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    Chasing Ice
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Chasing Ice
    Von Christian Horn

    Die globale Erderwärmung wird nicht nur in Talkshows, Tageszeitungen und Politdebatten hitzig diskutiert, sondern hat als gesellschaftlich relevantes Thema längst den Weg auf die Kinoleinwand geschafft. So spielt der Klimawandel in Blockbustern wie „The Day After Tomorrow“ oder Animationsfilmen wie „Happy Feet 2“ eine selbstverständliche Rolle und dient Naturdokus wie der BBC-Operette „Unsere Erde“ als routinierter Aufhänger. Einen Meilenstein dieser Entwicklung markiert die Polit-Doku „Eine unbequeme Wahrheit“, die 2007 mit dem Oscar als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Deren Nachfolge tritt nun der Festival- und Publikumsliebling „Chasing Ice“ von Jeff Orlowski an: In erhabenen Zeitraffer-Bildern schmelzender Eismassen versucht der Dokumentarfilmer den Klimawandel per Videobeweis zu belegen.

    Im Jahr 2007 initiierte der „National Geographic“-Fotograf James Balog das Langzeitprojekt „Extreme Ice Survey“ („EIS“), für das er die weltweite Gletscherschmelze filmisch dokumentieren wollte. In Begleitung des Dokumentarfilmers Jeff Orlowski installierte das EIS-Team unter anderem in Alaska, Grönland und Island Spezialkameras und sammelte Bilder, die für „Chasing Ice“ zu ästhetisch bestechenden Zeitraffer-Aufnahmen montiert wurden. Mittels dieses sinnlichen Zugangs wird bei diesem Film, an dem die Produzentin der erfolgreichen Delfin-Doku „Die Bucht“ Paula DuPré Pesmen unterstützend mitwirkte, der Klimawandel vom Abstrakten ins Konkrete geholt: Wenn riesenhafte Eisformationen mit Getöse in sich zusammenstürzen, sagt das mehr als jede Statistik oder Hochrechnung. Die Aufnahmen der schmelzenden Gletscher unterfüttert Jeff Orlowski mit Hintergrundinformationen wie Experten-Interviews, Fotografien oder anschaulichen Grafiken, die das Fachwissen der Naturwissenschaftler pointiert vermitteln.

    Darüber hinaus stehen nicht nur die imposanten Zeitraffer-Bilder selbst, sondern auch deren komplizierte Herstellung im Fokus: In unwirklichen Landschaften filmt Orlowski die Expeditionsteams beim Aufbau der insgesamt 25 Spezialkameras, der unter denkbar widrigen Bedingungen stattfindet. Mit eigens konstruierten Vorrichtungen schrauben die Filmtechniker die Kameras direkt an Felswände, wo die teuren Geräte drei Jahre lang täglich ein Bild aufnehmen – umso verständlicher dann die Frustration, wenn der Timer ausfällt oder das Equipment anderweitig streikt. Dass „Chasing Ice“ 2012 beim Filmfestival von Sundance mit dem Preis für die Beste Kamera ausgezeichnet wurde, ist vor diesem Hintergrund – und in Anbetracht des Ergebnisses – mehr als verdient. Das Ziel, Aufklärungsarbeit über den Klimawandel zu leisten und das Publikum für die Thematik zu sensibilisieren, haben James Balog, Jeff Orlowski und das EIS-Team jedenfalls erreicht.

    Fazit: Jeff Orlowskis „Chasing Ice“ ist ein engagierter Dokumentarfilm über das Schmelzen der Gletscher. Visuell mitreißend, aber auch inhaltlich kenntnisreich wird das wichtige Thema bei umgesetzt.

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