Während die minutiös präsentierte Naivität des vorgeblich der Bildungsschicht angehörenden Protagonisten-Ehepaares - die Rolle der Pflanze läuft dabei bewusst außer Konkurrenz - dem Betrachter anfangs gehörig gegen den Strich geht, nimmt "Grüne Hölle" in der zweiten Hälfte gottlob deutlich an Fahrt auf. Dabei ersetzt wortlos-botanischer Schrecken das zuvor von den teils hölzern-albernen Ehepaar-Dialogen ausgehende "Grauen". Die Story vom "Brasilien-Setzling", den der böswillige Infiltrator aus der Nachbarschaft einschleppt, nimmt unübersehbare stoffliche Anleihen bei populäreren, aber nicht zwingend subtileren Streifen à la "Invasion of the Body Snatchers". "Grüne Hölle" wirkt nicht aufgrund seines Handlungsverlaufs nach, sondern vielmehr, weil er die Fantasie über Andeutungen und Unbeantwortetes anregt: Hat sich der von Pierre Arditi verkörperte Antipath auf seinen zahlreichen Reisen einem okkult-animalistischen Ritual hingegeben, dessen Ausführung ihn dazu befähigt, "natürliche" Grenzen buchstäblich zu pulverisieren (das Verbrennen eines Fotos von Pauline vor dem Bildnis einer indigen anmutenden Gottheit fördert diese Interpretation)? Will er das Leben liebender Paare deshalb zerstören, weil er selbst einst von seiner geliebten Frau enttäuscht wurde, sich ihrer deshalb unter "pflanzlicher" Zuhilfenahme entledigte und nun dem pathologischen Drang nachgeht, in die Rolle des destruktiven Quertreibers schlüpfen zu müssen? Oder ist die Pflanze gar eine Art wiederkehrende andersstoffliche Reinkarnation seiner verstorbenen Frau, deren Reanimation es erforderlich macht, anderen den Lebenssaft zu entziehen? Der Film scheint eher einer magisch-obsessiv-verhängnisvollen Psychofährte als dem Prinzip der in ein unkonventionelles Gewand gekleideten Gesellschaftskritik zu folgen. Wer die sich bietende Interpretationsvielfalt dazu nutzt, sich auf gedankliche Nebengleise zu begeben und der eigenen Fantasie freien Lauf lässt, dem bereitet "Grüne Hölle" über die teils durchwachsenen, bisweilen fesselnden 91 Minuten hinaus fruchtbaren Boden