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Cursha
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5,0
Veröffentlicht am 5. August 2017
Mit "Laurence Anyways" schafft das junge Regietalent Xavier Dolan sein nächstes Meisterwerk. Viele sind wahrscheinlich schon abgeschreckt von der kolossalen Laufzeit und der Thematik, die auch heute noch fürs Publikum wohl schwer zugänglich ist. Allerdings haben diese was verpasst, den zum Einen besitzt der Film ein großartiges Drehbuch und tolle Dialoge, zum Anderen ist er wieder so gefühlvoll und emotional wie man es aus anderen Werken von Dolan kennt. Der Film ist teilweise einfach traurig berührend und zum schreien komisch. Beides in einem perfekten Ausgleich, nichts zu viel, nichts zu wenig. Und an dieser Stelle muss ich auch Suzanne Clement loben, die ich in wirklich jeder Rolle großartig finde und hier besonders. Aber auch ansonsten kann Dolan wieder großartige Leistungen herauskitzeln. Auch der Einsatz von Musik in dem Film hat mir erstaunlich gut gefallen. Hiervon kann sich der große Nachbar mal eine Scheibe abschneiden, den der Kanadier liefert Filme ab, die Inhaltlich, wie auch Darstellerisch vielen Produktionen der USA überlegen sind. Allein schon der Thematik, der sich Dolan annimmt, welche in den USA doch immer recht schwierig umzusetzen ist. Aber kurz: Dolans "Laurence Anyways" ist ein wahres Meisterwerk.
Oft läuft der Film durch eigenwillige Bildkomposition, durch popkulturartige Entrückung von Szenen und teils großartiegen Dialogen zur Hochform auf und es gelingt ihm zudem neben seiner Haupthandlung Beziehungsprobleme sowie teils schrille Nebenfiguren mit einzuflechten. Allerdings erweist sich der Film als zu episch angesetzt, verliert sich in unwichtigen Handlungssträngen und debattiert zu viel.
[...]Das Bewahren des Ichs im Wir, das Suchen und Finden des Ichs im Ich, das Werden oder Scheitern des Wirs, das ist kanonisches Alphabet des Liebesdramas von damals bis immer. Das zur Zeit des Drehs seines dritten Spielfilms 23jährige Kunstkinowunderwind Xavier Dolan verhandelt dies in „Laurence Anyways“ nicht wie meist üblich über Schlagworte wie Midlife-Crisis[...]: im Tranny-Drama sucht das eine Ich nach Erfüllung in der äußergeschlechtlichen und innerseelischen Transformation zu den Merkmalen des anderen Ichs, nicht aus einer didaktischen, sondern methodisch kontemplativen und formal überbordenden Inszenierung wird Dolans bisheriges Opus Magnum zu einem ausschöpferischen, aufwühlenden Erlebnisfilm. Nicht tabubrechend und nicht skandalös; auch wenn Laurence in seiner Frauwerdung auf die natürlichen Widerstände trifft betreibt Dolan keinen Avantgardismus mit seinem Stoff, sucht nicht die Feindberührung, nicht die ständige Projektionsfläche der Enttabuisierung.[...]Mal getragen, mal vorangetrieben von französisch- und englischsprachigen Pophymnen der frühen bis späten 1990er und Einschüben klassischer Musik brechen die Emotionen laut und zürnend, leise und verzweifelnd hervor, während sie an anderer Stelle etwas hinter dem überbewussten Kunstwillen Dolans zurückstehen. Wo im Genre zuletzt oft die Spröderie herrschte und die Schönheit eher in der Realitätsent- statt –verfremdung gesucht wurde (siehe „Like Crazy“ oder „Der Geschmack von Rost und Knochen“), ist „Laurence Anyways“ ein Leuchtprisma, ein dispersiver Bilderrausch, der die Gefühlswallungen nicht plastifiziert, sie meist unterstützend visuell transzendiert, ihnen einige Male aber auch den Raum streitig macht.[...]
Der Film ist sehr gut - ästhetisch wie schon mit den anderen Filmen von Dolan gesehen, mit einem sehr guten Drehbuch (die Geschichte ist gut konstruiert obwohl sie vielleicht kürzer hätte sein sollen), und die Auswahl der Schauspieler war absolut richtig.
Warum ist der Film also meiner Meinung nach nicht 5 Sterne wert? Diese Art, wie in Video-Clips zu drehen, ist ja nicht mehr so revolutionär. Dolan dreht und dreht und dreht seine Kamera, findet schöne Ecken und Sichte... Es sieht aber manchmal viel zu Woodkid-isch aus. In zehn Jahren finden wir sowas langweilig...
Also ein schöner, sehr guter Film, von seiner Zeit. Aber kein zeitloses Meisterwerk.
Zunächst hat mich das Thema des Films etwas abgeschreckt, doch dann habe ich mich letztendlich doch dazu durchgerungen mir "Laurence Anyways" anzusehen, nicht zu letzt aufgrund der 5-Sterne Kritik von Filmstarts. Was soll ich sagen... Ein faszinierender Film! Extrem gefühlvoll inszeniert, mit einer emotionalen Tiefe die seines Gleichen sucht. Schräge Charaktäre, die einem ans Herz wachsen. Eine Liebesgeschichte, die es so wohl noch nie im Film gab. Ein Soundtrack, der immer an der richtigen Stelle einsetzt. Das alles macht "Laurence Anyways" zu einem herausragenden Film. Also: Lasst euch nicht von der Länge des Films abschrecken (die Zeit vergeht wirklich wie im Flug), und auch nicht von dem "nicht gesellschaftsfähigem" Thema der Transsexualität. Anschauen lohnt sich!