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    12 Meter ohne Kopf
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    12 Meter ohne Kopf
    Von Christoph Petersen

    Eine deutsche Komödie über Piraten, da kommt schnell die Befürchtung auf, es könnte sich um ein 1 ½ Ritter-reloaded handeln, bei dem nun plündernde Freibeuter statt holde Edelmänner in der Gegend herum kalauern. Doch weit gefehlt. Sven Taddickens Korsaren-Komödie „Zwölf Meter ohne Kopf“ ist keine einfache Parodie auf die Fluch der Karibik-Filme, sondern offenbart einen ganz eigenen Zugriff auf das Genre. Was wäre, wenn Klaus Störtebeker und Gödeke Michels die Plätze getauscht hätten, weil Draufgänger Störtebeker in Folge einer Nah-Tod-Erfahrung plötzlich zur duckmäuserischen Memme mutiert ist? Die Antwort auf diese Frage ist amüsant, packend und hat doch einen kleinen Makel: Weil der Produktion das Geld für noch mehr Hochsee-Keilereien fehlte, mangelt es der zweiten Hälfte ein wenig am nötigen Krachbumm.

    Die Piratengang von Klaus Störtebeker (Ronald Zehrfeld) und Gödeke Michels (Matthias Schweighöfer) steht für Spaß und Krawall. Gemeinsam mit ihrer verwegenen Mannschaft macht das Freibeuter-Duo Nord- und Ostsee unsicher. Doch die ständigen Kaperschlachten und die permanente Angst vor den Häschern der Hanse haben ihre Spuren hinterlassen. Als Störtebeker beim Entern eines Schiffes lebensgefährlich verletzt wird, beginnt er zu zweifeln. Will er wirklich weiter mit einer Horde Haudraufs die Meere besegeln oder lieber mit seiner hübschen, bodenständigen Freundin Bille (Franziska Wulf) ein einfaches Leben führen und Kartoffeln anbauen? Michels ist mit dieser Wandlung seines besten Kumpels gar nicht einverstanden. Um den legendären Ruf Störtebekers nicht zu gefährden, übernimmt er kurzerhand dessen Rolle als flammender Piratenkapitän…

    Wenn in der ersten Szene ein Bürger über die aktuelle Konjunktursituation palavert, wähnt man sich bereits in einem Historien-Klamauk à la „1 ½ Ritter“, Tell oder Year One. Aber Pustekuchen. „Zwölf Meter ohne Kopf“ legt seinen Fokus auf ein zeitgemäßes Buddy-Movie inklusive moderner Sprache und Musik, bei dem das Piratensetting als exotischer Hintergrund fungiert. Gerade die Männerfreundschaft zwischen Klaus Störtebeker und Gödeke Michels wird fein herausgearbeitet. Nach Störtebekers Wandlung zum warmduschenden Sensibelchen fordert er seine Männer auf, in der Gruppe über ihre Probleme zu sprechen. Klaus Störtebeker als Alt-68er-Pädagoge – das hat was. Gödeke Michels hingegen ist und bleibt Vollblutpirat und sorgt so für die rumpelnden Momente des Films. Eine gelungene Arbeitsteilung.

    Interview

    Filmstarts trifft...

    ... Regisseur Sven Taddicken ("Emmas Glück").

    Leider gerät dieser faszinierende Ansatz mit dem Fortgang der Handlung etwas geschwätzig. Da erinnert die Piratenrunde dann doch sehr an einen Hochsee-Parteitag der Grünen. Der überragende Erfolg der Fluch der Karibik-Filme hat Regisseur Taddicken (Emmas Glück) zwar dabei geholfen, sein Projekt überhaupt finanziert zu bekommen, aber zugleich hat die Reihe die Effekt-Latte für Kaper-Action auch sehr hoch gelegt. Im Gegensatz zu Gore Verbinskis Welterfolg ist „Zwölf Meter ohne Kopf“ eben ein eher lokaler norddeutscher Piratenfilm - zwar mit einem ganz eigenen Charme, aber ohne die ganz großen Set Pieces.

    Interview

    Filmstarts trifft...

    ... Klaus-Störtebeker-Darsteller Ronald Zehrfeld.

    Im Ausgleich dafür dreht das für den Humor zuständige, aus Devid Striesow (Yella, So glücklich war ich noch nie), Alexander Scheer (Sonnenallee, Das wilde Leben) und Milan Peschel (Free Rainer, Mitte Ende August) bestehende Hanse-Trio in der zweiten Hälfte erst richtig auf. Striesow gibt den Störtebeker-Erzfeind Simon von Utrecht als modernen Politiker, während Scheer und Peschel das etwas andere Kopfgeldjäger-Duo Lange und Schocke verkörpern, das auf den Spuren der Jungs von der C.S.I. anhand einer verkohlten Leiche das Kaliber der Kanonenkugel bestimmt.

    Dem ehemaligen DDR-Judoka Ronald Zehrfeld (Der rote Kakadu, In jeder Sekunde), der ohne Mauerfall sogar die Chance auf eine Olympiateilnahme 1992 in Barcelona gehabt hätte, nimmt man den draufgängerischen Raufbold allein aufgrund seiner kräftigen Statur sofort ab. Deshalb wirkt es umso überraschender, wenn Zehrfeld den legendären Piratenkapitän plötzlich ganz zurückgenommen, ja, geradezu intim porträtiert. Ganz im Gegensatz dazu gibt der vergleichsweise schmächtige Matthias Schweighöfer (Soloalbum, Keinohrhasen, Der rote Baron, Friendship!) als Gödeke Michels dem Affen ordentlich Zucker. Gaststar Simon Gosejohann (Horst Schlämmer – Isch kandidiere!) will er in einer Szene sogar die Eier abschneiden, weil dieser es gewagt hat, sich an seine Ex-Freundin Okka (Jana Pallaske, Männerherzen, Inglourious Basterds) heranzumachen.

    Fazit: „Zwölf Meter ohne Kopf“ ist ein stark besetztes Buddy-Movie mit einem spannenden Zugriff auf das Piraten-Genre, dem es aber ein wenig an der erhofften Enter-Action mangelt. In diesem Sinne: Fick die Hanse!

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