Manchmal ist ein Film mehr, mal weniger als die Summe seiner einzelnen Teile. So kann es passieren, dass er als Ganzes scheitert, obwohl er in praktischen allen Bereichen gelungen ist. Das romantische Geiseldrama „Comes A Bright Day" ist ein solches Werk, bei dem der Funke trotz unbestrittener Qualitäten einfach nicht überspringt. Die Darsteller überzeugen, der Soundtrack ist stimmig, die Kameraarbeit erlesen und die Inszenierung im Einzelnen kompetent, dennoch gelingt es Regisseur Simon Aboud nicht, die oft gelungenen Elemente zu einem mitreißenden Film zu verknüpfen. So ist „Comes A Bright Day" weder gut noch wirklich schlecht, sondern vor allem eine ungenutzte Gelegenheit.
In der Welt der wohlhabenden, einflussreichen Aufsteiger ist Sam Smith (Craig Roberts) nur ein Zaungast, der sich aus der Ferne am Reichtum und der Schönheit der oberen Zehntausend ergötzt. Als Page in einem 5-Sterne-Hotel sieht er das Leben, das er selbst gern führen würde und erbietet anderen die Hochachtung, die ihm selbst verwehrt bleibt. Als er die schöne Juweliersgehilfin Mary Bright (Imogen Poots) kennenlernt, funkt es sofort. Bei der erstbesten Gelegenheit besucht Sam die Angebetete im Geschäft des alten Juweliers Charles (Timothy Spall) und bittet um ein Date. Seine romantischen Wallungen müssen jedoch schnell zurückstehen, da der Laden just in diesem Moment von den Gangstern Cameron (Kevin McKidd) und Clegg (Joseph Altin) überfallen wird. Es fallen Schüsse und eine Kundin liegt tot am Boden, während sich vor dem Geschäft die Polizei einfindet und eine Belagerung beginnt. Die Diebe verlieren schon bald ihre Nerven, aber Sam versucht alles, um eine Eskalation der Situation zu verhindern.
Der Auftakt ist vielversprechend: Ein liebenswerter, in seinem ungelenken Ehrgeiz nicht unsympathischer junger Held, hypnotische Musik, mit milchig schimmerndem Glanz versehene Bilder von Kameramann John Lynch („Fear Factory – Labor der Angst"). Sobald nach der Exposition mit dem Auftauchen der Gangster die Handlung richtig in Gang kommen sollte, beginnen allerdings die Probleme. Es folgt das Standardrepertoire aus dem Baukasten „Geiselkrimi für Anfänger": Hier die überforderten, im Notfall auf Gewalt zurückgreifenden Banditen (aufgeteilt in den cholerischen Alpha-Rüden und den mit Skrupeln beladenen, verführbaren Mitläufer), dort die Geiseln, die sich in Anbetracht der Todesgefahr miteinander solidarisieren. Auch Craig Roberts als Sam („Red Lights", „Jane Eyre") wird nun weitgehend in die Passivität gezwungen und seinem Schwarm Imogen Poots („Fright Night", „28 Weeks Later") geht es nicht besser. Einzig dem alten Szenendieb Timothy Spall („Harry Potter") gelingt es, aus dem unterforderten Ensemble hervorzustechen und Akzente zu setzen. Regisseur Simon Aboud wiederum schlägt inszenatorisch keine klare Linie ein und es wirkt bisweilen, als könne „Comes A Bright Day" jederzeit vom Geiselthriller zum leichten Drama, zur Komödie oder zum Actionfilm mutieren, aber gerade die ständigen Wechsel im Tonfall erwecken trotz guter Ideen einen Eindruck von Beliebigkeit.
Fazit: „Comes A Bright Day" ist ein Musterbeispiel für einen Film, der sich trotz vieler gelungener Elemente nie zu einer kohärenten Einheit fügt.