Was für ein unfassbar bösartiger Film. Es ist schon erstaunlich, wie sehr Dahan den schönen Schein inszeniert und dessen gesamte Hohlheit dahinter mit kleinen, virtuosen Stilmitteln des Films spürbar macht.
Da rast die Datumseinblendung im Bild immer schneller, während der Bildinhalt die Postkartenidylle nicht verändert. Da versucht sich Grace ihrem Vertrauten zu öffnen, erzählt aber nur belangloses Zeugs, haarscharf am Thema vorbei, was nichts erklärt, während die Kamera ikonenhaft immer näher Nicole Kidmans Gesicht und ihre glycerin getränkten Augen einzufangen versucht und dem Zuschauer trotzdem nichts klarer werden kann, weil es da hinter der Fassade der Fürstin einfach kein Geheimnis zu entdecken gibt.
Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum der Film so oft verissen wird und warum fast alle Kritiker immer nur anführen, welchen Film sie über Grace Kelly gemacht hätten und sich kaum jemand fragt, warum Dahan so distanzlos im Pittoresken schwelgt und die emotionale Leere der Hauptfigur mit pathetischer Musik unterlegt.
Wenn Grace am Ende ihr Loblied auf die Liebe singt, haben wir vorher quälend klar, vor allem durch die (wie ich finde) sensationell, assige Darstellung von Tim Roth gezeigt bekommen, dass es dafür keinen anderen Grund geben kann, als dass Grace einfach nur eine Rolle gespielt hat.
Das fühlt sich für die Zuschauer am Ende schal an, aber gerade das ist für mich die Stärke des Films und nicht die Schwäche, die die meisten Kritiker darin ausmachen.
Das bittere ist ja, dass die Alternative, die das Drehbuch Grace anbietet, nur zwischen der Hauptrolle im Fürstentum Monaco oder der Hauptrolle in einem emotional überhaupt nicht überzeugenden Film von Alfred Hitchcock besteht. Und so lässt einen Nicole Kidman genauso ratlos zurück, wie Tippi Hedren in Marnie, die dann schlussendlich Grace Kellys Filmrolle übernommen hat. Marnie ist inzwischen ein Klassiker; Grace of Monaco wird wohl nie einer werden, da die Filmkritik und auch das Publikum augenscheinlich nicht bereit sind, sich auf diesen Film als Kunstwerk einzulassen. Schade!