Einen Disney-Familienfilm zu drehen, das muss eine undankbare Aufgabe sein. An keiner Stelle darf es unbequem werden, niemandem soll auf die Füße getreten werden. Der Film muss gesellschaftliche Grundwerte und Corporate-Identity vermitteln. Dabei ist es durchaus möglich, ohne Sex und Crime Kinderfilme zu machen, die filmaffine Eltern dennoch ansprechen - wie „Der fantastische Mr. Fox" zuletzt eindrucksvoll gezeigt hat. Originalität und skurriler Witz waren im Fall von Andersons Kino-Highlight die Mittel der Wahl, und von beidem hat Alex Zamms „Beverly Hills Chihuaha 2" wenig bis gar nichts vorzuweisen. Im schlechtesten Sinne traditionsbewusst setzt Disney mit „Beverly Hills Chihuahua 2" auf sprechende Tiere mit lockerem Mundwerk. Herausgekommen ist ein Retorten-Streifen, der Altbekanntes nicht im Geringsten variiert und ausschließlich auf den Niedlichkeitsfaktor seiner pelzigen Protagonisten setzt.
Das zweite Abenteuer der Chihuahuas beginnt mit der Hochzeit von Chloe und Papi; bereits kurze Zeit später stellt sich anstrengender Nachwuchs ein. Vor allem Papi ist in der Rolle des verantwortungsbewussten Vaters überfordert. Zwar lieben ihn die Kleinen, disziplinieren kann er sie jedoch nicht. Zu allem Überfluss haben die Eltern von Sam (Marcus Coloma), dem Halter von Papi, Probleme mit der Bank, weil sie die Raten für ihr Haus nicht zahlen können. Die Pfändung droht, die Situation scheint aussichtslos. Die letzte Rettung könnte der alljährliche Schönheitswettbewerb für Hunde sein, denn der erste Platz ist mit 50.000 Dollar dotiert – eine Summe, mit der Sams Eltern alle Schulden begleichen könnten. So tritt die nunmehr zur Familie angewachsene Vierbeiner-Gemeinschaft mit ihren Freunden bei der großen Hunde-Revue an...
Nachdem der erste Teil in den Vereinigten Staaten für Genre-Verhältnisse wahnwitzige 94,5 Millionen Dollar einspielte, verwundert es aus marktwirtschaftlicher Perspektive kaum, dass schleunigst ein Sequel in Auftrag gegeben wurde. Mit beträchtlichem Aufwand produziert, ist „Beverly Hills Chihuahua 2" vor allem ein zweifelhafter Beweis für die Professionalität aller Beteiligten. Fast schon unheimlich, dass Cast und Crew diesen Klamauk umgesetzt haben, als produzierten sie einen halbwegs seriösen Spielfilm. Ob Drehbuch, Schaupielerei oder Score, hier bewegt sich alles auf grundsolidem Niveau. Trotz akzeptabler Umsetzung bleiben Story und Grundidee jedoch ein echtes Ärgernis, für dessen Inkaufnahme das Publikum nie entlohnt wird.
Darüber hinaus mangelt es der Sprechanimation der Tiere an Charme. Mit der flachen Mimik muss auch der Versuch scheitern, das Publikum für die emotionalen Wechselbäder der Vierbeiner einzunehmen. Damit werden zwei Drittel des Films zur spaßfreien Demonstration von Dressur und Tricktechnik. Einmal mehr zeigt sich, dass Disney trotz erfrischend frecher Produktionen jüngster Vergangenheit („Küss den Frosch") immernoch den ewig gleichen Mechanismen des Familienentertainments folgt. Die offensichtlichen Vorgaben, die der Produktion des Films zugrunde lagen, sind ebenso antiquiert wie abgegeriffen. Unter diesen Voraussetzungen gelingt es Alex Zamm einfach nicht, seinem konfektionierten Hundefilm Leben einzuhauchen. Dass Cast und Crew dabei ihr Bestes geben, reicht bei weitem nicht, um „Beverly Hills Chihuahua 2" vor der Belanglosigkeit zu retten.