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    Last Bullet - Showdown der Auftragskiller
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Last Bullet - Showdown der Auftragskiller
    Von Robert Cherkowski

    Gelegentlich bittet Opa Sylvester Stallone seine „Expendables" heute noch zum Kaffeekränzchen, doch die Zeiten, in denen die Hollywood-Action-Recken von einst noch regelmäßig gut für große Kinoerfolge waren, sind längst vorbei. Stattdessen schlägt man sich durch günstig produzierte Direct-to-DVD-Produktionen, die meist in Osteuropa finanziert und gedreht werden. Länder wie Rumänien, die Ukraine, Tschechien oder Ungarn sind zur neuen Traumfabrik des Actionkinos geworden. Hier dürfen die alten Haudegen noch nach Herzenslust die Sau rauslassen, auch wenn die Vorzeichen andere sein mögen und die Budgets überschaubarer. So köchelt William Kaufmans „Last Bullet – Showdown der Auftragskiller", der mit Genreveteran Dolph Lundgren („Universal Soldier") und Oscar-Preisträger Cuba Gooding Jr. („Jerry Maguire") aufwartet, zwar auf kleiner Flamme, ist aber dennoch ein unterhaltsamer Action-Thriller fürs Heimkino.

    Heißes Pflaster Prag: In der Unterwelt der tschechischen Hauptstadt herrscht Krieg zwischen verfeindeten Gangs, die sich nichts schenken und vor keinem Mord zurückschrecken. Um die Kontrahenten unter die Erde zu bringen, greift das russische Syndikat dabei auf die Hilfe des amerikanischen Profikillers Ray Carver (Cuba Gooding Jr.) zurück, der sowohl im Nahkampf als auch aus weiter Scharfschützendistanz unschlagbar ist. Als seine Zielperson – der schurkische Ivanov (Louis Mandylor) – jedoch eine unschuldige Frau als Schutzschild benutzt, überkommen Ray Skrupel. Der Ganove entkommt und Ray wird selbst zum Ziel eines Killers: Der hünenhafte Ukrainer Aleksey Andreev, genannt „der Wolf" (Dolph Lundgren), haftet sich an seine Fersen. Während der Unterwelt-Krieg eskaliert und sich die Leichen häufen, belauern und umkreisen sich Ray und der Wolf gegenseitig, bis es schließlich zur unvermeidlichen Konfrontation kommt.

    In den goldenen Jahren der amerikanischen Action-Ikonen in den 80ern konnte man die Welt noch fein säuberlich in zwei Lager aufteilen, es war klar, wer gut und wer böse ist. Muskulöse Berserker waren das Bollwerk gegen die kommunistischen Horden, mal zu Hause, mal im Auslandseinsatz. Als der Kalte Krieg zu Ende ging und die Welt nicht mehr so übersichtlich war, endete auch die Ära der Haudrauf-Helden. Fast schon ironisch mutet es da an, dass es heute so viele Recken von damals in die ehemaligen Ostblock-Staaten zieht, wo zu günstigen Bedingungen Action-Filme gedreht werden können. Wo früher noch der fiese Iwan herrschte, regiert heute ein Raubtierkapitalismus, ein Regime, in dem das Verbrechen boomt und der Skrupellose gewinnt. Und so wird das einstige Feindesland zum Abenteuerspielplatz für die altbekannten Action-Stars, die in bester Old-School-Manier mitmischen – auch in „Last Bullet".

    Die Action-Inszenierung von William Kaufman („The Hit List") ist entsprechend fast ein bisschen altmodisch, recht übersichtlich und mit angenehm niedriger Schnittfrequenz - so kunstfertig und rasant wie in Fernost oder bei Luc-Besson-Produktionen wie „96 Hours" und „Colombiana" geht es hier nicht zu. Man beschränkt sich auf rustikale Schießereien und ein wenig Keile der groben Art, doch die hemdsärmelige Art erfüllt ihren Zweck. Allerdings finden Action und Story kaum zusammen: Während die Handlung vor allem daraus besteht, dass sich Düstermänner in verrauchten Hinterzimmern den Slivovic hinter die Binder kippen, sich mürrisch anknurren und böse Blicke zuwerfen, geht die Action meist von den prügelnden Stars aus, die aber nur auf Nebenschauplätzen agieren.

    Denn auch wenn Cuba Gooding Jr. und Dolph Lundgren groß auf dem Cover abgebildet sind, echte Hauptrollen nehmen sie nicht ein. Es scheint, dass sie immer dann auftreten, wenn es in der eigentlichen Handlung gerade nicht recht vorwärts geht – was recht oft der Fall ist. Die Stars spielen Söldner, die in der Unterwelt von Prag als freischaffende Glücksritter unterwegs sind, brutale Befehle auf brutale Art ausführen und keine eigene Agenda zu verfolgen scheinen. Cuba Gooding Jr., mit dessen Karriere es nach „Jerry Maguire" und dem Oscar-Gewinn steil bergab ging, schlägt sich erstaunlich gut und verleiht seiner unterentwickelten Figur Seele und Tiefgang. Dolph Lundgren wiederum – dessen Rolle sich im Großen und Ganzen auf ein paar schlagkräftige Gastauftritte beschränkt – weiß um den Kultstatus, den er in der Liga der B-Action-Heroes genießt und spielt als russischer Scherge beherzt auf. Einzig seine humorvoll gemeinten Auftritte mit Hawaiihemd und Hut wirken in diesem ansonsten durch Ernsthaftigkeit und Zweckdienlichkeit bestechenden Action-Vehikel leicht deplatziert.

    Fazit: „Last Bullet" ist trotz einiger Längen und dünner Story ein passabler Thriller für die Liebhaber rustikaler Action der alten Schule.

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