SpongeBob ist einer der unwahrscheinlichsten Superstars unserer Zeit. Kinder lieben den kleinen burgerbratenden Unterwasser-Schwamm aus Bikini Bottom, während viele Erwachsene bei den albernen Abenteuern des nicht allzu hellen, aber herzensguten Bob mit den eckigen Hosen verständnislos außen vor bleiben und schon beim prägnant-penetranten Titelsong, der unwiderstehlich zum Mitsingen und –summen verführt, am liebsten das TV-Programm wechseln würden. Der Ohrwurm-Charakter des Liedes wird nun auch im zweiten Kinoabenteuer des Schwamms auf die Schippe genommen, denn der von Antonio Banderas („Die Maske des Zorro“) gespielte Piratenbösewicht ist von der Melodie derart genervt, dass er die fröhlich singenden Möwen rabiat zum Schweigen bringt. Aber natürlich folgt später noch eine geballte Ladung gutgelaunter „SpongeBob“-Chöre, denn Zurückhaltung kennen die Filmemacher um Regisseur Paul Tibbitt und Serienschöpfer Stephen Hillenburg nicht: Sie entfesseln in „SpongeBob Schwammkopf 3D“ ein wahres Feuerwerk anarchischer Albernheit. Die Mischung aus Real- und Animationsfilm glänzt durch irre visuelle Ideen im Übermaß, ein flottes Tempo und eine seltene erzählerische Nonchalance. Dabei ist nicht alles gleich gut gelungen und wenn die dreidimensionalen Figuren zum aufwendigen Realfilm-Finale an Land kommen, dann ist das nicht mehr so gelungen wie die animierten Unterwassersequenzen zuvor, aber ein kunterbunt-komisches Vergnügen ist die Quatsch-Parade trotzdem.
Der Seeräuber Burger Beard (Antonio Banderas) will mit seiner Imbissbude reich werden. Dafür jagt er dem Rezept der besten Burger der Welt nach, doch das ist geheim und befindet sich auf dem Grund des Pazifiks in der Unterwasserwelt von Bikini Bottom. Nur dort in der „Krossen Krabbe“ gibt es die berühmten Krabbenburger und das Rezept für die Köstlichkeit liegt im Safe des geizigen Restaurantbesitzers Mr. Krabs (Stimme: Clancy Brown/deutsche Fassung: Jürgen Kluckert). Der Pirat ist indes nicht der einzige, der auf die Geheimformel scharf ist: Krabs‘ erfolgloser Konkurrent Plankton (Mr. Lawrence/Thomas Petruo) ist seit langem hinter ihr her und hat schon so manchen Kampf mit dem „Krossen Krabbe“-Burgerbrater SpongeBob (Tom Kenny/Santiago Ziesmer) ausgefochten. Als Burger Beard zur Attacke auf Bikini Bottom ansetzt und das Rezept erobert, müssen sich die Feinde zusammentun: Schwamm und Plankton jagen dem Piraten mittels einer intergalaktischen Zeitmaschine nach und schließlich gehen sie zusammen mit dem Seestern Patrick (Bill Fagerbakke/Fritz Rott), dem Tintenfisch Thaddäus Tentakel (Roger Bumpass), dem Eichhörnchen Sandy (Carolyn Lawrence/Cathlen Gawlich) sowie Mr. Krabs an Land, um Beard das wertvolle Papier wieder abzuluchsen...
„SpongeBob Schwammkopf 3D“ ist kein Reboot und auch keine Rückkehr zu den Ursprüngen. Er ist vielmehr die größere, längere und aufwendigere Variante einer in der langlebigen Trickserie schon oft gesehenen Geschichte. Doch wer das für Einfallslosigkeit hält – schließlich ging es auch im ersten Kinoabenteuer „Der SpongeBob-Schwammkopf Film“ von 2004 schon um den Diebstahl des Burgerrezepts – der kennt den Schwamm, seine Freunde und ihre Erfinder schlecht. Die Handlung ist bei ihnen schon immer nebensächlich gewesen, die Macher brauchen immer nur einen minimalen erzählerischen Vorwand, um den nächsten verrückten Einfall umsetzen zu können. Das ist hier exemplarisch zu bewundern, wenn SpongeBob und Co. eine Zeitmaschine verwenden: Die Sequenzen sind mit ihrem geradezu psychedelischen Farbenrausch, der an die Beatles-Kuriosität „Yellow Submarine“ erinnert, absolut selbstgenügsam, gleichzeitig bieten sie die Gelegenheit zu köstlichen Abschweifungen. Wenn Schwamm und Seestern plötzlich auf einer Raumstation (!) landen, wo sie auf einen Delfin (!) treffen, der als Aufseher darüber wacht, dass es nicht zu interplanetaren Kollisionen kommt und der die beiden bittet, ihn nach Jahren vor dem Panoramafenster doch bitte einmal kurz abzulösen, damit er austreten kann, dann ist ein Gipfel wahnwitziger Absurdität erreicht – und das dicke Ende kommt da natürlich erst noch.
Nie waren die Realfilmsequenzen so aufwendig wie hier und es ist erfrischend zu sehen, dass Regisseur Tibbitt und seine Mitstreiter es dabei gar nicht so sehr auf äußere Perfektion anlegen (die 3D-Versionen von SpongeBob und den anderen beim Landgang haben einen gewöhnungsbedürftigen, extrem künstlich wirkenden Look), sondern lieber das blanke Chaos in Szene setzen. Allerdings ist die rasante Verfolgungsjagd zwischen den tierischen Helden und Antonio Banderas‘ Burger-Plagiator durch die Straßen der Küstenstadt trotz Nuss-Kanonaden, Seifenblasen-Delirium und Eiscreme-Overkill überlang und nicht so mitreißend wie die besten der rein animierten Sequenzen zuvor: Wenn bei einem Luftangriff mit Kartoffeln geschossen wird, die dann in die Rotorblätter des Flugzeugs geraten, woraufhin Fritten auf die Erde regnen, dann lässt sich dieser visuelle Gag eben auch mit aller Computerpower der Welt nicht „real“ umsetzen. Ganz zu schweigen vom anschließenden Mayonnaise-Inferno. Der Film sprüht vor verrückten Einfällen, die beliebten Figuren bleiben sich treu oder können nicht aus ihrer Haut (einer der besten Running Gags ist es, wenn der böse Plankton Teamwork lernen soll und immer wieder daran scheitert „Wir“ zu sagen statt „Ich“) und so können selbst die spektakulärsten Spezialeffekte am Ende nicht mit einem simplen Blick in das Innere von SpongeBobs Hirn (lecker!) mithalten.
Fazit: Der kleine Schwamm und seine Freunde lassen es zum Vergnügen der Fans in ihrem zweiten Kinoabenteuer ordentlich krachen – ein einfallsreicher, absurder und alberner Spaß mit kleinen Längen gegen Ende.