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    Ich - Einfach unverbesserlich 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Ich - Einfach unverbesserlich 2
    Von Björn Becher

    2010 produzierte Universal mit „Ich – Einfach unverbesserlich“ erstmals einen Animationsfilm und versuchte sich damit in einem Marktsegment zu etablieren, das die Konkurrenten Disney (samt Tochter Pixar), DreamWorks, Sony und Fox mit meist guten und erfolgreichen Filmen unter sich aufgeteilt hatten. In dieser Situation musste ein ambitionierter Neueinsteiger etwas Besonderes bieten, damit sich das wirtschaftliche Wagnis auszahlt - und genau das tat das Team von Universal, indem es auch inhaltlich Mut bewies. Als Protagonisten präsentierte es kein knuffiges Tierchen, sondern einen Superschurken, der nichts weniger als der größte Bösewicht des Planeten sein will. Die Rechnung ging auf: Mit über 2,5 Millionen Zuschauern in Deutschland und über 250 Millionen Dollar Einnahmen in den USA war „Ich – Einfach unverbesserlich“ in beiden Ländern der siebterfolgreichste Film 2010 und landete hierzulande vor Animationsmarkenprodukten wie „Für immer Shrek“ und „Toy Story 3“. Auf einen solchen Hit lässt natürlich auch Universal eine Fortsetzung folgen: Mit „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ kann das erneut verantwortliche Regie-Duo Chris Renaud und Pierre Coffin zwar visuell den Vorgänger noch einmal übertreffen und wieder voll auf die einfach nur zum Schreien komischen Minions bauen, dabei bleibt aber die größte Stärke des ersten Teils ein wenig auf der Strecke: das Herz und die berührende Geschichte.

    Ex-Superschurke Gru (Steve Carell / Oliver Rohrbeck) hat das Bösewicht-Dasein endgültig aufgegeben und kümmert sich nun liebevoll um seine Adoptivkinder Margo (Miranda Cosgrove), Edith (Dana Gaier) und Agnes (Elsie Fisher). Selbst der teuflische Wissenschaftler Dr. Nefario (Russell Brand) muss sich nun widerwillig an der Herstellung von Marmelade versuchen statt  Superwaffen zu entwickeln. Doch dann wird Gru von der völlig überdrehten Lucy (Kristen Wiig / Martina Hill) gekidnappt. Die ist Agentin bei der von Silas Ramspopo (Steve Coogan) geleiteten Anti-Verbrecher-Liga und die braucht dringend Grus Hilfe: Ein Superverbrecher hat ein Serum entwendet, mit dem man aus gutmütigen Lebewesen teuflische Bestien machen kann. Die Spur führt in ein großes Kaufhauszentrum. Gru und Lucy schleusen sich dort undercover ein, um herauszufinden, welcher Ladenbesitzer wohl plant, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Verkompliziert wird der Auftrag aber dadurch, dass Gru Lucy immer weniger nervig und stattdessen immer attraktiver findet. Zudem ist es für ihn nicht einfach, den neuen Job und die Pflichten als Familienvater unter einen Hut zu bringen. Und als sich dann auch noch Margo das erste Mal verliebt und dies ausgerechnet in den Sohn von Grus Hauptverdächtigem, wachsen dem neuen Kämpfer für das Gute die Dinge endgültig über den Kopf…

    „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ beginnt mit einer atemberaubenden 3D-Kamerafahrt durch die Arktis, wo sich schlecht rasierte Mitarbeiter einer Forschungsstation am Hintern kratzen und Karten spielen – bis es zu einem Überfall mit Hilfe eines gigantischen Magneten kommt. Schon dieser Auftakt macht deutlich, wo es in der Fortsetzung zu „Ich – Einfach unverbesserlich“ hingehen soll: Alles ist eine Nummer größer als zuvor, um nicht zu sagen: monströser. Visuell geht dieses Konzept voll auf. Renaud und Coffin zaubern prächtige 3D-Bilder auf die Kinoleinwand, inszenieren mitreißende Action-Szenen, die den Atem stocken lassen und arbeiten dabei mit unglaublich viel Liebe zum Detail. Der Kindergeburtstag der kleinen Agnes ist in dieser Hinsicht ein frühes Prunkstück: In jeder Ecke des Bildes gibt es etwas zu entdecken, überall geht gleichzeitig die Post ab, wie es bei einer Party voller kleiner hyperaktiver Kinder sein sollte. Eins ist sicher: In dieser Hinsicht bewegt sich „Ich  - Einfach unverbesserlich 2“ auf Spitzenniveau und muss sich vor keinem anderen Animationsfilm des Jahres verstecken.

    Das wohl wichtigste Geheimnis des Erfolges von „Ich – Einfach unverbesserlich“ waren die unwiderstehlichen Nebenfiguren - allen voran natürlich Grus kleine gelbe Helferlein, die putzigen Minions, die sich mit unverständlichen Lauten unterhalten, sich stets eifrig abrackern und regelmäßig eins auf die Mütze bekommen. Der immerzu verdrossen dreinschauende Dave und die anderen Wichte sind weiterhin pures Comedy-Gold (und sollen 2014 entsprechend auch einen eigenen Film bekommen), ihre Interpretation eines italienischen Schmusesongs darf schon jetzt zu den lustigsten Momenten des Kinojahres 2013 gezählt werden. Wenn die Minions im Mittelteil allerdings nach und nach auf mysteriöse Weise verschwinden, dann hängt der ganze Film durch. Das liegt auch daran, dass den Machern nichts Neues mehr zu den drei Kindern einfällt, die im ersten Teil ebenfalls noch alle Herzen eroberten: Die zerstörungswütige Edith besitzt für die Handlung gar keine Bedeutung mehr (sie darf nur hin und wieder auf irgendetwas draufkloppen), während Margo mit ihrer Liebesgeschichte noch eine gewisse Relevanz für die Story hat - umso enttäuschender ist es dann jedoch, wenn dieser Handlungsfaden kurz vor Schluss einfach fallengelassen wird. Bleibt nur die kleine Agnes, die im ersten Teil als Szenendiebin für die größte Furore sorgte. Ihre zwei herzerweichenden Momente im Zusammenspiel mit Gru gehören zu den Highlights der Animationskomödie - aber davon abgesehen wird auch sie vernachlässigt.

    Dass Grus Widersacher-Konkurrent Vector nur ein durchschnittlicher, schwach ausgestalteter Antagonist war, schadete „Ich – Einfach unverbesserlich“ kaum – zu sehr lag ohnehin der Fokus auf der Geschichte um die Läuterung des einstigen Schurken durch seine drei Adoptivkinder. Dieses starke Element fällt im zweiten Film nun weg, wodurch umso auffälliger wird, dass der Gegenspieler auch dieses Mal eine Schwachstelle ist. Durch ein völlig überflüssiges Verwirrspiel um seine Identität ist er letztlich sogar noch austauschbarer. Obwohl jedem Zuschauer sofort klar sein dürfte, wer von den Ladenbesitzern Weltherrschaftspläne schmiedet, kommt die Enthüllung im Film erst als Auftakt zum finalen Drittel. Kein Wunder, dass der eigentliche als Sprecher vorgesehene Al Pacino („Jack & Jill“) in letzter Minute wegen „kreativer Differenzen“ absprang und durch Benjamin Bratt („Miss Undercover“) ersetzt wurde. Dieser Figur hätte selbst Pacino keine besondere Note mehr verleihen können. Beim Bösewicht wurde Potential verschenkt – und bei einem zweiten Neuzugang war man fast schon zu konsequent: Die Agentin Lucy ist ganz deutlich als Nervensäge angelegt, mit ihrer schrillen, lauten und zappeligen Art strapaziert sie bisweilen aber nicht nur Grus Geduld, sondern auch die des Publikums. Erst im weiteren Verlauf des Films pendelt sich das dann zunehmend ein.

    Fazit: „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ ist visuell bestechende und rasante Animationsunterhaltung, die allerdings nicht ganz das Niveau des Vorgängers erreicht.

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