Wirklich gruselig ist er nicht, und die Story ist leider ziemlicher Standard: Wenn das die zwei hauptsächlichen Kritikpunkte sind, kann es ein Horrorfilm der alten Schule (also ein Gruselstück) nur schwer haben. Zumal eigentlich noch hinzu kommt, dass eine richtige Atmosphäre, ein Gefühl für das Ganze, erst langsam kommt und einen nicht recht in den Bann nimmt. Das recht ähnlich gelagerte "The Conjuring" aus dem letzten Jahr war ja deswegen so gut, weil es in der Inszenierung auf allen Einzeldisziplinen Höchstleistungen erbrachte, sodass sich trotz einer konventionellen Geschichte alles zu einem großen Ganzen zusammenfügte. Bei "The Quiet Ones" klappt das einfach nicht, obwohl formal viel da ist, und es auch einige Stärken gibt. So ist gerade Jared Harris, der Veteran unter den fünf Hauptdarstellern, eine sehr interessante Figur, der seinen Professor obsessiv, fürsorglich, arrogant und irritiert zugleich geben kann. Außerdem tut er mit dieser Performance etwas für seinen Berufsstand, denn dieser Vertreter der Wissenschaft ist weder zimperlich, noch in irgendeiner Weise dem Klischee des zerstreuten Feiglings entsprechend.
Auch die Ausgangslage für die Geschichte ist eigentlich recht interessanter Stoff. Kann sich eine negative Energie manifestieren? Sind Einbildungen und Krankheiten so stark, dass sie eine Entität erschaffen, die zumindest für den Betroffenen so real ist, dass sich daraus üble, teils materialisierte Konsequenzen ergeben? Leider reizt der Film das Thema nicht so tief aus wie es mutig gewesen wäre, zeigt aber an, dass das Ganze auf mehreren Ebenen gerade für den Horrorfilm sehr interessant ist, gerade wieder auch in der Figur des Professors, der eigentlich über gängige Rationalitätsvorstellungen hinaus will, diesen aber weiterhin verpflichtet bleibt.
Fazit: Es hätte mehr bedurft! Mehr Mut neue Pfade zu betreten, doch aber auch schon in der Inszenierung. Ein durchschnittlicher Geisterfilm mit einem überdurchschnittlichen, charsimatischen Jared Harris. Muss man dennoch nicht gesehen haben.