Die Doppelhaushälfte, der gepflegte Vorgarten und eine unbefristete Stelle: Für viele der Inbegriff von Spießigkeit und auch für Meike (Nora Tschirner) eine Schreckensvision. In Elmar Fischers romantischer Komödie „Offroad" wird gleich zu Anfang klargestellt, dass die Protagonistin ganz und gar nicht dafür geschaffen ist, auf Dauer ein behütetes Vorstadtleben zu führen, in dem das örtliche Schützenfest die größte Aufregung des Jahres ist. Meike wünscht sich also nichts mehr, als dem drögen Alltag zu entkommen und die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Die Sehnsucht nach Abenteuern und die Lust auf das Neue teilt sie mit den Zuschauern, die im Kino Zerstreuung und Abwechslung suchen. Doch während Meike auf eine Reise geht, bei der alle ihre Wünsche irgendwie wahr werden, erlebt das Publikum zwar recht kurzweilige, aber auch wenig innovative anderthalb Stunden.
Meike (Nora Tschirner) führt ein geregeltes und unglaublich langweiliges Leben. Nach dem Abitur folgte das BWL-Studium und nun steht sie kurz davor, die Firma ihres Vaters zu übernehmen – den Marktführer in der Produktion von Grasauffangsäcken für Rasenmäher(!). Auch die Hochzeit mit dem Anwalt Phillip (Max von Pufendorf) ist schon in trockenen Tüchern und so erwartet Meike ein ödes Spießer-Dasein in der Provinz. Als sie einen Jeep ersteigert und im Kofferraum 50 Kilo Kokain findet, ist das die Gelegenheit, aus dem ungeliebten Alltag auszubrechen und mal so richtig unvernünftig zu sein, zumal sie Phillip auch noch mit ihrer besten Freundin Denise (Nora Binder) erwischt. So beginnt für Meike eine turbulente Reise zwischen dem Versuch, das Kokain unter die Leute zu bringen und der Flucht vor den eigentlichen Besitzern – drei halbgaren Agentur-Heinis, die mit den Drogen ihr Geschäft vor dem Bankrott bewahren wollen. Immerhin bekommt sie dabei unerwartete Hilfe von dem charmanten Türken Salim (Elyas M'Barek), aber den kann sie überhaupt nicht ausstehen... eigentlich!
So weit, so vorhersehbar. Dass „Offroad" aber trotz der nicht sehr originellen Story durchaus unterhaltsam ist, liegt vor allem an den charmanten Darstellern. Die gelangweilte, aber abenteuerlustige Meike ist Nora Tschirner („Keinohrhasen", „Zweiohrküken") wie auf den Leib geschrieben. Gewohnt frech, vorlaut, starrköpfig und dabei stets charmant begibt sie sich auf eine holprige Reise ins Ungewisse. Und auch der aufrichtige Salim erkennt bald, dass wesentlich mehr als nur eine graue Vorstadt-Maus in Meike steckt und zieht darauf natürlich alle Register seines südländischen Temperaments. Elyas M'Barek („Türkisch für Anfänger") offenbart dabei aber auch die selbstlose Seite des attraktiven Verehrers. Das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller und Sympathieträger wiederum hat durchaus Ecken und Kanten - obwohl die vielbeschworene Chemie zwischen ihnen nicht immer hundertprozentig stimmt, sind die romantisch-komischen Verstrickungen überaus liebenswert.
Für die Lacher sind in dieser Komödie nicht in erster Linie die Hauptfiguren verantwortlich, sondern die meisten Pointen gehen auf das Konto des Meike nachjagenden Drogenbesitzer-Trios (Tonio Arango als cholerischer Agenturchef sowie Stefan Rudolf und Thomas Fränzel als seine Mitstreiter). Die drei gelangen bei ihren Versuchen an das verlorene Kokain zu kommen wahrlich an ihre nervlichen und vor allem auch beruflichen Grenzen – da wird definitiv kein Missgeschick ausgelassen. Aber nicht nur mit den Pannen der drei Unglücksraben sorgt Elmar Fischer in seinem Kinodebüt für Abwechslung, er nimmt sich auch eine der ersten Regeln des Road-Movies zu Herzen und bringt die Dinge ständig in Bewegung. Nachdem die triste Provinz verlassen wurde, geht es geradewegs in die Hauptstadt Berlin. Im turbulenten Katz-und-Mausspiel zwischen Meike und ihren Verfolgern zeigt Fischer die unterschiedlichsten Seiten der aufregenden Metropole und hat damit für den lebhaften Hauptteil seines Films den perfekten Ort gewählt - der pulsierende Herzschlag der Stadt wir zum Taktgeber für die nun sehr temporeiche Geschichte. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten markieren aber nicht nur die Differenzen zwischen dem langsamen Leben in der Provinz und dem Dasein auf der Überholspur in der Großstadt, sondern auch den unübersehbaren Kontrast zwischen Meikes langweiligen Fast-Ehemann Max und dem ungestümen Salim.
Fazit: Dank sympathischer Darsteller und eines flotten Erzähltempos ist „Offroad" über weite Strecken eine amüsante und kurzweilige Komödie, die aber unter ihrer Schablonenhaftigkeit und Vorhersehbarkeit leidet. Etwas mehr von der Abenteuerlust seiner Hauptfiguren hätte Regisseur Elmar Fischer gutgetan.