit christlichen Themen leiden oft unter grob vereinfachten Handlungsmustern und mitunter unlogischen Wendungen, bei denen die Fronten allzu klar abgesteckt werden. Außerdem bringen die vergleichsweise kleinen Budgets meist Kompromisse bei der Namhaftigkeit und Fähigkeit des Personals mit sich. All das wurde glücklicherweise weiträumig vermieden. Das produzierende Studio Sony und der gesamte Stab investieren nachhaltig in den Film und es lohnt sich. Klar wirken Pastor Burpo und Co. auf den ersten Blick ein bisschen wie die typische amerikanische Familie, die tagsüber um ihr Überleben kämpft, Sonntags den Gottesdienst gestaltet und trotzdem friedlich auf einer Farm lebt. Ein Klischee, mit dem aber nicht ohne Augenzwinkern umgegangen wird. Sei es Colton, der sich schamlos die Ohren zuhält, als der Gemeindechor unter der Leitung seiner Mutter einen etwas schiefen Choral anstimmt, oder derAuftritt einer charismatische Gastpredigerin, die vor lauter "Trunkenheit im Heiligen Geist" zum Befremden der Gemeindemitglieder hinter dem Predigtpult herumzappelt. Auch wenn diese Szenen viel zum Unterhaltungsfaktor beitragen wirkt es nie, als würden auf Kosten des Glaubens anderer unangemessene Witze gemacht. Trotz seines offensichtlichen Besuchs im Himmel ist Colton außerdem, wie uns der Abspann mitteilt, bei weitem "kein Engel". Selbst im Himmel fragt er die Engel prompt, ob sie ihm zum Trost "We Will Rock You" vorsingen.
Platz für Zweifel gibt es ebenfalls. Beide Elternteile gehen zum Teil sehr unterschiedlich mit der Situation um. Während Mutter Sonja mit der Situation eher überfordert ist, beginnt Vater Todd eine regelrechte Kampagne, um herauszufinden, ob an Coltons Geschichte etwas dran sein kann. Das wiederum stört die Gemeindeältesten und man fragt sich, ob dieser Pastor, der die Geschichte gelegentlich "einfach so" glauben will, in seiner Gemeinde noch eine Zukunft haben kann. Das Ereignis wirft alle Beteiligten auf ihre Art und Weise aus der Bahn, hinterlässt Spuren, stiftet aber auch Hoffnung. Was wäre, "wenn es denn so einfach wäre"? Colton bleibt letztendlich der Einzige, der diese Offenbarung selbst erlebt, alle anderen müssen mit seinem Bericht "fertig werden". Auch hier wird glücklicherweise keine allzu simple Auflösung präsentiert.
Am Ende hören zwar viele Menschen seine Geschichte, ein kollektiv "Hallujah" rufendes Gotteshaus gibt es aber nicht, es wird eher zum Nachdenken angeregt.
Damit darf sich auch jeder Zuschauer seinen eigenen Reim auf diese einfühlsam erzählte Geschichte machen, die, auf welche Art auch immer, ihre Spuren hinterlassen wird.