In ihrem Regiedebüt „Meine Freiheit, deine Freiheit" porträtiert Diana Naecke zwei Straftäterinnen, die in der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Berlin-Lichtenberg einsitzen. In Interviews ergründet die Dokumentarfilmerin das Gefühl des Eingesperrtseins der Frauen im Gefängnis und begleitet sie über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren anschließend auch auf ihrem Weg in die Freiheit - draußen allerdings fehlt ihnen die Perspektive für ein geordnetes Leben. Vor allem aufgrund des großen Vertrauens, das die beiden Protagonistinnen der Filmemacherin ganz offensichtlich entgegenbringen, ist „Meine Freiheit, Deine Freiheit" zu einem authentischen, intimen und nachdenklich stimmenden Film über das Leben am Rand der Gesellschaft geworden.
Kübra landete bereits mit 14 Jahren zum ersten Mal hinter Gittern. Als die Intensivstraftäterin nach vier Jahren und zehn Monaten Haft wieder auf freiem Fuß ist, verbringt sie ihre Tage mit der Beschaffung von Koks – eine als Bewährungsauflage verordnete Therapie fruchtet nicht. Salema, die zweite Protagonistin, stammt aus Äthiopien und hat ihre Eltern im Bürgerkrieg verloren. In Deutschland kam sie nie richtig an, stattdessen rutschte sie in die Heroinsucht und in die Beschaffungskriminalität ab. Auch in der Haft gelangt Salema an Heroin, das sie selbst vor der Kamera konsumiert. Nach ihrer Entlassung verzweifelt die Frau und lebt auf der Straße. Als dritten Protagonisten etabliert Regisseurin Diana Naecke den Anstaltsleiter Matthias Blümel, der keineswegs das Klischee eines herzlosen Kerkermeisters erfüllt, sondern mit seiner besonnenen Art richtig sympathisch wirkt.
Naecke lässt Kübra und Salema ohne wertenden Kommentar zu Wort kommen und entwirft einen schnörkellosen Interviewfilm, der auf dem Vertrauen der beiden Protagonistinnen zur Regisseurin aufbaut. So duzen die beiden Straftäterinnen die Filmemacherin, die sie ohne Team in ihren Zellen besucht, und sprechen offen über ihre Gefühle. Insbesondere nach der Haftentlassung begleitet Naecke die Frauen wie ein Schatten, zeigt Kübra in der Neuköllner Hasenheide beim Beschaffen von Drogen oder filmt einen Nervenzusammenbruch von Salema, der erst abklingt, als sich die Frau einen Schuss setzt. Der gegenseitige Respekt zwischen Filmemacherin und Gefilmten sowie der Verzicht auf jeglichen inszenatorischen Firlefanz und auf jede erzählerische Überhöhung, erweist sich als fruchtbare Grundlage für das Porträt der beiden Straftäterinnen. Auch ohne insistierendes Zutun von Seiten der Regisseurin stellen sich darüber hinaus wichtige Fragen nach Schuld, Strafe und Rehabilitation, nach individueller und gesellschaftlicher Verantwortung.
Fazit: Mit „Meine Freiheit, deine Freiheit" zeigt Diana Naecke intime Innenansichten der Situation in deutschen Gefängnissen und in die Seelen zweier (ehemaliger) Insassinnen.