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Christian Alexander Z.
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5,0
Veröffentlicht am 5. März 2023
Ganz großes Kino, der Film ist mindestens so gut wie ein überdurchschnittlicher Davis Lynch Streifen, findet seinen eigenen Rhythmus und Stil schnell und macht dann einfach Spaß. Das es am Ende etwas lang wird, sein ihm verziehen, dafür liegen Ausstattung und Musik noch über 5*- Niveau.
Ich hab schon oft zugegeben wenn ich einen Film nicht schnalle bzw wenn ich irgendwo unterwegs auf der Stecke bleibe und genau das ist hier leider wieder passiert. Wobei es zu erwarten war: es ein Anderson Film der jetzt nicht von Haus aus schlechte oder unzugängliche Werke macht, aber durchaus auf ein gewisses Niveau kommt. Und wenn er dann wie hier einen fast zwei einhalb Stunden langen Dialogfilm macht mit einer kleinen Detektivstory war schon klar daß es hier nicht um einen simplen „Guck ich“ Film ist, sondern eben eine etwas speziellere Sache. Und ich bin, wie geschätzt, nicht das geeignete Zielpublikum. Daher kann ich nur sagen: der Film hat einen speziellen, meist humorigen Grundton und macht das eigentlich sehr sehr gut – ist schon mal einiges wert. Des weiteren marschiert hier eine echte Armada an Stars auf die aber stellenweise nur sehr kurz den Zinken ins Bild halten. Ansonsten hat man einen redseligen Dialogfilm der zwar durchaus spezielle Momente bietet, über die gegebene Lauflänge aber sehr leicht und sehr schnell zu einer ziemlichen Qual wird. Wer sich das geben mag soll damit glücklich werden, ich kanns einfach nicht wertschätzen und würdigen.
Fazit: Anstrengende Redetortur mit durchaus guten und witzigen Augenblicken
Inherent Vice ist ein wenig wie der böse, nihilistische Bruder von The Big Lebowski. Der dauerbekiffte Privatdetektiv Doc Sportello bekommt von seiner Exfreundin den Auftrag ihren verschwundenen Freund einen jüdischen Millionär aufzuspüren. Bei seinen ersten Ermittlungen wird Doc in einen Mord verwickelt und gerät immer weiter in eine Verschwörung rund um Zwangsprostitution und einen internationalen Heroinring. Die Geschichte ist genauso, wenn nicht sogar noch bekloppter als sie klingt und überzeugt mit einem abgefahrenen Humor, der immer wieder von hochdramatischen und zum Teil brutalen Szenen konterkariert werden. Auch die Darsteller überzeugen durch die Bank und stellen ihre ambivalenten Charaktere durchweg überzeugend dar. Allen voran Joaquin Pheonix der seinen sarkastischen, seineb Mitstreitern geistig stets überlegenen und gleichzeitig leicht depressiven Privatdetektiven mit einer überzeugenden Kraft und stiehlt seinen Kollegen in jeder Szene die Show. Inherent Vice ist einer der witzigsten und psychodelischsten Trips der letzten Jahre und damit auch einer der besten Filme der letzten Jahre.
Allen voran geht ein grandioser Cast, an dessen spitze Joaquin Phoenix steht. Die Handlung ist witzig und erinnert an die Coen Brüder. Auch das Drehbuch ist sehr gut geschrieben und ist die größte Stärke des Films. Der Soundtrack ist ebenfalls stark und auch die Nebenrollen sind mit Brolin, Withersboon und del Toro ebenfalls toll besetzt. Einzige Schwäche ist, das der film an manchen Stellen einfach zu lang ist.
"Inherent Vice" ist ein Film, der in erster Linie von seiner liebevollen Zeitgeist- und Charakterzeichnung lebt. Allen voran der ganz groß aufspielende Joaquin Phoenix war für mich einfach Freude pur! Er ist saucool, tapsig, ehrlich, verschlossen, berechenbar, überraschend, ein bisschen schlau, ein bisschen doof...irgendwie alles, und einfach liebenswert. Die Verachtung, die ihm und seinem Liefstyle von (fast) allen Seiten entgegengebracht wird, verstärkt seine Wirkung noch. Nennen wir es mal den "Dude-Effekt". Ingesamt kam "His Dudeness" mir öfters in den Sinn, Parallelen sind nicht zu leugnen und sicher auch nicht ungewollt.
So stolpert der "Doc" im Verlauf des Films durch eine Geschichte, die ein bisschen so ist wie er selbst: schwer greifbar, nicht wirklich konsistent und dennoch zu keinem Zeitpunkt langweilig. Der einzige rote Faden im Geschehen bleibt der Doc mit seinem Spliff. Szenerie und Charaktere wechseln bunt durch und entfalten nach und nach eine Welt, die zwischen den Welten wandelt. Die 70er haben gerade begonnen, und doch scheint der Doc mitsamt seinem Hippietum schon längst aus der Zeit gefallen zu sein. Seine Werte, sein gesamter Lifestyle wird von den anderen Figuren zwar offen abgelehnt, dennoch ist zwischen den Zeilen stets auch deren Sehnsucht erkennbar, ein Teil dessen zu sein.
Exemplarisch hierfür die wunderbaren Interaktionen mit dem toughen Cop "Bigfoot", gespielt von Josh Brolin. Er streckt dem haarigen Hippie zwar seine kernige Fassade der Abscheu entgegen, hört aber dessen Ausführungen durchaus angeregt zu und diskutiert mit dem Doc auf einer fruchtbaren Ebene. Die beiden stehen an zwei ganz verschiedenen Enden der Skala, aber vielleicht treffen sie sich gerade deshalb in einer gesunden Mitte. Das alles natürlich immer nur unterschwellig, denn offene Sympathie für den Doc würde Bigfoots Welt aus den Angeln heben.
Docs Interaktionen mit den zahlreichen übrigen Figuren sind nicht weniger spannend, und so ergibt sich ein sehr unterhaltsames Mosaik, das sich zu einem absolut überdurchschnittlichen Film zusammenfügt, der mir persönlich einfach sympathisch ist und bereits nach einem Mal ansehen geradezu ans Herz gewachsen ist.
Vielleicht abschließend ein Rat für alle, die sich den Film noch anschauen wollen: es handelt sich um einen derjenigen Filme, die sich erst mit der Sympathie des Zuschauers wirklich entfalten. Wer voreingenommen oder mit zu hohen Erwartungen rangeht, der wird im Endeffekt einen schlechteren Film sehen, als derjenige, der einfach eintaucht und sich auf die Reise mitnehmen lässt.
Inherent Vice präsentiert sich als herrlich exzentrische Krimi-Groteske mit gekonnt selbstsicher am Rande der Karikatur agierenden Darstellern, kann jedoch seiner hahnebüchenen, bewusst ins Leere laufenden Handlung keine Identifikationspunkte oder atmosphärische Dichte entgegensetzen. So bleiben Paul Thomas Anderson und sein Team mit Kamera-Veteran Robert Elswit weit hinter ihren Möglichkeiten, wenngleich hier und da Genie aufblitzt. Das unausgegorene, nostalgische Gesamtbild jedoch wirft die Frage auf, wen Anderson hier eigentlich stilistisch kopieren will, so offensichtlich sind die Parallelen in Figuren und Handlung etwa zu Tarantino und den Coen-Brüdern. Wenngleich sich also alle recht wacker schlagen, muss man sich eine abartig lange Laufzeit voller unnötiger Einfälle gefallen lassen und sich mehr schlecht als recht mit müden Skurillitäten und ein paar guten Onelinern durch das Storygestrüpp schlagen. Schade ist das vor allem, weil Paul Thomas Anderson mit ''There Will Be Blood'' einen der besten Filme aller Zeiten gedreht hat und seit dem nicht einmal mehr annähernd an jenes Niveau anknüpfen konnte.
Kult-Regisseur Paul Thomas Anderson hat nach „The Master“ wieder Joaquin Phoenix für eine Hauptrolle engagieren können. „Inherent Vice - Natürliche Mängel“ ist in den deutschen Kinos angekommen. Das Drehbuch adaptierte Anderson, die Vorlage ist ein Roman von Thomas Pynchon.
Larry Sportello (Joaquin Phoenix) lebt das lässige Leben in L.A. Anfang der 1970er. Immer einen Joint griffbereit, betreibt er ein Privatdetektivbüro im Nebenzimmer einer Arztpraxis und wird deshalb „Doc“ genannt. Ex-Freundin Shasta (Katherine Waterston) bittet ihn um Hilfe, denn sie vermutet, dass ihr neuer Lover, ein reicher Immobilien-Hai, entführt werden soll, und zwar von dessen Ehefrau und ihren Verbündeten. „Doc“ nimmt den Auftrag an. Als die Entführung tatsächlich stattfindet und ein Mord geschieht, ist Lieutenant Detective Christian F. „Bigfoot“ Bjornsen (Josh Brolin) zur Stelle. Der charismatische Polizist ist so ziemlich das Gegenteil von Larry, kennt diesen seit vielen Jahren und tritt ihm ab sofort auf den Füßen herum.
Joaquin Phoenix hat sich für „The Master“ die Seele aus dem Leib gespielt. Und absolut cool macht er den Larry. Die mit Fragezeichen durchsetzte Mimik von „Doc“ und das Gehabe, der Umgang mit „Bigfoot“ und den anderen Beteiligten verwandeln den Privatdetektiv in einen Sympathieträger, der für seine Aufträge kein Geld sieht. Anderson hält die Linse drauf, ist ihm auf den Spuren, immer in seinem Gesicht. Vor der Leinwand macht es einen Riesenspaß, dieser Type zuzuschauen. So ist es ein typischer Anderson-Film, der den Hauptcharakter nicht aus den Augen lässt. Und darum ist der Zuschauer stets dabei, wenn Larry wieder eine Formulierung nicht versteht, benutzt wird und durch seinen Fall im Dunkeln tappt. Und darum muss der Zuschauer sich darauf einlassen, genauso planlos wie Larry durch den Film zu stolpern. Neue undurchsichtige Figuren tauchen auf, machen etwas und erzeugen Stirnrunzeln. Nicht nur bei Sportello. Der kann sich das Dope reinziehen und sich Handlungsteile herbei halluzinieren, der Kinogänger …hm, eher weniger. Das ist anstrengend und macht den dialoglastigen Plot nicht spannender. Anderson ist bekannt dafür, vom üblichen Erzählschema abzuweichen. Dies vorher zu wissen, erleichtert jedoch nur geringfügig. Die beiden letzten Filme des US-amerikanischen Regisseurs („The Master“ 2012, „There Will Be Blood“ 2007) sind herausragende Werke und inhaltlich schwere Kost, aber erheblich angenehmer zu verfolgen.
„Inherent Vice - Natürliche Mängel“ ist ein interessanter Trip mit einer meisterlich eingefangenen und gespielten Hauptfigur. Nicht geeignet für Zuschauer, die einen roten Faden brauchen.
Den Film musste man wohl mit viel Alkohol oder bekifft ansehen. Ich war anscheinend zu nüchtern. Irgendwie wurde ich zwar unterhalten, die Minuten im Kino gingen allerdings doch sehr schwer zu Ende. Ein Film, den ich nicht ein 2.tes mal angucken muss.
[...] Der Trailer repräsentiert Inherent Vice perfekt: Sehr stylische Inszenierung, tolle Darsteller, Charaktere, Dialoge und Musik und viel schräger Humor. Wer aber hier schon nicht kapiert, was sich abspielt, darf nicht aufatmen: es wird nur noch schlimmer. Die Story ist wie ein Haufen bunter Puzzleteilchen, die einfach nicht zusammen passen. Die gekünstelte Erzählweise geht auf Kosten des Verständnisses des Zuschauers, dem am Ende des Tages nur Einzelszenen im Kopf bleiben werden. Viel zu lachen gibt es trotzdem und für Fans des Autorenfilms ist Inherent Vice auf jeden Fall einen Blick wert.