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    Sabotage
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Sabotage
    Von Christoph Petersen

    Nach dem katastrophalen US-Start von „Sabotage“ hat der einstige Erfolgsgarant Arnold Schwarzenegger nun endgültig seinen Ruf als Kassengift weg. Seit seiner Rückkehr ins Filmgeschäft hat er mit „The Last Stand“, „Escape Plan“ und nun „Sabotage“ schließlich einen finanziellen Flop nach dem anderen hingelegt. Offenbar hat das heutige Publikum einfach keinen Bock mehr auf ironisch-ikonisches Actionstar-Kino im Stil der 1980er Jahre (einmal abgesehen vom Sonderfall der „The Expendables“-Reihe). Allerdings ist zumindest „Sabotage“ dabei völlig ungerechtfertigt ins Kreuzfeuer der Arnie-Verächter geraten: Denn selbst wenn der Bald-wieder-„Terminator“ die Hauptrolle spielt, ist der humorlos-nihilistische Action-Bastard kein typisches Schwarzenegger-Vehikel, sondern ein waschechter David-Ayer-Film! Wie schon in seinem Drehbuch zu „Training Day“ sowie seinen Regie-Arbeiten „Street Kings“ und „End of Watch“ zeichnet der Filmemacher den Polizeialltag auch in „Sabotage“ als undankbar-ausweglose Tortur, die sich selbst mit Drogen, Stripperinnen und Unmengen Zynismus nur am Rande des Wahnsinns durchstehen lässt. Bedenkt man dabei allerdings, dass Ayer seine Karriere als Drehbuchautor begonnen hat, ist es schon erschreckend, dass es ihm bei seiner Überarbeitung von Skip Woods‘ Original-Skript nicht gelungen ist, der wirren Handlung auch nur einen Anschein von Kohärenz zu verleihen.

    Seitdem seine Frau und sein Sohn von einem mexikanischen Kartell brutal gefoltert und ermordet wurden, lebt der von allen nur Breacher genannte DEA-Agent John Wharton (Arnold Schwarzenegger) nur noch für sein Team, das auf den ersten Blick eher wie eine Söldner-Truppe und nicht wie die Spezialeinheit einer Bundesbehörde anmutet. Bei jedem ihrer Einsätze riskieren sie Kopf und Kragen, aber jetzt soll sich das dauernde Risiko endlich auch einmal auszahlen: Bei einer Razzia in einer Kartell-Villa spülen Breacher und seine Männer zehn Millionen Dollar buchstäblich im Klo runter, um sie später aus der Kanalisation zu fischen und sich selbst in die Tasche zu stecken. Aber dann ist nicht nur das Geld plötzlich spurlos verschwunden, die Mitglieder der Spezialeinheit werden auch einer nach dem anderen auf grausame Weise getötet. Da stellt sich natürlich zunächst einmal die Frage: Stillt hier das bestohlene Kartell seinen Rachedurst oder steckt vielleicht sogar einer von Breachers eigenen Leuten hinter den brutalen Morden…

    In den meisten seiner Filme schickt Arnold Schwarzenegger seine Widersacher mit einem ironischen Augenzwinkern über den Jordan und selbst in seinen raren geradlinigen Action-Reißern wie „Das Phantom Kommando“ oder „Der City Hai“ verkörpert er trotz Selbstjustiz-Thematik eindeutig positive Figuren. Somit ist Breacher nun tatsächlich eine der ganz wenigen Rollen in seiner mehr als 40-jährigen Karriere, bei denen man tatsächlich so etwas wie Ambivalenz ausmachen kann. Schwarzeneggers Wharton mag hier noch der „Normalste“ sein, aber das bedeutet bei einem Team, das ausschließlich aus schießwütigen, notgeilen, sexistischen Proleten-Arschlöchern besteht, nicht viel. Und Ironie gibt es bei dieser abgefuckten Killer-Gang nur insofern, als dass mit Lizzy Murray (Mireille Enos) ausgerechnet die einzige Frau im Team die Schlimmste von allen ist. Nicht nur lässt sie sich undercover bereitwillig auch ohne Gummi von einem Kartellboss ficken, um ihm kurz darauf kommentarlos das Hirn aus dem Schädel zu ballern, sie zieht sich von dem sichergestellten Crystal Meth auch gleich vor Ort selbst noch etwas rein. Lizzy und ihre Kollegen sind, was der Job aus ihnen gemacht hat – und diese nihilistisch-alternativlose Konsequenz ist in „Sabotage“ deutlich gelungener herausgearbeitet als etwa im vor kurzem gestarteten „Lone Survivor“, in dem Peter Berg eine ähnliche Ambivalenz in Bezug auf US-Sniper in Afghanistan lediglich antäuscht, um dann doch in einen banalen Hurra-Amerika-Patriotismus zu verfallen.

    In „Sabotage“ bekommen die Widersacher bei den präzise-klinisch gefilmten Erstürmungen (dass Ayer die beherrscht, hat er schon in „End of Watch“ gezeigt) nicht einmal einen trockenen Oneliner zum Abschied spendiert, stattdessen werden sie völlig emotionslos durchsiebt. Dabei hat die Effekt-Abteilung bei der Bestellung der Blutbeutel offenbar eine Null zu viel angehängt und nun, wo das Zeug schon mal da war, wurde dann auch alles verwendet: Zumindest sehen die Wände nach einem einzelnen Schuss aus, als seien die Opfer regelrecht zerplatzt. Und die Morde an den Teammitgliedern sind ebenfalls nicht ohne, wobei Breacher es sogar emotionslos schluckt, wenn er einen seiner Männer an die Decke genagelt und wie ein Schwein ausgeweidet vorfindet (die FSK 18 geht in diesem Fall also völlig in Ordnung). Aber mit dem Abschlachten der Agenten nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip offenbart sich dann auch die große Schwäche des Films: Anders als viele ähnlich nihilistische 70er-Jahre-Reißer, bei denen es Cop A einfach mit Bande B aufnimmt, setzt Ayer hier auf eine unnötig komplizierte (und etwas wirr erzählte) Story, die in der letzten halben Stunde völlig auseinanderbricht und zunehmend ins unfreiwillig Komische (Arnie als Sombrero-Gunman) abgleitet. Und wie schon angedeutet ist „Sabotage“ einer der ganz wenigen Schwarzenegger-Filme, in dem Humor – nicht freiwillig und erst recht nicht unfreiwillig - absolut nichts zu suchen hat.

    Fazit: „Sabotage“ ist der kompromissloseste Mainstream-Reißer seit langem – aber Actionfilm hin oder her, ein Mindestmaß an Sinn sollte eine Story schon hergeben.

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