In seinem neuen Film „Beast", arbeitet der dänische Regisseur Christoffer Boe („Reconstruction") erneut mit seinem Stammschauspieler Nicolas Bro zusammen. Mit wuchtiger Körperlichkeit verkörpert Bro das titelgebende Biest und dominiert das kammerspielartige Psychogramm mit seiner eindringlichen Darstellung. Dazu erhöht Boe, der auch das Drehbuch geschrieben hat, geschickt die Spannung und fügt dem anfänglichen Liebesdrama nach und nach Elemente des Horrorfilms bei. So entsteht ein eindringlicher Blick auf die Abgründe der Seele und die alles verschlingende Kraft einer Liebe, die zur Obsession wird.
Die Liebesbeziehung von Bruno (Nicolas Bro) und Maxine (Marijana Jankovic) liegt in den letzten Zügen. Während Bruno über Gespräche und Liebesbekundungen immer wieder den Zugang zu seiner Geliebten sucht, zieht sich Maxine immer weiter aus dem gemeinsamen Leben zurück. Längst hat sie eine Affäre mit dem ebenfalls liierten Valdemar (Nikolaj Lie Kaas), für den sie Bruno verlassen will. Als der seiner Freundin auf die Schliche kommt, steigert er sich in eine immer wahnhaftere Eifersucht und verwandelt sich unmerklich in einen anderen Menschen...
Gleich die erste Szene von „Beast" gibt die Richtung des Films vor: Da besichtigen Bruno und Maxine als noch verliebtes Paar eine Wohnung und als sich die Frau am Finger verletzt, leckt ihr Freund die blutende Wunde genüsslich sauber. „Pass auf, dass du nicht auf den Geschmack kommst", kommentiert Maxine, während Bruno feststellt: „Du bist jetzt in mir." Wenn Regisseur Christoffer Boe direkt anschließend den Titelschriftzug einblendet, liegt der unangenehme Ausgang dieser Liebesbeziehung bereits auf der Hand. Und so hat die Liebe zwischen Bruno und Maxine dann auch schon in der nächsten Szene Risse bekommen – die Trennung rückt immer näher. Zunächst entwickelt sich „Beast" wie ein Eifersuchtsdrama. Bruno stellt seiner Freundin nach, entdeckt sie mit ihrem Liebhaber und versteigt sich zunehmend zu einer besitzergreifenden Besessenheit. Um es mit Maxines Worten zu sagen: Bruno zerstört, was er liebt.
Doch nach und nach wird aus dem Beziehungsdrama ein Horror-Thriller. Als Leitmotiv dient das Blut, das im bizarren Liebesspiel von Bruno und Maxine neben anderen seltsamen Flüssigkeiten aus verschiedenen Körperöffnungen austritt. Unaufhaltsam zieht Boe mit solchen Bildern die Spannungsschraube an, bis es sogar unbehaglich wirkt, wenn Bruno im Supermarkt nach einem neuen Edelstahlmesser Ausschau hält. Doch nicht die Schauereffekte stehen im Vordergrund, sondern das Innenleben der Figuren und damit natürlich auch die Darsteller. Neben dem aus „Adams Äpfel" bekannten Nicolas Bro überzeugen auch Marijana Jankovic als Maxine und Nikolaj Lie Kaas („Brothers – Zwischen Brüdern", „Bedingungslos") als deren Liebhaber mit intensiven Darbietungen.
Fazit: „Beast" beginnt als Liebesdrama und entwickelt sich schrittweise zum kammerspielartigen (Body-)Horrorfilm. Christoffer Boe stülpt das kaputte Seelenleben seiner hervorragend gespielten Figuren von innen nach außen und erzeugt damit eindrückliche Momente voll unterschwelliger Spannung.