Der letzte Film des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro liegt inzwischen fünf Jahre zurück. 2008 war er mit „Hellboy 2: Die goldene Armee“ zuletzt für ein Leinwandspektakel verantwortlich. Danach herrschte Ebbe und das trotz der zahlreichen Filme die er noch inszenieren möchte. Del Toro war er es auch, der das Erbe von Peter Jackson als Regisseur der Hobbit-Trilogie angehen wollte. Doch die zahlreichen Finanzierungsprobleme durch die Pleite von MGM und die dadurch verursachten Verzögerungen, bewegten Del Toro dazu, aus dem Projekt auszusteigen. Daraufhin widmete er sich einem lange gehegten Traum: Ein Monster vs. Maschinen-Film. Ein Film der das klassische japanische Kaiju-Kino und das moderne Action-Kino verbinden sollte. Der stark an „Neon Genesis Evangelion“ erinnernde Ansatz geht jedoch nicht auf. Del Toros 130-minütiges Transformers vs. Godzilla-Actionspektakel, ist eintönig, langweilig und bietet eine, selbst für Sommerblockbuster, unterdurchschnittliche Story. Von Del Toros Fantasy-Geniestreichen wie „Hellboy“ oder dem grandiosen „Pans Labyrinth“ scheint nichts mehr übrig zu sein. Sein „Pacific Rim“ versumpft stattdessen im Actioneinheitsbrei der letzten Monate. Die Zeit der Sommerblockbuster neigt sich somit, mit einer der größten Enttäuschungen des Jahres dem Ende entgegen.
Die Zuschauer scheinen zum Ende dieser seit Anfang Mai andauernden Blockbuster-Zeit, langsam satt zu sein. Sowohl „Pacific Rim“ als auch „The Lone Ranger“ entwickeln sich für die Studios zu großen Flops. Während „The Lone Ranger immerhin noch das Zugpferd Johnny Depp in Petto hat, beinhaltet „Pacific Rim“ hingegen, ein buntes Kabinett aus Serienschauspielern. Für mich, der mit Serien nichts am Hut hat, waren die Namen im Cast daher weitestgehend unbekannt. Lediglich Prometheus-Star Idris Elba und Hellboy-Hauptdarsteller Ron Perlman kamen mir bekannt vor. Bei „Pacific Rim“ war die Marketingstrategie also voll auf den Regisseur und das bombastische Actioninferno ausgelegt. Mit mäßigem Erfolg wie man sieht, denn den Film wird wohl nur der asiatische Markt vor einem Mega-Flop bewahren können und das trotz überraschend guter Kritiken. Überraschend vor allem deshalb, da der Film in meinen Augen eine einzige Enttäuschung war.
Das man von „Pacific Rim“ keine Story erwarten konnte, durfte jedem Kinogänger klar gewesen sein. Aber das was man hier vorgesetzt bekommt ist einfach nur schlecht. Vom eigensinnigen und gefeuerten Jaeger-Piloten der zum Helden wird, seinem extrovertierten Erzfeind innerhalb des Jaeger-Programms, den beiden verrückten Wissenschaftler-Nerds bis hin zum schillernden Untergrundboss, das Drehbuch bedient sämtliche Klischees. Garniert wird das Ganze mit einer Standard-Liebesgeschichte, teils wirklich dämlichen Dialogen und einer Militär-rettet-die-Welt Geschichte. Wahrlich kein Fünf-Gänge-Menü beim Nobelrestaurant um die Ecke, sondern eher eine Fast-Food-Story aus der Mülltonne, die del Toro dem Publikum serviert. Warum die Jaeger dabei von zwei Personen gesteuert werden müssen ist auch klar: Durch die gedankliche Verbindung zweier Charaktere konnte Del Toro das Spektakel noch auf eine emotionale Ebene, durch die für den Kampf wichtige Beziehung der beiden Piloten, hieven. Doch durch die ebenfalls einfallslosen und vorhersehbaren Hintergrundgeschichten, verläuft auch dieser Strang ins belanglose nichts. Und wo wir gerade schon bei den Serienschauspieler waren: Diese konnten mich durch die Bank weg nicht überzeugen, wobei man zu ihrer Verteidigung sagen muss, das sie aus den Charakteren auch nicht viel herausholen konnten. Am nervigsten ist dabei das unlustige Wissenschaftler-Duo geraten. Ein Grund dafür könnten auch die Synchronstimmen sein, die gerade bei der Ansprache vor der finalen Schlacht durch Idris Elba negativ auffallen. Auf Englisch eine der coolsten Ansprachen seit langem, auf Deutsch klingt diese derweil nicht ansatzweiße so gut wie im Original. Von schauspielerischer Seite aus, wissen nur Idris Elba und vor allem Ron Perlman zu überzeugen. Nach einer Story oder ausgefeilten Charakteren darf man hier also wahrlich nicht suchen. Der eigentlich interessante Teil, wie die Kaijus zum ersten Mal gesehen wurden, die ersten Attacken und die Einberufung des Jaeger-Programms, wird alles schon in den ersten zehn Minuten gezeigt. Schade, denn hier hätte die Story echt noch Potenzial gehabt.
Doch was halte ich mich eigentliche so lange mit der Story auf? Wer sich „Pacific Rim“ anschaut weiß was er zu erwarten hat: Bombastische Action und grandiose Effekte. Und in diesen Punkten überzeugt der Film. Dort liefert Del Toro, was man von einem 180 Millionen Dollar teuren Film erwarten kann. Die Kämpfe, meist in der Nacht und bei Regen sehen sehr cool aus. Dafür sorgen zahlreiche Lichteffekte und die gigantischen Effektschlachten. Wer jedoch Non-Stop-Action erwartet wird bitter enttäuscht. Denn nach den ersten zehn Minuten kommt lange nichts mehr. Gerade im Mittelteil zieht sich der Film wie ein Kaugummi. Del Toro legt den Wert dort lieber auf die Story. Kein so guter Einfall, wenn man sieht was ich darüber bereits geschrieben habe. Doch nach gefühlten Stunden gibt es dann endlich den Lichtblick: Gerade wenn man vor lauter Langeweile schon beginnt den Terminplan für den nächsten Tag nochmal durchzugehen, gibt es endlich wieder Action! In der Nacht, bei Regen, im Wasser. Wie die vorherige Actionsequenz auch, nur dieses Mal mit mehreren Kaijus und Jaegern. Der daraufhin folgende Kampf in Hongkong ist dann klasse und auch die einzig wirklich denkwürdige Actionszene, denn die vierte und letzte große Actionsequenz spielt dann wieder: In der Nacht, bei Regen, im Wasser. Echt jetzt? Ist das alles was Del Toro einfällt? Und auch wenn diese Szene zu Großteilen unter Wasser spielt, eine eintönigere Action habe ich noch nicht gesehen. Wem bei „Man of Steel“ schon das ewige in die Hochhäuser schlagen auf die Nerven ging, der wird hier einen Nervenzusammenbruch erleiden. Lediglich die starke Hongkong-Szene und eine dramatische Erinnerungs-Szene, bringen für kurze Zeit Abwechslung, am Rest sieht man sich schnell satt. Der Soundtrack geht derweil im brachialen Soundgewitter, das sehr gelungen daher kommt, völlig unter und in den Momenten in denn man die Musik hört, wirkt sie meist unpassend. Glücklicherweise sind trotz der Dunkelheit die Actionszenen nie unübersichtlich, und das trotz des Einsatzes der 3D-Technologie. Das liegt vor allem an der hervorragenden Kameraarbeit im Dokumentationsstil, durch die man immer den Überblick über das Geschehen behält. Das 3D grenzt jedoch eine Frechheit. Die 2D-Version wird kaum eine geringere Tiefenwirkung aufweisen als diese nachträglich konvertierte Version. Keinerlei Pop-Outs oder sonstige Effekte. Das 3D in „Pacific Rim“ ist völlig austauschbar und selbst für konvertiertes 3D noch unterdurchschnittlich. Immerhin kann man hier del Toro keinen Vorwurf machen, der den Film eigentlich nur in 2D ausstrahlen wollte.
Fazit: „Pacific Rim“ wird seine Abnehmer finden, keine Frage. Wer jedoch mit dem Trailer und der Grundidee des Films von vorneherein nichts anfangen kann, sollte den Film meiden. Ich musste mich jedenfalls sehr anstrengen um auf Grund der dämlichen Dialoge, der schlechten Story, der einfallslosen Action und der gähnenden Langeweile nicht laut loszulachen. Oder eher loszuweinen. Denn durch den 3D-Zuschlag war das alles kein preiswerter „Spaß“. Selbst meine niedrigen Erwartungen untertrifft „Pacific Rim“ noch, der durchaus seine Momente besitzt, er hat die 5 Sterne ja auch nicht geschenkt bekommen, aber unter dem Strich zu viel Potenzial verschenkt. Für mich, die bisher größte Enttäuschung des Jahres.