"Argo" ist das beste Beispiel dafür, dass die Marke "nach einer wahren Begebenheit" oft das Todesurteil für einen Film sein kann._____________ Dieser Film hatte die besten Vorraussetzungen: Eine Geiselbefreiung im Iran durch den amerikanischen Geheimdienst mit dem Vorwand, ein Ripoff von Star Wars in der Wüste drehen zu wollen? Und Hollywood mischt auch noch mit? - Geniale Idee! Was hat Ben Affleck daraus gemacht? - Absolut gar nichts. Nur wegen der Limitierung, die man sich hier damit aufgebürdet hat, die Realität wiederzugeben. Und die ist, abgesehen von der originellen Prämisse, einfach nur uninteressant. Gleiches gilt für die Charaktere. Warum sollte sich der Zuschauer einen Dreck um fünf Geiseln scheren, die zufällig rechtzeitig aus der Botschaft fliehen konnten, während sich dort noch 50 weitere Menschen in der Gewalt von wütenden Iranern befinden? Es gibt keinen Grund, denn weder werden sie als wirkliche Charaktere eingeführt, noch fragt man sich, ob sie es schaffen werden. Denn mal ehrlich: wäre die Geheimakte (auf der der Film basiert) freigegeben worden, wenn bei jenem Einsatz Amerikaner umgekommen wären? Eben. Es gibt eine Nebenhandlung, die von der Planung des fiktiven Filmprojekts in Hollywood handelt. Hier versucht der Film ein bisschen witzig zu sein, ist aber, wenn man den Traumcast Cranston, Arkin und Goodman (!) bedenkt, erschreckend unlustig geraten. Auch hier scheinen alle Beteiligten von dem ernsten Anliegen des Films ausgebremst worden zu sein._____________ Warum wurde dieser Film gedreht? Warum hat man das enorme Potenzial von Argo an Schauspielern, Budget und unverbrauchtem Plot nicht ausgeschöpft, um einen Film zu machen, der den Zuschauer mit Charakteren, Witz und Spannung abholt? Wegen einer hirnrissigen Idee namens "nach einer wahren Begebenheit". Warum hat Affleck keine Dokumentation darüber gemacht? Filme, die auf wahren Geschichten basieren, können auch durchaus funktionieren. Das beweist "the Insider" mit seinem Gesellschaftsbezug, "Schindlers Liste" mit seiner charakterdichten Story und "Ed Wood" mit überzeichneten und doch menschlichen Figuren. Aber "Argo" interessiert sich überhaupt nicht dafür, wie der Zuschauer den Film erlebt. _________________"Argo" ist ein unglaublich selbstgefälliges Machwerk, das für mich die Oscars endgültig zum Warnhinweis degradiert. Argo, go fuck yourself.