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    New Kids Nitro
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    New Kids Nitro
    Von Stefan Geisler

    „Was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall", besser kann man die Wirkung der niederländischen Fernseh-Vollproleten New Kids nicht beschreiben, denn während die einen nur ratloses Kopfschütteln für die gezeigten Geschmacklosigkeiten übrig haben, feiern die anderen jedes noch so stupide „Ey, Fotze, Junge!" als komödiantisches Grubengold. Nachdem die fünf asozialen Dosenbierliebhaber mit ihrem Leinwanddebüt „New Kids Turbo" zumindest unter finanziellen Gesichtspunkten alle Erwartungen übertrafen, war abzusehen, dass es bloß eine Frage der Zeit sein würde, bis die New Kids zum erneuten Angriff gegen die Sittenwächter und Moralprediger der Welt aufrufen würden. Und so bringt das Anarchogespann rund um die beiden New-Kids-Schöpfer, Darsteller und Regisseure Steffen Haars und Flip Van der Kuil bereits ein Jahr nach der Premiere von „New Kids Turbo" den zweiten Spielfilm in die Kinos. Wie zu erwarten ist auch „New Kids Nitro" nicht mehr als eine platte Aneinanderreihung bekannter Running Gags, die in Verbindung mit dem Asi-Kauderwelsch der New Kids ziemlich schnell zu einer kruden Mischung mutiert, an der sich wie gewohnt die Geister scheiden. Eingefleischte Fans werden wieder ihren Spaß haben, die Mehrheit wird das Zoten-Spektakel dagegen eher als nervtötende Tortur empfinden.

    Seit den Ereignissen aus „New Kids Turbo" hat sich im Leben der arbeitslosen Vollproleten Richard (Huub Smit), Rikkert (Wesley van Gaalen), Gerrie (Tim Haars), Robbie (Steffen Haars) und Barrie (Flip Van der Kuil) wenig getan. Weiterhin saufen, kiffen und pöbeln sich die fünf Freunde durch den Tag und sorgen so für Unruhe im eigentlich beschaulichen Maaskantje. Als jedoch eine Gang aus dem verfeindeten Nachbarörtchen Schijndel in Maaskantje auftaucht und den New Kids das Revier streitig macht, rüstet sich die Truppe um Anführer Richard Batsbak für den ultimativen Kampf gegen diese Bedrohung. Als wären zwei rivalisierende Dorf-Gangs nicht schon Ärger genug, werden die Bewohner Hollands durch die Strahlung eines Meteoriten in fleischhungrige Zombies verwandelt. Was tun? Selbst die Regierung weiß nicht weiter und bittet die New Kids um Unterstützung.

    Kann man das noch Humor nennen? Bereits „New Kids Turbo" sorgte für Gesprächsstoff, blieb doch einigen Zuschauern in Anbetracht der geballten Blödheit, der gestammelten Beleidigungen und der radikalen Provokationen, die die New Kids im Sekundentakt lieferten, sprichwörtlich das Lachen im Halse stecken. Mit „New Kids Nitro" setzt das Regie-Duo nun da an, wo es beim Vorgänger aufgehört hat und überschreitet immer wieder bewusst die Grenzen des guten Geschmacks. Dabei gehören Aufnahmen von Samenergüssen in Zeitlupe und ein Autobelastungstest über Kinderkörper hinweg noch zu den harmloseren Einfällen. Richtig heftig wird es immer dann, wenn man sich in „New Kids Nitro" der New-Kids-Kritiker annimmt: So wird eine biedere Sittenverfechterin mit einem abgebrochenen Besenstiel hörbar schmerzlich penetriert, und an anderer Stelle wird ein nörgelnder Fan, der sich an den ausgelutschten Witzen stört, durch einen Schuss zum Schweigen gebracht. Dabei ist die Kritik auf einer gewissen Ebene natürlich absolut berechtigt, zumal die erste Hälfte des Films ist schließlich nichts weiter als eine Aneinanderreihung längst bekannter und penetrant wiederholter Gags und stupider Schimpftiraden, die notdürftig von einem armseligen Handlungsgerüst zusammengehalten werden. Andererseits ist alles das auch ein wohlkalkuliertes Erzählprinzip und insofern spielt jede Entrüstung den Machern in die Karten.

    Immerhin sorgt die nahende Zombie-Invasion für etwas Schwung und Abwechslung im angestaubten Maaskantje-Setting. Da werden aus den Vokuhila-Trainingsanzug-Atzen waschechte Revolvermänner in schwarzen Anzügen, die mit allerlei Waffengewalt der Zombie-Armee zu Leibe rücken. Und wenn die Regierung ausgerechnet die New-Kids-Proleten zur Hilfe rufen muss, ist die Ironie nicht zu übersehen. Wer mag, kann hier sogar ein fernes Echo jener gesellschaftskritischen Subversion vernehmen, die so manchen Untoten-Klassiker kennzeichnet. Aber auch ohne diesen interpretatorischen guten Willen ist dieses absurde Schlachtfest dank gelungener Spezialeffekte ein kurzweiliger Höhepunkt in „New Kids Nitro", wobei vor allem Richard Batsbaks Kampf im Adamskostüm gegen die Zombiehorden noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Für das richtige altmodische Zombie-Flair sorgt die ungewohnt grobkörnige Auflösung, durch die man sich an Horrorschocker aus den Siebzigern und Achtzigern erinnert fühlt. Für den Genrefan sind auch noch einige wohlgesetzte Anspielungen an bekannte Zombiefilme eingestreut - und der zombiegesicherte Manta ist ein echter Hingucker.

    Fazit: Die New Kids schlagen wieder zu: „New Kids Nitro" ist eine in die Länge gezogene Gagparade voller spätpubertärer Zoten, grenzdebiler Dialoge und gezielter Angriffe auf den guten Geschmack. Die Fans werden begeistert sein.

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