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    Unser Leben
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Unser Leben
    Von Asokan Nirmalarajah

    „Wenn uns die Evolutionsgeschichte eines gelehrt hat", so fasst es der von Jeff Goldblum verkörperte Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm in einem der bedächtigeren Momente aus Steven Spielbergs modernem Klassiker „Jurassic Park" zusammen, „dann doch das, dass das Leben sich nicht einsperren lässt. Das Leben bahnt sich seinen Weg, es erobert neue Territorien, es überwindet sämtliche Barrieren, ob schmerzlich oder gefährlich – das Leben findet einen Weg." Diese Begeisterung für das Phänomen Leben zieht sich durch den gesamten Saurier-Thriller von 1993 und äußerst sich selbst noch nach einer Unzahl menschlicher Saurieropfer in seinen letzten Bildern von sich majestätisch durch die Luft bewegenden Flugsauriern. Auch in der bildgewaltigen, atemberaubend schönen BBC-Earth-Dokumentation „Unser Leben" des renommierten britischen Tierfilmers Michael Gunton und seiner Kollegin Martha Holmes durchdringt die Faszination des Menschen für das Leben in all seiner bunten Vielfalt, in seinem erfinderischen Selbsterhaltungstrieb und auch in seiner verstörenden Brutalität jede Szene des Films. Problematisch daran ist nur, dass dem Film angesichts der ungelenk strukturierten Fülle an virtuosen Aufnahmen etwas zu früh die Puste ausgeht.

    Daniel Craig (in der deutschen Fassung Dietmar Wunder, seit „Casino Royale" die deutsche Synchronstimme des britischen Bond-Darstellers) berichtet als Erzähler aus dem Off von den unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten dieser Welt und erkennt grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen allen Lebewesen, ob nun Flora, Fauna oder Mensch. Während sich die Spezies Homo sapiens selbst einen Auftritt verweigert, lassen uns einige der faszinierendsten Kreaturen der Erde teilhaben an ihrem Leben, das in seinen Grundzügen nicht so viel anders als unseres zu sein scheint. So setzt auch eine Weddellrobbe alles daran, das Überleben ihres Neugeborenen zu sichern, während Schneeaffen-Clans ihre kleineren Mitglieder durch Warmbäder vor der Kälte schützen. Ein vom Babysitten seiner frechen Sprösslinge gelangweilter Silberrücken-Gorilla muss derweil unverhofft zur Tat schreiten, als sich ein gefährlicher Antagonist lautstark zu Wort meldet. Danach heißt es für die Tiere nicht selten nur noch töten oder getötet werden, egal ob es sich dabei um Delfinfamilien handelt, die beim Fischfang ebenso clever vorgehen wie drei taktisch gerissene Geparden-Brüder auf der Jagd nach schmackhaftem Federvieh.

    Bei den Beispielen handelt es sich nur um wenige, kurze Segmente des vor Artenreichtum nahezu überbordenden Films, dem sein Ursprung als eine zehnteilige BBC-TV-Serie mit dem Titel „Life - Das Wunder Leben" insofern leicht anzumerken ist. Es gelingt den Filmemachern allerdings nicht, über die kurze Laufzeit von 85 Minuten eine kinotaugliche Dramaturgie zu etablieren. Was in der über vier Jahre aufwendig produzierten und vielfach prämierten Doku-Serie in mehreren, nach Spezies und Lebensräumen unterteilte Fernsehepisoden behandelt wurde, ist hier auf vermeintliche Highlights reduziert und damit auch um thematische Komplexität erleichtert worden. Denn wie es uns der englische Originaltitel „One Life" bereits nahelegt, ist die ach so bahnbrechende These des Films nicht mehr als die, dass eines alle Spezies unserer Erde, ob nun in unmittelbarer Nähe oder in den entferntesten Regionen und Winkeln, eint: das Leben an sich und damit nicht zuletzt auch der Überlebenstrieb.

    Doch bevor der Film manch einen Zuschauer mit einem arg pathetischen Plädoyer für mehr Natur- und Tierfreundlichkeit endgültig vergraulen mag, entziehen sich die schlichtweg überwältigenden, häufig mit Zeitlupe und Zeitraffer effektvoll stilisierten HD-Bilder, die von insgesamt 35 Kameramännern aufgenommen wurden, den bemühten Versuchen, die instinktiv handelnden Tiere zu vermenschlichen. Wie oft bei derartigen Episodenfilmen ohne sonderlich einfallsreiche Erzählstruktur reicht auch bei dem gegen Ende etwas ermüdenden „Unser Leben" die Summe seiner Einzelteile nicht ganz an seine stärksten Momente heran. Aber diese haben es wirklich in sich: der groteske Überlebenskampf eines Elefantenbabys im Schlamm, nur verschlimmert durch die Hilfe seiner besorgten Mutter, bis die Großmutter schroff dazwischen greift; die packende Flucht einer jungen Bergziege vor einem Fuchs an einer steilen Bergwand entlang; die rasanten Abenteuer eines Rüsselhündchens, das seine tödlichen Verfolger durch einen selbst angelegten Hindernisparcours austrickst – das sind ganz große, wunderbar montierte Kinomomente, die durch George Fentons meisterliche Musikzusammenstellung noch verstärkt werden.

    Fazit: Nach den Kassenhits „Deep Blue" und „Unsere Erde" kommt mit „Unser Leben" die nächste visuell beeindruckende Tier-Dokumentation aus dem Hause BBC Earth. Die spektakulären Aufnahmen von Flora und Fauna lassen in ihrer Bildgewalt die besten 3D-Filme hinter sich.

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