Es ist ein Gipfeltreffen des jüdischen Humors: Die letzte große Diva Barbra Streisand (Oscar für „Funny Girl") und der 40 Jahre jüngere Seth Rogen („Ananas Express"), der mit seinem Regie-Kumpel Judd Apatow („Beim ersten Mal") den Hollywood-Humor des angebrochenen Millenniums maßgeblich geprägt hat, begeben sich in Anne Fletchers Road-Movie-Komödie „Unterwegs mit Mum" auf einen Trip quer durch die Vereinigten Staaten – und zwar eingezwängt im Kleinwagen! Bei so viel geballter Qualität vor der Kamera sollte doch eigentlich nichts schieflaufen, oder? Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Während die beiden Stars als Mutter-Sohn-Gespann hervorragend harmonieren, hat Drehbuchautor Dan Fogelman („Rapunzel - Neu verföhnt", „Crazy Stupid Love") es verpasst, seine charmante Geschichte auch mit ausreichend zündenden Pointen zu versehen.
Andy Brewster (Seth Rogen) hat ein Putzmittel erfunden, das so natürlich und schonend ist, dass man es sogar ruhigen Gewissens trinken kann. Nun will er seine Erfindung auf den Markt bringen. Dazu plant er eine Tour quer durch die USA, um sein neuartiges Produkt allen Kaufhaus- und Shopping-Sender-Verantwortlichen des Landes persönlich vorzustellen. Los geht's in New York, wo Andy zuerst noch für ein paar Tage seine alleinlebende Mutter Joyce (Barbra Streisand) besucht. Und die erzählt ihm erstmals von ihrer ersten großen Liebe, die sie einst für Andys Vater aufgegeben hat. Es dauert keine fünf Minuten, bis Andy den verschollenen Lover, der inzwischen in San Francisco lebt, im Internet ausfindig gemacht hat. Unter dem Vorwand, gerne noch mehr Zeit mit ihr verbringen zu wollen, lädt Andy seine Mutter ein, ihn doch auf seinem Road Trip an die Westküste zu begleiten...
Die Chemie zwischen Seth Rogen als nerdigem Wissenschaftler, der nicht einmal einem Verdurstenden in der Wüste ein Glas Wasser verkaufen könnte, und Barbra Streisand als seiner deutlich geschäftstüchtigeren, aber spleenigen (sammelt Porzellanfrösche!) und überfürsorglichen Mutter (kein Tag vergeht, an dem sie ihren Sohn nicht x-Mal anruft und mit liebgemeinten, aber ungewollten Ratschlägen überhäuft) stimmt einfach. Dieses ungleiche Duo begleitet man gerne auf seinem Road Trip, auf dem er peinlich berührt ihrem erotischen Audio-Book lauschen muss, während sie mit der vielsagenden Begründung „Essen ist Liebe!" bei einem Wettessen in Rekordzeit ein Zweieinhalb-Pfund-Steak verdrückt. Mit seinem charmanten und (fast) nie anzüglichen Humor (Seth Rogen verzichtet sogar auf seine üblichen zotigen Hiebe unter die Gürtellinie) entpuppt sich „Unterwegs mit Mum" als einer dieser inzwischen selten gewordenen Filme, in die man ruhigen Gewissens auch seine Mutter mitnehmen kann. Und auch der emotionale Punch sitzt: Der Film endet (und punktet) mit einer tatsächlich überraschenden Wendung, die einen glücklich aus dem Kino entlässt.
Trotzdem bleibt die Frage: Wo sind die Gags? Die Antwort: im Abspann! Während der Humor zuvor allenfalls zum gelegentlichen Schmunzeln einlädt, gibt es im Abspann von den Stars offenbar improvisierte, mitunter ganz schön anzügliche Dialoge mit zum Teil brüllend komischen Pointen. Warum haben es diese Szenen nicht in den eigentlichen Film geschafft? Vermutlich weil Regisseurin Anne Fletcher („27 Dresses", „Selbst ist die Braut") das nicht ganz junge Zielpublikum von Streisand nicht zu früh verschrecken wollte. Aber abgesehen von dem plötzlichen Gag-Feuerwerk überrascht der Abspann auch noch aus einem anderen Grund: Nicht nur im Film, auch beim abschließenden Improvisieren ist Streisand der Lustigere der beiden Stars. Im Gegensatz zur ebenfalls charmant-altmodischen Familien-Komödie „Die Bestimmer - Kinder haften für ihre Eltern", in der Bette Midler zwar zweimal singen darf, aber ansonsten vornehmlich als Stichwortgeberin für Billy Crystal fungiert, ist es in „Unterwegs mit Mum" also die in die Jahre gekommene Diva, die dem nicht einmal halb so alten Comedy-Star zeigt, wo der Hammer hängt!
Fazit: Zwei tolle Stars in einem herzigen Mutter-Sohn-Road-Movie – aber richtig gute Gags gibt's bei „Unterwegs mit Mum" leider erst im Abspann.