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    Man for a day
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Man for a day
    Von Christian Horn

    Viele Männer und Frauen hegen insgeheim oder auch ganz offen den Wunsch, mal für einen Tag in die Rolle des anderen Geschlechts schlüpfen zu dürfen – und stellen sich die Frage: Wie anders würde sich die Welt abgesehen vom Körperlichen als Vertreter/in der „anderen Seite" tatsächlich anfühlen? Seit 1989 leitet die amerikanische Performance-Künstlerin und Gender-Aktivistin Diane Torr ihren Workshop „Man For A Day", in dem Frauen für eine Woche die Rolle eines Mannes übernehmen, um den Wunsch nach Körper- oder vielmehr Identitätstausch zumindest auf sozialer Ebene annähernd ausleben zu können. Die mit Torr befreundete Regisseurin Katarina Peters („Am seidenen Faden") begleitet eine dieser Veranstaltungen in Berlin mit der Kamera und befragt die Teilnehmerinnen nach ihren Motivationen. Auf diese Weise sensibilisiert der hochinteressante Dokumentarfilm für die gesellschaftlich einstudierten Verhaltensweisen von Männern und Frauen.

    Katarina Peters beobachtet den Ablauf des einwöchigen Workshops und die auf den ersten Blick unfreiwillig komische Verwandlung der Frauen in Männer, von der Auswahl männlicher Kleidung über das Ankleben von falschen Bärten bis zur maskulinen Körperhaltung samt kaschierter Oberweite. Auf den Berliner Straßen studieren die Frauen die Verhaltensweisen verschiedener Männer und wählen einen bestimmten Typ, der verkörpert werden soll. Fünf der Teilnehmerinnen stellt die Filmemacherin in Interviewsituationen näher vor, befragt sie nach den Gründen für ihr Interesse am Kurs und begleitet sie auch nach Hause. Der Workshop-Leiterin Torr weist Regisseurin Peters zugleich eine Sonderrolle in ihrem Film zu – in eingestreuten Videomitschnitten zeigt sie Ausschnitte aus den Auftritten der New Yorker Künstlerin und verweist damit über den Rahmen der vorgestellten Kurse hinaus auf weitere Aspekte des vielfältigen Geschlechter-Diskurses.

    Die Teilnehmerinnen des Workshops könnten kaum unterschiedlicher sein, was den Film umso spaßiger macht: Susann ist mehrfache Gewinnerin von Schönheitswettbewerben und wurde unter anderem zur Miss Prenzlau, Miss Havelland sowie zur Miss Spreewald gekürt. Sie genießt ihre Rolle als begehrte Frau, will aber einmal die andere Seite kennenlernen. Die alleinerziehende Mutter Theresa hingegen verweigert sich den verschiedenen „Dekorationen", die von ihr als Frau erwartet werden, und sucht nach einem Männerbild, das sie ihren Söhnen vermitteln kann. Hinzu kommen Rosa, die viele schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat, die Münchner Politikberaterin Eva-Marie und die Modedesignerin Tal, deren maskulines Äußeres den weichen Kern leicht vergessen lässt. In der Woche bei Diane Torr lernen alle diese Frauen die eigenen Verhaltensweisen und jene der Männer ein wenig besser kennen und ziehen jeweils ihre eigenen Konsequenzen aus dem Experiment.

    Fazit: In „Man For A Day" wird das gesellschaftlich antrainierte Rollenverhalten von Männern und Frauen hinterfragt – die zurückhaltend inszenierte Doku überzeugt vor allem mit ihren starken Protagonistinnen um Diane Torr, die klar artikulierte Perspektiven auf das ständig kontrovers diskutierte Thema anbieten.

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