Direct-to-DVD-Produktionen sind ein wirtschaftliches Phänomen, das untrennbar mit Vorurteilen zur Qualität dieser Filme verknüpft ist – ganz gleich, ob es sich nun um einen weiteren Teil eines Franchises oder um einen eigenständigen Film handelt. Inspiration zumindest sucht man auf dem Direct-to-DVD-Markt meist vergeblich. Durch klassische Genre-Geschichten, die auf spezifische Zuschauergruppen ausgerichtet sind, und vertraut klingende Titel oder Postergestaltungen, die denen großer Blockbuster ähneln, wird um zahlendes Publikum geworben. Dazu kommt ein Cast, der sich in der Regel aus Hollywoods C-Liga rekrutiert, eine bestensfalls handwerklich routinierte Inszenierung und eilig runtergeschriebene Drehbücher. Die Einsicht, dass diese Produktionen letzten Endes nur Mittel zum Zweck für das schnelle Geld sind, macht sie in cineastischen Augen keinen Deut vertretbarer. Mit seinem Knastprügel-Film „Locked Down" erweist Regisseur Daniel Zirilli seiner ökonomischen Zunft alle Ehre.
Undercover-Cop Danny (Tony Schiena, „Der Kaufmann von Venedig") ist ein Meister seiner Profession. Doch nach einem unglücklich verlaufenen Einsatz wird er, scheinbar aus den eigenen Reihen, gelinkt und zu 25 Jahren Haft verurteilt. Obwohl der Cop seine Unschuld beteuert, muss er dem Schicksal ins Auge blicken – und landet in einem Gefängnis, dessen Insassen zum Teil auch seinetwegen hinter Gittern sitzen. Die Welt im Knast, regiert von Hass, Gewalt und Korruption, erweist sich als währe Hölle. Insasse und Gangsterboss Vargas (Vinnie Jones, „The Midnight Meat Train") kontrolliert den gesamten Trakt und wartet nur darauf, sich an Danny zu rächen. Und zwar in sogenannten Cage-Fights, Kämpfe ohne Regeln, die bis zum blutigen Schluss ausgetragen werden...
„Locked Down"-Regisseur Zirilli bedient sich praktisch aller Klischees des Knast- und Prügelfilms, mischt dazu altbekannte Motive des Cop-Thrillers und füllt den Rest mit groben Figuren-Schablonen auf. Weiterhin sollen die offensichtlichen Mängel der nahezu identitätslosen Genre-Revue mit „Charakterkopf" Vinnie Jones, einem Haufen bekannter UFC-Fighter und ausufernd brutalen Kampfszenen ausgeglichen werden. Ärgerlichweise gelingt Zirilli weder eben dieser Ausgleich, noch ein Konzept, das den Film zusammenhält. So arbeitet er das miese Drehbuch pflichtbewusst ab, ohne jemals mit interessanten Regie-Einfällen aus der drögen Schema-F-Konstruktion auszubrechen oder zumindest das ein oder andere Klischee zu umschiffen.
Nachdem die Figuren eingeführt sind, stehen ihre Rollen in Stein gemeißelt. Da wären also: der gute Cop, der zu Unrecht eingebuchtet wurde und dessen einzige Motivation die Wiederherstellung seines Rufes ist, sein Zellenmitbewohner, der sich als Freund und Ersatzvater mit ganz eigener Bürde erweist und der Gangsterboss, der alle Fäden in der Hand hält. Dass das Knastpersonal korrupt ist und der Direktor keine Kontrolle hat, versteht sich von selbst. Wenn plötzlich wie aus dem Nichts eine Frau zu Dannys Rettung eilt, geschieht zum ersten und letzten Mal überhaupt etwas Unvorhersehbares. Derweil lässt Zirilli seine Darsteller gemütlich vor sich hinspielen – selbst Macho-Attitüden wirken hier aufgesetzt. Und das bei professionellen Showkämpfern!
Bei der ermüdenden Abbildung einzelner, vorgegebener Charaktereigenschaften – oder anders: beim ständigen Eiertanz auf der Grenze zur Lächerlichkeit – straucheln auch die rauesten aller Knastburschen. Bloß Vinnie Jones hinterlässt als Gangsterboss Vargas Eindruck, was gleichwohl weniger mit dem Film und seiner Rolle, sondern vielmehr mit seiner von Natur aus bedrohlichen Erscheinung zu tun hat. Tony Schiena und der restliche Cast definieren sich über saftige Schläge und jede Menge Testosteron. Alleine die mit treibender Musik untermalten Kampfszenen lassen vermuten, dass Zirilli und seine Crew überhaupt irgendein Interesse an ihrem Stoff hatten. Zumindest diese Qualität dürfte Genre-Fans, die gerne mal zu Action-Szenen vorspulen, noch milde stimmen. Wer nach anderthalb durchgängig genießbaren Stunden sucht, sollte „Locked Down" jedoch im Videothekenregal verstauben lassen – für dieses Regal wurde der Film ja schließlich auch produziert!