Mein Konto
    Akte X - Der Film
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Akte X - Der Film
    Von Carsten Baumgardt

    Zwischen 1993 und 2002 begeisterte die Mystery-Serie „Akte X“ in insgesamt neun Staffeln eine riesige, weltweite Anhängerschaft. Offiziell als „Belohnung für die Fans“ (Schöpfer Chris Carter) deklariert, trat Serien-Regisseur Rob Bowman das schwierige Unterfangen an, die Welt der Verschwörungen und der geplanten außerirdischen Invasion auf die große Kinoleinwand zu transportieren. Der besondere Schwierigkeitsfaktor: Die Stammzuschauer der komplexen TV-Serie durften nicht enttäuscht werden und Neulinge mussten trotz Unkenntnis der Vorgeschichte einen raschen Zugang zur Geschichte finden. „Akte X - Der Film“ meistert alle Aufgaben mit Bravour und gefällt als spektakulärer Kinoausflug des Mystery-TV-Klassikers.

    36.000 Jahre vor Christus nimmt das Unheil seinen Lauf, als sich ein außerirdischer Organismus in einer Höhle im späteren Nord-Texas einnistet und dort eine Ewigkeit unbeachtet vor sich hinschlummert. Erst in der Gegenwart kommt Bewegung in die Sache. Als ein Kind beim Spielen in die Höhle einbricht, sind die Folgen katastrophal. Die schwarze, ölartige Substanz ergreift den Jungen sowie einige Feuerwehrleute, die schnell am Tatort eintreffen und dies mit dem Leben bezahlen. Die Seuchenschutzbehörde übernimmt das Kommando und riegelt den Bereich umgehend ab. Die FBI-Agenten Dana Scully (Gillian Anderson) und Fox Mulder (David Duchovny) sind indes von den geschlossenen X-Akten, die sich mit Hinweisen zu außerirdischem Leben beschäftigen, abgezogen worden und müssen stattdessen Routinearbeiten nachgehen. In Dallas durchsuchen sie ein Gebäude, das laut einer Drohung in die Luft gesprengt werden soll. Scully und Mulder machen die Bombe tatsächlich ausfindig, doch sie ist in einem Nebengebäude deponiert. Der Bombenexperte Darius Michaud („Lost“-Star Terry O’Quinn mit neckischem Oberlippenbärtchen) schafft es nicht rechtzeitig, den Gau zu verhindern, das Gebäude wird von einer monströsen Explosion zerstört. Der scheinbar wirre Schriftsteller Dr. Alvin Kurtzweil (Martin Landau) bringt Mulder wieder auf die richtige Spur. Denn im gesprengten Gebäude befanden sich die mysteriösen Leichen aus Nord-Texas, dessen Existenz so vertuscht werden sollte. Mulder und Scully nehmen die gefährliche Fährte auf…

    „Star Trek“ und „Star Trek – The Next Generation“ machten es vor, und auch „Akte X“ scheiterte an dem Sprung von der kleinen Mattscheibe zur großen Leinwand nicht – sowohl in qualitativer wie kommerzieller Hinsicht. Der Kinofilm setzt zwischen der fünften und sechsten Staffel an und dient als nicht verzichtbare Verbindung. Den Fans der kultisch verehrten Mystery-Serie machten Schöpfer Chris Carter, der auch mit Frank Spotnitz („Akte X“-Folgen, „Millennium“) das Drehbuch schrieb, den Zelluloidausflug mit der Enthüllung von einigen wichtigen Fakten schmackhaft, so dass ein Filmtheaterbesuch unausweichlich erschien. Bereits im Prolog wird Tacheles geredet und die Existenz außerirdischen Lebens auf der Erde eindeutig bestätigt. Im Verlauf gibt der Film dem Publikum noch einige weitere Wahrheiten preis. So werden zum Beispiel die Hintergründe der Entführung von Mulders Schwester erläutert.

    Regisseur Bowman (Die Herrschaft des Feuers, Elektra) macht nicht den Fehler, sich auf die beschränkten Möglichkeiten des Fernsehens und die Routine zu verlassen. Im Gegenteil: Er nutzt die vollen Chancen einer groß budgetierten Leinwandverfilmung aus, etabliert atemberaubende Sets, von denen drei als Höhepunkte herausstechen: die Bombenexplosion in Dallas, die Verfolgungsjagd auf dem Feld der Bienenexperimente und das grandiose Finale in der Antarktis. Die Charakteristik der Serie wird atmosphärisch hübsch herübergerettet, dabei erschließen sich einem „neuen Publikum“ sicherlich nicht alle Insiderwitze, aber generell sollte jeder dem Film auch ohne große Vorkenntnisse in groben Zügen folgen können, was für die Auswertung wichtig war. Dabei spielen wichtige Serienfiguren wie der Krebskandidat (William B. Davies) und Assistent Director Walter Skinner (Mitch Pileggi) tragende Rollen. Hinzu kommen gestandene Schauspieler wie Martin Landau (Der unsichtbare Dritte, Verbrechen und andere Kleinigkeiten), Blythe Danner (Meine Braut, ihr Vater und ich, Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich) und Armin Mueller-Stahl (Tödliche Versprechen, Night On Earth, The Game), die die Eigenständigkeit des Films unterstützen und das Netz der Verschwörung dicht halten.

    Selbst inhaltlich bot sich der Schnitt nach der fünften Staffel an. Mulder geriet ins Zweifeln, ob es die Außerirdischen überhaupt gibt, die X-Akten waren geschlossen/vernichtet. Natürlich kann ein zweistündiger Film nicht derart in die Tiefe gehen, wie insgesamt neun Staffeln, aber die Ansprüche einer Kinoadaption werden adäquat bedient. Bowman gelingt es mit einer straffen Inszenierung, durchgehend hohe Spannung aufzubauen, ebensoviel Atmosphäre wie in der Serie zu schaffen und die großen Schauwerte zu bieten, die Kino eben ausmachen. Gillian Anderson und David Duchovny sind als die ungleichen FBI-Spezial-Agenten Scully und Mulder weiterhin eine Bank.

    Fazit: „Akte X – Der Film“ macht fast alles richtig und erfüllt die hoch gesteckten Erwartungen an eine Kinoversion des Stoffes. Ob dieses kleine Kunststück ein zweites Mal gelingt, ist im Sommer 2008 zu erfahren, wenn Akte X 2 in die Lichtspielhäuser kommt.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top