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    Black Brown White
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Black Brown White
    Von Christian Horn

    Mit seinen informativen und polarisierenden Dokumentarfilmen „We Feed The World - Essen global" und „Let's Make Money" konnte der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer zwei große Erfolge verbuchen. Mit „Black Brown White" inszenierte Wagenhofer nun sein Spielfilmdebüt, wobei er der didaktischen und aufklärerischen Ausrichtung seiner Dokumentarfilme treu bleibt und uns entlang des Reisewegs illegaler Einwanderer Missstände der modernen europäischen (Wohlstands-)Gesellschaft vor Augen führt. Die nicht gerade tiefschürfend untermauerte, aber dafür vehement in den Vordergrund gerückte Kernaussage des Films lautet: „Kriminell ist das System, das uns in diese beschissene Lage bringt."

    Auf Geheiß seines Chefs Jimmy (Karl Markovics) schleust der Wiener Fernfahrer Peter (Fritz Karl), den alle Don Pedro nennen, in einem kleinen Verschlag seines Lastwagens illegale Einwanderer von Marokko nach Österreich. Die Ghanaerin Jackie (Clare-Hope Ashitey), die es mit ihrem kleinen Sohn (Theo Caleb Chapman) nach Europa zieht, weigert sich jedoch, ihren Platz neben den anderen Emigranten im Verschlag einzunehmen und trotzt Peter eine Mitfahrt auf dem Beifahrersitz ab. Auf ihrer langen Reise zwischen Afrika und Europa treffen Peter und Jackie auf korrupte Zollbeamte, auf findige Polizeiermittler und auf einen „Arzt ohne Grenzen" (Wotan Wilke-Möhring), der durch eine Verkettung von Zufällen zum Fluchthelfer avanciert...

    Eine entscheidende Rolle in „Black Brown White" spielt, wie sollte es auch anders sein, das Geld. Gleich zu Beginn nimmt Peter ein dickes Bündel Banknoten entgegen, mit dem er im weiteren Verlauf unter anderem einen Kollegen zum Schweigen bringt, der Peters heikle Fracht zur Anzeige bringen will. Mit Dialogzeilen wie „Der braucht Geld, eine bessere Motivation gibt's nicht" oder „Was nicht mit Geld geht, das geht mit viel Geld" unterstreicht Erwin Wagenhofer immer wieder überdeutlich, dass es unser aller Materialismus und die allgemeine Gier nach Reichtum sind, die die missliche Lage der Dritten Welt wesentlich mitverursacht haben. Gerade vor diesem plakativen Hintergrund erscheint die rasche Wandlung Peters vom bezahlten zum überzeugten Fluchthelfer, der sich sogar selbst in Gefahr bringt, sprich vom egoistischen Profiteur zum selbstlosen Idealisten, eher unglaubwürdig.

    Insgesamt ächzt „Black Brown White" unter seinen wie übergestülpt wirkenden politischen Botschaften, die kaum einmal aus der Handlung heraus entwickelt werden. Es ist ganz im Gegenteil so, dass Wagenhofer den Plot mit seiner gewollten Gesellschaftskritik überfrachtet und so wird aus Erzählkino immer wieder Thesenkino voller gestelzter Dialoge und künstlicher Situationen. Die zwei Szenen etwa, in denen Wagenhofer ganz deutlich an seine Dokumentarfilme „We Feed The World" und „Let's Make Money" anknüpft, wirken trotz starker Bilder wie angeklebt und sind kaum in den Kontext der Erzählung eingebunden: der Besuch einer Tomatenplantage mit illegal beschäftigten Afrikanern und ein Ausflug in die nie für den Gebrauch gedachten leerstehenden Spekulanten-Häuser in Südspanien.

    Jackies Vorstellung von Europa als einem gelobten Land demontiert Wagenhofer und ersetzt sie durch ein polemisches Panorama der europäischen Dekadenz, ohne dabei ein sonderliches Interesse für größere Zusammenhänge zu zeigen. Abseits dieser dominanten Töne überzeugt das Roadmovie durch die nüchternen und eleganten Bilder von Kameramann Martin Gschlacht („Hotel", „Revanche"), die „Black Brown White" eine lakonische Grundstimmung verleihen und die auf dieser Reise zwischen Arm und Reich nebenbei oft mehr Aussagekraft entfalten als die Drehbuchrhetorik Wagenhofers.

    Fazit: Mit seinem Spielfilmdebüt legt der bekannte Dokumentarfilmer Erwin Wagenhofer einen engagierten Film über ein wichtiges Problem vor, leider rückt er sein politisches Anliegen dabei allerdings allzu sehr in den Vordergrund – zum Nachteil der Geschichte.

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