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    Policeman
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Policeman
    Von Werner Busch

    In den Jahren 2011 und 2012 erlebte Israel die größten Demonstrationen seiner Geschichte. Die zumeist jungen Demonstranten protestierten gegen die sich dramatisch verschlechternden Lebensbedingungen, die durch explodierende Lebenshaltungskosten, insbesondere bei den Mieten, zahllose Mittelständler in die Armut trieben. Im Juli 2012 erlebten die Proteste mit den Selbstverbrennungen zweier Kundgebungsteilnehmer ihren vorläufigen Höhepunkt. Amtlich belegt ist: Die soziale Ungleichheit in Israel ist eine der größten in der westlichen Welt und sie wächst weiterhin. Nadav Lapids Drama „Policeman" behandelt darüber hinaus das weitestgehend tabuisierte Problem des innerisraelischen Terrorismus, doch trotz dieses spannenden Inhalts ist „Policeman" nur bedingt geglückt.

    „Das ist das schönste Land der Welt!" schreien die Männer auf dem Hügel in das Wüstental hinein. Das Land heißt Israel, die Männer sind Polizisten. Einer von ihnen ist Yaron (Yiftach Klein), Mitglieder einer Anti-Terror-Einheit. Sein Leben scheint vornehmlich aus Männerritualen, Balgereien mit den Kollegen auf Familienfesten und dem Massieren der Innenschenkel seiner hochschwangeren Frau zu bestehen. Aber die Idylle ist trügerisch. Heimlich gräbt Yaron eine minderjährige Kellnerin an und überredet einen todkranken Kollegen dazu, die Verantwortung für einen gescheiterten Einsatz zu tragen, bei dem unschuldige Menschen starben. Eine kleine Gruppe junger Israelis bereitet sich derweil auf einen Terroranschlag vor. Waffen sollen getragen, Geiseln genommen und eine politische Botschaft verbreitet werden, die das soziale Ungleichgewicht anprangert. Interne Spannungen in der Gruppe steigern die Erfolgsaussichten der unerfahrenen Idealisten nur wenig. Auf einer Hochzeit kreuzen sich ihre Wege mit dem von „Policeman" Yaron.

    Es sind mindestens zwei heiße Eisen, die Regisseur Nadav Lapid („Emile's Girlfriend") mit seinem Film aufgreift: zum einen die sozialen Missstände, zum anderen innerisraelischer Terrorismus, der durch den Palästinenserkonflikt weitgehend tabuisiert ist. Die von der israelischen Politik bestärkte klare Aufteilung in edle, einmütige Israelis, die ihr Land verteidigen und heimtückische arabische Terroristen, die diese Ordnung stören, gibt es in Lapids Film nicht. Die obrigkeitstreuen Elitekämpfer werden durchgängig kritisch skizziert. Verunsicherung ist das übergreifende Thema in „Policeman": Kaum ist Yaron als fürsorglicher, werdender Vater etabliert, verstören die Intrigen, an denen er sich beteiligt und seine Suche nach einem Seitensprung. Und auch die israelischen Terroristen wirken nur kurzzeitig als gefestigte, kohärente Gruppe. Auch diese Fassade bröckelt schnell und führt die Protagonisten bis hin zum Showdown.

    Mit seinem langsamen Erzähltempo erinnert „Policeman" an aktuelle Dramen des neuen griechischen Kinos wie „Dogtooth" und „Attenberg", kann aber im Gegensatz zu diesen fremdartigen kleinen Meisterwerken keine permanente Faszination erzeugen. Das größte Problem ist die Charakterisierung der Protagonisten, deren Handeln sich kaum erschließt. Gerade gegen Ende gibt es eine Reihe von Wendungen, die klischeehaft und unglaubwürdig wirken. Die langen gediegen inszenierten Szenen zwingen zum genauen Hinsehen, doch allzu oft gibt es wenig zu entdecken. Dafür wirken allein die Schauplätze oftmals zu beliebig.

    Fazit: „Policeman" ist ein ambitionierter Film, der an seinen formalen Ansprüchen scheitert. Regisseur Nadav Lapid greift zwar thematisch heiße Eisen auf, aber sein Politdrama ist dennoch wenig fesselnd.

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