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    Die unerschütterliche Liebe der Suzanne
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die unerschütterliche Liebe der Suzanne
    Von Michael Meyns

    Kann man gleichzeitig zu schnell und zu langsam erzählen, zu viel und zu wenig? Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, doch Katell Quillévéré („Ein starkes Gift“) beweist mit ihrem zweiten Film „Die unerschütterliche Liebe der Suzanne“, dass dies geht - leider. Denn in den besten Momenten ist die Geschichte der Titelfigur Suzanne bzw. die ihrer Familie, ein stark gespieltes, dichtes Drama über Liebe und Pathos, Verantwortungsgefühl und Überforderung. Doch da die junge Regisseurin das Ziel hatte, eine 25 Jahre umspannende Geschichte in nur rund 90 Minuten zu pressen, bleibt vieles nur angedeutet und unterentwickelt und kann letztlich auch durch die starken Darsteller nur bedingt aufgefangen werden.

    Früh haben die Schwestern Suzanne (Sara Forestier) und Maria (Adèle Haenel) ihre Mutter verloren und werden vom Vater (Francois Damien) erzogen. Der schlägt sich als Lastwagenfahrer durchs Leben, was einen unstrukturierten Alltag nach sich zieht. Doch Suzanne und Maria verbringen eine angenehme Kindheit, die nicht zuletzt von ihrer Liebe zum Tanzen bestimmt wird. Auch als Suzanne mit 17 Jahren schwanger wird und bald ihren Sohn Charly zur Welt bringt, ändert sich das Familienverhältnis nicht. Erst als sie den Kleinkriminellen Nicolas (Paul Hamy) kennen lernt, gerät Suzannes Leben aus den Fugen: Mal verschwindet sie für längere Zeit und überlässt ihren Sohn der Obhut des Vaters, dann landet sie sogar im Gefängnis.

    Die heile Kindheit von Suzanne und Maria wird schnell abgehandelt, bereits nach gut zehn Filmminuten ist Suzanne ein Teenager und die Hauptdarstellerin Sara Forestier („Der Name der Leute“) tritt auf. Nach kaum 15 Minuten ist Suzanne sogar schwanger, ein paar Schnitte später ist sie Mutter und ihr Sohn kann schon fast laufen. Katell Quillévérés Erzählprinzip ist hier die Auslassung, das Andeuten von teils durchaus wichtigen Ereignissen im Off, die erzählerische Ellipse, die mal Monate, mal Jahre vergehen lässt und viel der Phantasie des Zuschauers überlässt.

    Das Ergebnis dieser Erzählweise ist zwiespältig: Oft wird durch die Jahre fast schon gerast, droht der Zuschauer deswegen, die Übersicht zu verlieren, bleiben Motivationen, bleibt zwingende Psychologie auf der Strecke. Andererseits ermöglicht dieser Versuch, die bloßen Fakten nur am Rand zu erwähnen, sich auf das Essentielle zu konzentrieren, auf die Emotionen der Figuren. Und dies ermöglicht besonders Sara Forestier ihr großes Talent auszuspielen. Entdeckt wurde sie 2003 von Abdellatif Kechiche („Blau ist eine warme Farbe“), der die damals 16jährige in „Nicht ja, nicht nein“ besetzte. Zuletzt brillierte sie bereits in Jacques Doillons „Love Battles - Mein erotischer Ringkampf“ in einer emotional ähnlich fordernden, anspruchsvollen Rolle.

    In „Die unerschütterliche Liebe der Suzanne“ verschwindet Forestier oft lange Zeit, wenn ihre Figur auf Abwegen ist, die Familie verlassen hat oder im Gefängnis sitzt. Doch immer wenn sie auftaucht, überzeugt sie mit zurückgenommenem Spiel, das nie Gefahr läuft in Posen und Kitsch abzugleiten, sondern stets von großer Natürlichkeit geprägt ist. Besonders im Zusammenspiel mit Paul Hamy („Madame empfiehlt sich“) als ihr zwielichtiger Freund Nicolas gelingen dabei intensive Szenen, die von Quillévéré präzise und naturalistisch eingefangen werden. Allerdings herrscht zwischen solch starken Momenten immer wieder etwas Leerlauf, vor allem in den Momenten, in denen nicht nur von Suzanne erzählt werden soll, sondern auch von ihrer Schwester und dem Vater und trotz dieser enormen Fülle in einer filmischen Kurzschrift, die allzu oft ratlos hinterlässt.

    Fazit: In ihrem zweiten Film „Die unerschütterliche Liebe der Suzanne“ versucht Katell Quillévéré nicht nur von der Titelfigur zu erzählen, sondern viel mehr. Immer wieder verliert sie sich dabei in einem allzu überhasteten Erzählstil, findet zu selten zur Ruhe. Doch wenn sich die Regisseurin Zeit nimmt, dann hat sie mit Sara Forestier eine exzellente Hauptdarstellerin zur Verfügung, deren Darstellung einer emotional verwirrten Frau absolut sehenswert ist.

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